Interview mit Alexander Wenger

Alexander Wenger (32) ist Produzent von TV-Sendungen, Moderator und Menschensucher. Wie er zu dieser Kombination von Berufen kam, was ihm am meisten Spass macht und welchen Fall er von seiner Menschensuche nie vergessen wird, erzählt er mir im Interview.

Bild von Alexander WengerWas hat dich gereizt, in die TV-Branche einzusteigen?
Als kleiner Junge habe ich schon Studios, Lampen und Technik sehr spannend gefunden. Mit zehn Jahren habe ich dann zum ersten Mal fernsehgemacht. Mit 16 war ich bei der Video Gang. Dort habe ich gelernt zu schneiden, moderieren und texten. Nach der Diplommittelschule kam ich dann über ein Praktikum zum Fernsehen. Besonders aufregend finde ich, dass hunderttausende deine Arbeit sehen.

Welche Sendung gefällt dir am besten, die du produziert hast?
Ich habe verschiedene Highlights. Momentan mache ich eine Sendung über Au-pair, die in einen anderen Sprachteil der Schweiz gehen. Letztes Jahr war es die Sendung «Üse Buurehof», wo sechs Menschen mit einer geistigen Behinderung auf einem Bauernhof gearbeitet haben. Am liebsten habe ich das Genre Doku-Serien, wo man Menschen begleitet.

Welche Events moderierst du am liebsten?
Das Zurich Pride Festival konnte ich schon dreimal moderieren. Es ist eine Mischung zwischen Show und Glamour, aber natürlich auch sehr fokussiert auf das Thema Gleichberechtigung von Homosexuellen und Transgender. Das ist mir eine Herzensangelegenheit. Ich moderiere zum Beispiel auch Diplomfeiern. Am liebsten moderiere ich vor vielen Leuten, die Spass haben und feiern.Bild von Alexander Wenger

Wie bist du auf die Idee gekommen, Menschen zu suchen?
Ich habe selbst immer die Sendungen im Fernsehen geschaut, wie «Vermisst». Mich hat das sehr fasziniert und als Journalist muss ich ja auch Dinge abklären und herausfinden. Ich konnte dann auch für die Ausgabe «Vermisst Schweiz» arbeiten. Da habe ich gemerkt, dass ich ein Talent habe schnell, selbst über Umwege, an Informationen zu kommen. Ich habe auch privat ein breites Netzwerk und spreche gerne mit Menschen. Dies hilft mir enorm. Leider wurde die Sendung nur einmal ausgestrahlt. Ich hatte mir gedacht, dass es sicher auch Menschen gibt, die jemanden suchen, damit aber nicht ins Fernsehen möchten. So habe ich dann meine Firma «Der Menschensucher» gegründet.

Wie hast du dich orientiert, wo und wie du welche Informationen bekommst?
Das Grundwissen hatte ich schon als Journalist. Der Rest war learning by doing. Oftmals wurde mir auch von den Stellen weitergeholfen, die die Informationen nicht hatten. Jedes Mal lerne ich wieder etwas Neues hinzu.

In dem Fall sind die Ämter auch sehr hilfsbereit?
Ja, sehr. In der Schweiz ist es ein bisschen ein Beamten-Klischee. Schweizer Behörden sind sehr effizient, ich habe meist innert paar Stunden eine Antwort. Sie helfen extrem und sind sehr freundlich. In Deutschland zum Beispiel sind sie eher bürokratisch.

Welchen Fall wirst du nie vergessen?
In einem Fall hatte ein Mann seinen Vater gesucht und ich habe ihn auch recht schnell in Deutschland gefunden. Als ich mit seiner Frau gesprochen habe, hat sie mir gesagt, dass er sehr krank sei und wollte ihn nicht belasten. Sie hat dann nach einem Tag Bedenkzeit zugestimmt und die Beiden konnten sich kennenlernen. Eine Woche später ist der Vater gestorben.
Ein anderer Fall war eine Frau, die ihren Vater gesucht hat. Leider wollte er sie nicht kennenlernen. Drei Jahre später haben sich auf das Inserat, dass ich vergessen hatte zu löschen, Zwillingsschwerstern gemeldet. Ihnen musste ich dann auch mitteilen, dass ich seinen Kontakt nicht vermitteln darf, aber den der Halbschwester. So konnten sich die Frauen wenigstens kennenlernen.Bild von Alexander Wenger

Warst du schon bei einer Zusammenführung dabei?
Nein, das ist der Moment dieser Menschen und der gehört ihnen. Mein Job ist beendet, sobald ich den Kontakt vermittelt habe.

Wie tankst du Kraft bei deinen unterschiedlichen Jobs?
Yoga hilft mir sehr, mit Freunden Zeit zu verbringen und oft das Handy wegzulegen. Ich habe das Gefühl, ich habe schon mehr Energie als andere und meine Arbeit macht mir auch Spass.

Was motiviert dich?
Meine Grundneugier. Ich mag Menschen, ihre Geschichten, ihre Berufe. Bei der Menschensuche im speziellen ist es das Rätsel. Es ist wie ein Krimi. Manchmal denke ich, es ist eine mega einfache Anfrage und dann merke ich, die Person verschwindet in meiner Suche. Bei einem Fall habe ich dann den Vater schlussendlich in Australien gefunden.

Wie gehst du damit um, wenn du die Person nicht findest?
Es gibt verschiedene Gründe: Wenn ich zu wenig oder die falschen Angaben über die gesuchte Person habe oder ein kleines Budget. Klar, ärgert es mich, wenn ich die Person nicht finde. Das Schöne ist aber, dass meine Auftraggeber nach meiner Suche immer mehr wissen als vorher.

Was an deinem Beruf macht dir am meisten Spass?
So langweilig es klingt: Die Kombination. Wenn ich zulange das Gleiche mache, wird es mir langweilig.

Wo holst du dir deine Inspiration?
Überall, immer und jederzeit. Ich lese Zeitung und Sachbücher, unterhalte mich mit Menschen und schaue gerne fern. Als Journalist spüre ich immer, wo eine Geschichte ist.

Bilder: Alexander Wenger

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