Wenn aus Liebe Anhängigkeit wird

Gina (Blake Lively) sieht die Welt in verschwommenen Lichtreflexen. Seit einem Autounfall als Kind, bei dem ihre Eltern ums Leben kamen, ist sie blind. Mittlerweile lebt sie mit ihrem Mann James (Jason Clarke) in Bangkok. Eine riesig, laute Stadt mit unzähligen verschiedenen Gerüchen, doch dank ihrem Mann findet Gina sich zurecht.

Handlung «All I See Is You»

Nach mehreren Tests gibt es Hoffnung, dass ihr Augenlicht auf einem Auge wiederhergestellt werden kann. Und es funktioniert! Gina sieht sich nach so langen Jahren endlich im Spiegel wieder. Doch die Veränderung durch die Operation und das Wiedergewinnen des Augenlichts sind nur der Anfang der Veränderung von Gina. Sie färbt sich die Haare, zieht figurbetonte Kleidung an, möchte alles in seiner vollen Farbenpracht bewundern. Daneben füllt sich James zurückgelassen, nicht mehr wichtig genug. Hat Angst ihr nicht mehr zu gefallen, weil sie ihn nun nicht mehr braucht. Eine Szene am Anfang des Films ist sehr bestimmend für den Verlauf ihrer Geschichte: Gina fragt James: «Ist es dir nicht lästig mich immer zu umsorgen?» Darauf James: «Nein, das macht mich speziell.» Dieses Spezielle versucht er schlussendlich mit aller Macht zurückzugewinnen. Als Ginas Auge anfängt die implantierte Linse abzustossen und keiner weiss warum. Kann er endlich wieder der starke Mann sein und ihr Trost spenden. Und es ist doch alles nicht so schlimm, früher war es ja auch gut. Doch dann kommt sie hinter das düstere Geheimnis ihres Mannes.

Fazit «All I See Is You»

Es war mir gar nicht so bewusst, wie laut unsere Welt für blinde oder sehbehinderte Menschen sein muss. Marc Forster trifft diese Akustik ausserordentlich gut. Auch sein Versuch, die Welt so darzustellen, wie sie von Gina wahrgenommen wird, ist erstaunlich. Manchmal ein bisschen wirr, aber aufgrund von seinen Hintergrundrecherchen zutreffend.

Die Geschichte entpuppt sich immer mehr zum Albtraum, weil James Gina um keinen Preis eigene Erfahrungen sammeln lassen will. Er ist so von ihr abhängig, dass er glaubt ohne sie nicht leben zu können. Seine hinterhältige Tat ihr Augenlicht zu vermeiden, lässt aber die Empathie beim Publikum sinken. Wie so oft, sind die ganzen unausgesprochenen Ängste nur in seinem Kopf. Würde die Menschen öfter miteinander reden, könnten viele dieser unbegründeten Ängste einfach beiseite gewischt werden.

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