Partyveranstalter im Interview

Arnold Meyer — der Partyveranstalter

Wer kennt ihn nicht, Arnold Meyer (51), Partyveranstalter und Promoter aus Zürich. Woher sein Übername Technopapst kommt, wieso er nicht mehr die Energy nach der Street Parade organisiert und was für ihn die perfekte Party ausmacht, beantwortet er mir im Interview.Bild von Partyveranstalter Arnold Meyer

Wie bist du Partyveranstalter geworden?
Ich war in den frühen 80ern regelmässiger Gast in Zürcher Clubs, wie dem Flamingo mit DJ Roger Giger (der als erster House Music spielte), im Roxy mit DJ Michael Paoletta und an den Partys von Oli & James (Oliver Stumm & James Wolfensberger). Zudem arbeitete ich als DJ im Z33 und im Diagonal. Seit ich im Februar 1978 den Film «Saturday Night Fever» im Kino sah, befasse ich mich mit Disco und Dance Music. 1988 mietete ich das GZ Heuried und veranstaltete dort meine erste Party mit den DJs Rolf Imhof und Walti Ciscato, die bis heute immer noch regelmässig aktiv sind. Gespielt wurde Chicago House. 1990 folgten dann die allerersten Techno-Partys, 1992 die Energy-Party im Anschluss an die erste Street Parade.

Wie alt warst du da?
23 Jahre alt.

Du bist schon 35 Jahre im Zürcher Nightlife aktiv. Ist dir das Nachtleben noch nicht verleidet?
Nein, solange sich die Dance Music immer wieder neu erfindet und immer wieder neue Talente neue Akzente setzen, lebt die Kultur weiter.

Was hältst du von deinem Übernamen Technopapst? Wie ist er entstanden?
Jürgen Laarmann vom Berliner Techno-Magazin «Frontpage» nannte mich in einem Artikel Anfang der 90er «Alpen-Technopapst». Christoph Soltmannowski vom «Sputnik»-Magazin kürzte es dann auf «Techno-Papst» ab. Techno und Papst ist ein Widerspruch in sich: Einerseits die ausgelassene, exzessive Techno-Kultur, anderseits die strengen religiösen Gesetze des Katholizismus. Ein witziger Übername.

Bild von Partyveranstalter Arnold Meyer Du hast 2015 den Lifetime Award des Swiss Nightlife Award erhalten. Was bedeutet dir dieser Preis?
Es ist eine Ehre, wenn man fürs Lebenswerk gekürt wird. Spontan kam es zu einer Standing Ovation und unzähligen Gratulationen von Nightlife-Protagonisten, wie Seigi Sterkoudis. Das ehrt natürlich. Wichtig ist aber auch, die Vorläufer wie Roger Giger und Oliver Stumm zu ehren. Sie hätten einen solchen Preis mehr verdient als ich.

Welchen DJ hättest du am liebsten einmal bei deiner Party hinter dem Mischpult?
In den letzten 30 Jahren hatten wir so gut wie jeden wichtigen DJ dabei, ausser Tale of Us und Dixon.

Was war die coolste Party, die du veranstaltet/promotet hast?
Es gab viele. Die Walpurgisnacht in Urdorf 1992 mit den welschen DJs DJamin und Willow, die ersten Kaufleuten-Parties mit Djaimin. Dann natürlich die Energy 93 mit Sven Väth, Laurent Garnier und vielen anderen. Die Cubik 94 und 95 im Alten Gugelmann Areal in Roggwil.

Was war der absolute Albtraum an einer Party?
Der passierte zum Glück noch nie. Höchstens, dass mal für kurze Zeit kein Ton aus den Lautsprechern kam.

Was macht für dich die perfekte Party aus?
Wenn alle an einem Strang ziehen, wenn der DJ und das Publikum eine Einheit bilden, auf eine Reise gehen und in eine Parallelwelt eintauchen. Magische Momente, wo das Publikum Freudenschreie ausstösst.

Bild von Tiesto an der EnergyHast du je überlegt, ein Revival der Energy Party zu machen?
Nein, 2014 fand die letzte im Hallenstadion mit David Guetta statt. Seither machen wir keine Energy-Partys mehr, sondern nur noch David Guetta als Konzert-Act für die Firma Act Entertainment.

Wieso hast du mit dieser Party aufgehört?
Der Markt mit hallenfüllenden Acts ist schwierig geworden. Die Gagen von Headlinern sind derart gestiegen, dass es sich nicht mehr rechnet.

Du wirst auch oft zu Partys eingeladen, geniesst du das oder ist das immer auch Arbeit?
Beides. Partys sind fürs Networking wichtig. Als Schreibtischtäter, der nie an Partys gehen würde, wäre es schwierig, selber Partyveranstalter zu sein.

Wie erholst du dich?
Ich hatte in den 30 Jahren noch nie ein Burnout und nie ein Sabbatical nötig. Erholung ist wichtig, vor allem nicht ständig übermüdet zu sein. Erholen kann man sich mit Lesen, Besuchen von kulturellen Veranstaltungen oder im Sommer am See.

Was hörst du privat für Musik?
Neben Techno und House in allen Schattierungen auch alle anderen Stilrichtungen wie Rock, Pop, Hip Hop, Funk, Soul, Disco. Momentan sind die Atlanta-Trap-Künstler wie Migos am spannendsten. Das kann aber in ein paar Jahren wieder ändern.

Wenn du auf deine Karriere als Partyveranstalter/Promoter zurückblickst, was würdest du mit Sicherheit anders machen?
Im Nachhinein wäre man sicher vorsichtiger. In der Sturm- und Drangphase des Techno in den 90ern bis frühen 2000ern hatten wir übertrieben hohe Technik- und Produktions-Budgets. Da wäre man heute bestimmt sparsamer.

Bild von der EnergyWas für Tipps gibst du jungen Partyveranstaltern?
Klein anfangen. Am besten in einer Bar oder in einem kleinen Club. Dort eine eigene Community aufbauen und diese langsam wachsen lassen. Heute gibt es viel mehr Flops als früher. Es kann sein, dass an einem Samstagabend 20 Personen an eine Party gehen, weil es derart inflationär viele davon gibt. Es gibt aber nach wie vor Chancen, im Party-Bereich Erfolg zu haben. Wichtig ist auch, dass man nicht einfach andere kopiert, sondern eine eigene Note versucht reinzubringen. Ideal ist auch, wenn man eine neue Stilrichtung oder ein Sub-Genre als Erster entdeckt und dann damit wächst. Es war ein Riesenglück, dass ich so früh auf Techno setzte, der danach explodierte. Heutzutage ist es allerdings kaum noch möglich, eine Richtung zu finden, die so gross wird, wie damals Techno. Aber mit kleineren Sub-Genres gibt es durchaus eine Chance.

Bilder: Karmasutra Arnold Meyer, tilllate.com


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