Stadttauben

Per 1. Januar 2023 trat das neue Jagdgesetz im Kanton Zürich in Kraft. Neu wird untersagt Wildtiere und Vögel zu füttern. Per se eine tolle Sache, wenn da nicht die verwilderten Haustauben miteingeschlossen wären. Diese verenden nun qualvoll, weil sie auf eine richtige Fütterung angewiesen sind. Deswegen wurde von Tierrechtsaktivist*innen Petitionen für Taubenschläge in der Stadt Zürich gestartet.

Bild einer Stadttaube

Wieso sind verwilderte Haustauben auf den Menschen angewiesen?

Anders als Felsentauben (die Stammform der Stadttaube), können Stadttauben bei fehlendem Nahrungsangebot nicht auf natürliche Nahrungsquellen ausweichen. Sie sind vielmehr auf artgerechte Fütterung durch den Menschen angewiesen und andernfalls dazu gezwungen auf menschliche Abfälle zurückzugreifen, was einen fatalen Effekt auf die Gesundheit der Tiere hat. Die mangelhafte Ernährung von Stadttauben ist ausserdem verantwortlich für den flüssigen Kot (Hungerkot). Der Kot einer artgerecht ernährten Taube mit Körnern und Sämereien ist ziemlich klein und fest und verursacht somit deutlich weniger Verschmutzung (Quelle: stadttauben.ch).

Bild einer Stadttaube

Das Augsburger Stadttaubenkonzept

Dieses Konzept sieht vor, die Stadttauben an betreute Taubenschläge, an Tauben üblichen Ort zu binden. Durch die artgerechte und kontrolliere Fütterung wird auch die Verschmutzung verringert, weil bis zu 80 Prozent des Kotes in den Taubenschlägen ausgeschieden wird. Die Population kann durch Ei-Attrappen tierschutzgerecht reguliert werden. So kann eine gesunde Taubenpopulation aufgebaut werden. Das grösste Potential für einen wertfreien Umgang mit den Tauben ist die Aufklärung und der Einbezug der Bevölkerung. Wir Menschen müssen endlich lernen, dass alle Lebewesen ein Recht auf Leben haben und wir uns arrangieren müssen. Je mehr man über den anderen weiss, desto leichter fällt es einem, die Bedürfnisse des anderen auch zuzugestehen.

Bild einer Stadttaube

Das Augsburger Stadttaubenkonzept begrüsst auch die Stiftung für das Tier im Recht. Sie setzt sich bei den Behörden und in der Politik für solche Taubenschläge in Verbindung mit einem Fütterungsverbot für Privatpersonen ein (Quelle: Stiftung für das Tier im Recht).

Bild von Stadttauben

Irrtum, dass Stadttauben Krankheiten verbreiten

Zoonosen (Krankheiten, die sowohl vom Mensch auf das Tier als auch umgekehrt übertragbar sind) sind bei Tauben sehr klein. Dies tritt nicht einmal auf, wenn man eine Taube, die eine Salmonellen Infektion hat, selbst oder deren Kot isst, da der Salmonellenstamm der Tauben Typ von Copenhagen taubenspezifisch ist und dem Menschen nicht schadet. Wobei ich natürlich hoffe, dass zumindest niemand den Kot ist… Eine ausführliche Stellungnahme zu dem leider weitverbreiteten Mythos, dass die Stadttauben uns Menschen ernsthaft krankmachen, findest du im Beitrag von Dr. med. Ajša Schenkel.

Bild einer Stadttaube

Petitionen und Demo für die Tauben der Stadt Zürich

Aufgrund der drastischen Massnahme des Fütterungsverbot auch für die Stadttauben, dies noch mitten im Winter, wurden folgende Petitionen gestartet:

Die unterschriebenen Petitionen wurden am Freitag, 20. Januar der Stadträtin Frau Simone Brander sogar persönlich überreicht und es fand ein kurzer Austausch statt. Meiner Meinung nach ist ein persönliches Gespräch essentiell, damit man die Beweggründe besser nachvollziehen kann. Wir sind gespannt, was daraus resultiert. Ich hoffe sehr, dass die Stadt Zürich betreuten Taubenschlägen zustimmt. Ein Pilotprojekt wartet nur noch auf die Zusage der Stadt.

