Interview mit Tanja La Croix

Tanja Wettach (35) kommt aus St. Gallen und rockt seit 13 Jahren die House-Szene auf der ganzen Welt. Eigentlich wollte sie das Auflegen nur als Hobby neben dem Modeln machen, mittlerweile schon seit 10 Jahren produziert sie sogar auch ihre eigenen Lieder. Warum sie Beirut so fasziniert, wo sie am liebsten einmal auflegen möchte und wie sie sich von ihren Bookings erholt, lest ihr im Interview.

Bild von Tanja La CroixWas bedeutet das «La Croix» in deinem DJ-Namen?
«La Croix» ist ja Französisch und bedeutet das Kreuz. Das ist aber nicht auf die Religion bezogen, sondern auf mein Heimatland die Schweiz. Ich habe 15 Jahre gemodelt und fand den Modeschöpfer Christian Lacroix extrem cool, deswegen wollte ich dies auch in meinen Künstlernamen einfliessen lassen. So habe ich eine gute Kombi gefunden mit meinem richtigen Vornamen, das war mir sehr wichtig.

Wieso wolltest du Auflegen?
Mein Vater spielt Schlagzeug seit er sechs ist und ich habe fünf Jahre Klavier gespielt. Neben dem Modeln wollte ich mir ein Hobby zutun und über DJ Antoine kam ich zum Auflegen. Es hat mich sehr fasziniert, wie er die Leute mit der Musik in seinen Bann ziehen konnte. Also habe ich mir zwei Plattenspielern und einen Mixer gekauft und zuhause angefangen Musik zu machen. Ich wollte eigentlich nicht vor Publikum spielen, sondern es sollte nur mir allein gehören.

Wieso hast du dich für House entschieden?
Ich höre seit ich 15 bin House. Diese Musik passt super zum Tanzen, zum Training oder um mich zu motivieren. Ich höre alle Arten von Musik. Aber es kam nie in Frage, dass ich eine andere Musikrichtung auflegen werde, da die House-Music für mich am meisten Energie hat.

Wann und wo hast du zum ersten Mal aufgelegt? Wie war’s?
Ein Bekannter hat eine Beiz in Schwarzenbach bei Wil und als er hörte, dass ich zuhause in meinem Kinderzimmer auflegen übe, hat er mich gebeten bei ihm aufzulegen. Ich war sehr nervös, aber konnte die Partygäste schnell mit meiner Musik überzeugen und dann ging es schlag auf schlag los mit den Booking-Anfragen. Das war im April 2004, zu diesem Zeitpunkt gab es noch fast keine weiblichen DJs.

Das erste grosse Highlight war der Space Club in Mykonos. Ich machte im Mai Ferien mit meiner besten Freundin und habe meine Promo-CD einfach dem Clubchef gegeben. Der hat mich kurzerhand als Resident für Juli und August 2004 gebucht. Dies war mein Türöffner zu der internationalen Club-Szene!

Wie haben deine Familie und Freunde darauf reagiert, dass du DJane werden wolltest?
Sie waren nicht sonderlich überrascht. Ich hatte mich schon gegen die Lehre und für das Modeln entschieden. Meine Mutter sagte mir immer: «Willst du diesen Weg gehen, dann musst du ehrgeizig sein und 200 Prozent geben». Gewisse Leute sind für die Selbstständigkeit geboren. Es verlangt von einem ein grosses Durchhaltevermögen und eine starke Willenskraft ab, aber es ist meine Leidenschaft und für diese kämpfe ich. Ich konnte mein Hobby zur meiner Berufung machen. Was gibt es schöneres.

Bild von Tanja La CroixWar es sehr schwierig als Frau DJ zu werden und in diesem Musikbereich Fuss zu fassen?
Ich habe mich schon immer gerne sexy gekleidet und wollte mich nicht verstellen. Umso schwieriger war es aber, die Vorurtele der Leute aus dem Weg zu räumen. Meine Priorität und mein Fokus lagen immer auf der Musik, somit habe ich auch mit meinem technischen Knowhow und den DJ Skills punkten können.

Woher nimmst du deine Inspiration beim Mixen?
Ich produziere seit 13 Jahren. Meine Inspiration hole ich mir vom alltäglichen Leben. Ich lasse mich gerne von Kleinigkeiten, Naturereignisse oder von fremden Kulturen inspirieren. Wenn ich z. B. durch kleine Gässchen in Athen laufe und ein Strassenkünstler auf seiner Bouzoukia Gitarre spielt oder ich im Wald spazieren gehe und dem «Sound of Nature» horche.

