Interview mit Anna Pieri Zürcher

Die Schweizer Schauspielerin Anna Pieri Zürcher (42) wurde in Bern geboren und ist in Biel aufgewachsen. Im Zürcher Tatort spielt sie die Kommissarin Isabelle Grandjean. Auf dieses Interview habe ich mich besonders gefreut, weil ich Anna beim ersten Zürcher Tatort «Züri brännt» doubeln durfte! Mitten in den Dreharbeiten zu den Folgen drei und vier treffe ich die sympathische und super lustige Anna in Zürich. Wie viel sie über den Tatort wusste, wie es für sie ist während der Pandemie zu drehen und was für «Unfälle» sie auf der Theaterbühne erlebt hat, erzählt sie im Gespräch.  

Wieso wurdest du Schauspielerin?
Ich war zuerst Pianistin und habe nach meinem Studium ein Jahr als Klavierlehrerin gearbeitet. Ich mochte es, doch mir wurde bewusst, dass ich dies nicht mein ganzes Leben lang machen kann. Mit 23 habe ich die Theaterschule begonnen.

Dann warst du zuerst auf der Bühne. Wann hast du mit Film begonnen?
2014 habe ich richtig im Filmbusiness Fuss gefasst.

Was liebst du am meisten an deinem Beruf?
Jeder Tag ist anders, neue Situationen, manchmal musst du auch kreativ sein und Dinge erfinden. Ich kann nicht jeden Tag die gleiche Arbeit machen, ich bin zu kreativ.

Bild von Anna Pieri Zürcher

Wie ist es für dich, unter den Corona-Umständen zu drehen?
Jeden Morgen werden wir getestet, aber ansonsten geht es. Die Crew trägt immer eine Maske, wir Schauspieler nicht, deswegen ist es für uns nicht so anstrengend. 

Einige haben ja durch Corona ein Bewusstsein für Umwelt und Nachhaltigkeit entwickelt. Was bedeuten dir diese zwei Dinge?
Zuhause essen wir wenig Fleisch, trennen unseren Abfall und versuchen wenig zu fliegen. Ich denke immer, wir machen kleine Schritte. Die grossen Industrien machen nichts, sind nur auf ihren Profit aus und dies ist ziemlich entmutigend. Geld ist wichtiger als Leben. Mich macht es besonders traurig und wütend, wenn ich meinen Sohn ansehe und denke, was für eine Welt wir unseren Kindern hinterlassen. Wenn ich zum Beispiel das Wasser zu lange laufen lassen, sagt er immer; Mama, schliess den Wasserhahn. Er hat schon ein grosses Bewusstsein bezüglich dieser Themen.

Er ist neun Jahre alt, hast du gesagt?
Ja, ist er. Die Kinder sind sich dem sehr bewusst. Wir, unsere Eltern und Grosseltern haben bezüglich der Umwelt Scheisse gebaut. Aber ich habe immer Hoffnung und ich denke, die Menschen sind intelligent und werden verstehen, dass sich etwas ändern muss. Die neue Generation ist wirklich sehr aufmerksam und ist eine treibende Kraft.

Bild von Anna Pieri Zürcher

Zu Beginn der Pandemie, war ja unklar, wann man überhaupt wieder drehen kann. Was gab dir in dieser Zeit Kraft?
Es ist komisch, aber ich habe diese Lockdown-Phase ziemlich schön gefunden. Wir wohnen auf dem Land und sind für acht Wochen einfach Zuhause geblieben. Mein Sohn würde sicher sagen, dass es schrecklich war, weil er seine Freunde sehen wollte (lacht). Ich hatte keine Lust etwas zu schreiben oder etwas zu arbeiten. Ich habe meinen Garten gepflegt, gekocht und nur einfache Sachen gemacht. So haben wir uns als Familie wiedergefunden. Ich bin ein Mensch, der die Situation nimmt, wie sie ist. Ich kämpfe nicht gegen etwas, wogegen ich sowieso nicht gewinnen kann. Ich nehme die Dinge so an und versuche daraus das Beste zu machen. Ich habe keine Angst wegen Corona.

Das ist eine sehr positive und gesunde Einstellung! Fällt auch sicher leichter, als wenn man die ganze Zeit dagegen ankämpft.
Ja, so mache ich das schon mein ganzes Leben. Wenn ich nicht schauspielern kann, mache ich etwas anderes. Ich war schon Pianistin und Klavierlehrerin, jetzt Schauspielerin. Ich bin der Überzeugung, dass wenn man mit der Familie ein gutes Verhältnis hat, kommt der Rest von allein.

Dafür hast du 2019 den Schweizer Fernsehfilmpreis als beste Hauptdarstellerin gewonnen. Was war das für ein Gefühl?
Es ist natürlich immer schön, einen Preis zu erhalten. Aber es ist kein Achievement Award, wo man für eine spezielle Leistung ausgezeichnet wird. Dennoch es zeigt auf, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Die Menschen drücken somit aus, dass ich weitermachen soll und ich mache weiter. 

Dein Mann Pietro ist DOP. Habt ihr euch am Set kennengelernt?
Genau, bei «Station Horizon» haben wir uns kennengelernt. Jahre später haben wir dann auch «Double vie» gemacht.

Bild von Anna Pieri Zürcher

Nochmals zurück zum «Tatort», gibt es eigentlich ein Treffen der Tatort-Kommissare?
Ich glaube, es gab etwas, aber vor Zürich. Ich fände es super, wenn ich einen Fall mit einem anderen Duo haben könnte.

Was hast du für Zuschauerreaktion zu deiner Rolle bekommen?
Ganz viele. Ich denke, sie sind froh. Sie mögen unser Duo. Manche haben mir gesagt, sie haben am Anfang gedacht, Isabelle sei unsympathisch, aber dem war zum Glück nicht so. Sie wird auf alle Fälle immer sympathischer werden.

Bild von Anna Pieri Zürcher und Carol Schuler Tatort Kommissarinnen

Am Anfang dachte ich cool zwei Frauen und dann kam der Zickenkrieg. Aber die Situation erklärt dann auch, weshalb diese Missstimmung zwischen den beiden Kommissarinnen herrscht.
Genau und man muss auch einen Konflikt haben, sonst ist es langweilig.

Wann kommt der nächste Tatort?
Am 28. Februar wird «Schoggiläbe» ausgestrahlt.

Ja, Schoggiläbe haben wir gerade nicht (wir lachen).

Bild von Anna Pieri Zürcher und Daphne Chaimovitz

Bilder: Daphne Chaimovitz, Olivier Allard, ARD Degeto/SRF / Sava Hlavacek

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