Was ich nicht nachvollziehen kann, weshalb der Kanton Zürich diese verwerfliche Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben der Tauben hegt und die Tauben beim Fütterungsverbot miteingeschlossen hat. Es wurde ja schon Jahre vor diesem Fütterungsverbot betreute Taubenschläge gefordert und auf die Problematik der falschen Fütterung aufmerksam gemacht. Das «Problem» der Stadttauben ist manmade, weil man sie einst als Haustauben gezüchtet hat. Wir Menschen müssen Verantwortung für unser Handeln übernehmen, auch wenn frühere Generationen diese Situation verursacht haben! Deswegen hoffe ich sehr, dass es nun zügig vorwärts geht und betreute Taubenschläge bewilligt werden, denn die Tauben haben keine Zeit. Es macht mich tief traurig, immer wieder tote Tauben zu sehen!

Am Samstag, 28. Januar findet von 12 bis 14 Uhr die Demonstration für die Stadttauben statt. Gestartet wird am Helvetiaplatz. Komm auch!

Bild Plakate für die Stadttauben

Woher kommt diese Aversion gegen die Stadttauben?

Ja, das wüsste ich auch gern. Insbesondere, weil die Tauben das Symbol für Frieden sind. Wenn man nun sagt, dass sind nur die weissen Tauben, dann hoffe ich, dass wir irgendwann nicht mehr über unterschiedlichen (Haut-)Farben sprechen müssen! Falls man sagt, die verwilderte Haustaube ist nicht so farbenreich, dann liegt dies nur an unserer Sehfähigkeit. «Während die Säugetiere einen Teil ihres Farbsehvermögens eingebüsst haben, verfügen viele andere Tiergruppen über vier Farbrezeptoren. Neben Blau, Grün und Rot sehen diese Tiere auch noch Farben im Spektrum von Ultraviolett. Dies wurde zuerst bei Insekten festgestellt. Später wurde es auch bei Vögeln, Reptilien und einigen Fischen nachgewiesen.» Alle Infos dazu in meinem Blogpost «Wie sehen Tiere Farben?». Schaut man ganz genau hin, schimmert es am Kragen grün und violett.

Bild einer Stadttaube

Meiner Meinung nach rührt diese Aversion daher, dass diese Menschen kein Wissen über die Tauben haben und ihnen diese Abneigung vermittelt wurde. Sie kennen die Tauben nicht. Das erinnert mich an eine Aussage von meinem Interview mit Regisseur Peter Farrelly, der für seinen herausragenden Film «Green Book» drei Oscars u. a. für den Besten Film erhielt. «Diese Art von Rassismus existiert, aber es geht nicht nur um die Hautfarbe. Auch Menschen mit Behinderungen leiden darunter. Wenn du niemanden in einem Rollstuhl kennst, hast du Berührungsängste, weil du nicht weisst, wie du mit ihm reden und umgehen sollst. Aber wenn du so jemanden triffst und mit ihm zu reden beginnst, merkst du, dass wir alle gleich sind. Es ist nur die Angst vor dem Unbekannten. Das ist die Botschaft dieses Films. Er soll die Menschen zusammenbringen und uns daran erinnern, dass wir alle gleich sind!». Im Film geht es um Rassismus und wie aus den unterschiedlichsten Menschen Freunde entstehen können. Ich bin überzeugt, je mehr die Menschen über das Wesen der Stadttauben aufgeklärt werden, desto entspannter und friedlicher wird der Umgang mit ihnen. Wir haben nur diesen einen Planet und wir Menschen müssen lernen, uns zu arrangieren, damit wir alle darauf leben können.

Bild einer Stadttaube

Bilder: Daphne Chaimovitz, Ajša Schenkel

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