Interview mit Hans Knoop

Hans Knoop (76) aus Holland ist ein echter Held. In den 70ern enthüllte der Journalist den Kriegsverbrecher Pieter Menten und brachte ihn vor Gericht. Durch die Verfolgung wurde Hans bedroht und sie kostete schlussendlich seinen Job. Doch er würde alles wieder genau so machen. Es ist seine jüdische Pflicht, wie er im Interview erzählt.

Bild von Hans Knoop

An den jüdischen Filmtagen Yesh! wird seine Geschichte im Film «The Body Collector» gezeigt. In den Niederlanden wurde dies als eine dreiteilige Serie gezeigt, feierte grosse Erfolge und gewann unzählige Preise. Ich verspürte grossen Stolz und tiefe Bewunderung, dass ich Hans Knoop interviewen durfte.

Ich bin sehr beeindruckt von dir, dass du einen Massenmörder vor Gericht gebracht hast.
Ich denke mit viel Genugtuung daran zurück. Es gibt mir ein gutes Gefühl, dass kann ich nicht abstreiten. Besonders berührt hat mich, dass ich zwei Cousins nach so vielen Jahren wieder zusammengeführt habe. Beide beobachteten die Exekution von einem Versteck, so fängt der Film an. Sie trafen sich erst im Amsterdamer Gericht wieder.

Was bedeutet es dir, dass die Menschen deine Geschichte im Kino sehen?
Ich habe das natürlich nie erwartet. Die Geschichte mit Merten begann 1976 und es kostete mich vier Jahre, bis ich ihn endlich hinter Gittern hatte. Ich hatte nicht gedacht, dass 40 Jahre später eine TV-Serie in 23 Ländern, wie China, gezeigt wird und Erfolg hat. Aus diesen drei TV-Episoden wurde der Kinofilm gemacht. Die Serie gewann viele Preise, was nicht mein Verdienst ist, sondern der von Cast und Crew. Ich habe nur darauf bestanden, dass die Geschichte 100% der Wahrheit entspricht. Kein Drama und kein amerikanisierter Holocaust-Mist. Der Film gewann noch mehr Preise als die Serie. Es war nie unsere Absicht, so einen Erfolg zu haben, sonst wäre das wahrscheinlich auch nicht geschehen.

Bild von Hans Knoop

Warst du oft am Set?
Nicht jeden Tag. Ich nahm bei den Dreharbeiten der Massenexekution teil, die zwar nicht in der Ukraine gedreht wurde, sondern in Belgien. Der Ort sieht aber genau gleich aus. Bei der Gerichtsverhandlung war ich auch anwesend.

Wie viel Einfluss hattest du bei den Dreharbeiten?
Keinen, ich wollte auch nicht reinreden. Sie haben mich auch nicht um Rat gefragt. Ich habe einfach als Beobachter zugeschaut. Natürlich ist es eine sehr komische Erfahrung, wenn du jemanden siehst, der dich spielt. Du hast den Film ja zweimal gesehen. Bei der Szene als der Fotograf, der mich begleitet hat, mich vor Gericht verraten und gelogen hat, hatte ich genau die gleichen Bauchschmerzen, wie bei der echten Gerichtsverhandlung.  

Hattest du ihn je wiedergesehen und hat er sich entschuldigt?
Nein, ich habe ihn nie wiedergesehen. Ich hatte auch beim Telegraaf gekündigt. In der Zwischenzeit ist er gestorben. Alle sind gestorben, nur meine Frau und ich sind die einzigen, die noch leben.  

Bild von Hans Knoop

Glaubst du, jemand in der Regierung hat Menten geholfen?
Es sieht sehr danach aus, aber ich habe keine Beweise. Es gab auch die Annahme, dass Menten die Reise in die Schweiz schon lange vorher geplant hatte, weil es eine Kunstauktion gab. Als er in Uster verhaftet wurde, fanden sie den entsprechenden Auktionskatalog in seinem Zimmer. Vielleicht war es nur ein Zufall.

Was hast du gefühlt, als du realisiert hast, dass Menten ein Kriegsverbrecher und Massenmörder ist?
Zuerst einmal war das, das schwierigste Zusammentreffen in meiner ganzen Karriere. Ich machte mit seiner Frau einen Termin unter dem Vorwand einen Bericht über seine Kunstauktion zu schreiben. Ich konnte ihr ja nicht sagen, ich will mit ihm Kriegsverbrechen diskutieren. Sie begrüssten mich sehr warmherzig mit Kaffee und Kuchen. Da habe ich mich entschieden die Karten auf den Tisch zu legen. «Ein Mann in Israel behauptet Sie von vor dem zweiten Weltkrieg zu kennen und sagt, dass Sie ein Kriegsverbrecher sind und fast seine ganze Familie umgebracht haben». Er blinzelte nicht einmal und wollte wissen, wie der Mann heisst. Ich wusste seinen Namen von früher nicht, weil er seinen Namen bei der Eiwanderung auf Kanaan geändert hat. Als Menten dann angeboten hatte, Kanaan auf seine Kosten nach Holland einzufliegen und die Sache zu klären, dachte ich, er sei unschuldig. Das ist nicht die Reaktion, die ich von einem Schuldigen erwartet hätte. Das war das übliche Verhalten von Menten, immer lächelnd. Als ich Kanaan davon erzählt habe, ist er wütend geworden. Er wollte das Geld dieses Massenmörders nicht und er würde nur zu einer Gerichtsverhandlung kommen. Dann begann ich zu zweifeln. Als Menten herausgefunden hatte, dass ich die Geschichte trotzdem veröffentlichen wollte, begannen die Drohungen. Es wurde immer schlimmer. Da wusste ich das Kanaan die Wahrheit gesagt hatte.

Was gab dir die Kraft weiterzumachen und nicht aufzugeben?
Zwei Gründe. Die jüdische Ehre. Ich wusste, dass er schuldig war und musste ihn hinter Gittern bringen. Der zweite Grund war ein materialistischer. Während meiner Berichterstattungen über Menten verklagte er mich mehrmals wegen Verleumdung und verlangte 10 Millionen Gulden. Das sind etwa 5 Millionen Dollar. Das hätte mich ruiniert.

Bild von Hans Knoop und mir

Bilder: Daphne Chaimovitz und Yesh!

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