Für meine Auftritte bereite ich mich gut vor. Ich spiele meistens in Clubs und an Festivals. Oft kommt es aber auch vor, dass aussergewöhnliche Auftrittsorte dabei sind, wie Bootstaufen, Hochzeiten, privaten Geburtstage oder Weihnachtsfeiern. Deswegen ist es so wichtig sich vorweg gezielt auf die verschiedensten Auftritte vorzubereiten. Es kann aber immer vorkommen, dass ich dann vorbereitete Sets über den Haufen schmeisse und sehr flexibel auf das Partypublikum eingehe.

Wie war es zum ersten Mal sein eigenes Lied im Club oder Radio zu hören?
Meine Single «We Turn the World Around» läuft viel im Radio. Die vorherige Single «Time is now» kam sogar im Fernsehen auf RTL2 als Kampagnen Song. Das ist schon ein sehr spezieller Moment nach einem halben Jahr Arbeit, die Menschen im Club zu sehen, wie sie zu deinem eigenen Lied abgehen und mitsingen. Das ist das Beste, was einem DJ passieren kann.

Wo legst du am liebsten auf?
Meine Bookings sind sehr unterschiedlich und ich komme enorm viel rum. Am wichtigsten ist es mir immer, dass ich den Bezug zum Publikum habe und ich meine Vibes und Musik transportieren kann. Beirut hat mich sehr überrascht und beeindruckt. Ich habe bereits zehnmal dort aufgelegt. Die Partyleute feiern sehr ausgiebig und ausdauernd! Besonders attraktiv ist es dort im Sommer, wenn die Party draussen über den Dächern von Beirut stattfinden.

Bild von Tanja La CroixWas war der coolste Gig?
An der Taufe von dem Kreuzfahrtschiff «Mein Schiff 4» von Tui Cruiser in Kiel vor 25`000 Leuten aufzulegen, nach dem Konzert von Adel Tawil, war grosses Kino. Ein riesiges Feuerwerk und die Pyrotechnik waren abgestimmt auf meine Musik. Das war der Hammer! So muss sich David Guetta wohl am Tomorrowland fühlen 😉

Was hat dich kürzlich bei einem Gig richtig zum Lachen gebracht?
Bei einem Auftritt  an einer internen Firmenfeier, gab ich dem Chef eine Konfetti-Shooter und das ging sprichwörtlich nach hinten los. Anstatt ins Publikum hat er alles zu mir nach hinten auf die Bühne geschossen. Das war eine riesen Sauerei (lacht).

Wo oder bei wem würdest du am liebsten einmal auflegen?
Am liebsten am Tomorrowland Festival auf der Mainstage zur Maintime. Also Samstagabend um zehn Uhr nach David Guetta und vor Dimitri Vegas & Like Mike.

Du hast gerade mit Robin Schulz aufgelegt und Steve Aoki folgt. Ist das etwas Besonderes, weil sie international bekannte Headliner sind?
Es ist sehr interessant,  wenn man die Möglichkeit hat, sich mit den Stars austauschen zu können. Ich schaue ihnen gerne beim Auflegen zu und lasse mich immer wieder aufs Neue inspirieren oder hole mir gerne Tipps und Tricks.

Welcher war der coolste Moment beim Auflegen?
Ein echter Ritterschlag war für mich, als ich im legendären Blue Marlin auf Ibiza als Resident DJ für die Playboy Party Serie gebucht wurde. Ein riesiges Erfolgserlebnis für mich war auch als ich 2011 zum Street Parade Aushängeschild erkoren wurde oder den DJ-Publikumspreis an den Swiss Nightlife Award`s gewonnen habe. Das war eine wahre Bestätigung!

Gehst du privat noch auf Parties?
Ja, ich liebe es noch immer (lacht). Ich bin sehr gerne mit meinen Freundinnen auf Partys unterwegs und bewege mich gerne zu den Beats der DJs. Ich bin aber auch ein Naturkind und gehe gerne und oft wandern. Dafür bleibe ich dann am Vorabend, wenn ich frei habe, auch öfters zuhause und gehe früh schlafen.

Wie erholst du dich von einer Clubnacht?
Das vorletzte Wochenende hatte ich drei Gigs in drei unterschiedlichen Ländern. Nach solchen Bookings mache ich lange Spaziergänge in der Natur, ohne Handy. Nur die Natur und ich. So kann ich runterfahren und neue Kraft tanken.

Was trinkst du am liebsten während dem Auflegen?
Wenn ich selber zu den Gigs fahre, verzichte ich ganz klar auf Alkohol und trinke viel Wasser oder eins, zwei Chiefs. Das ist ein Proteindrink, denn ich nach meinen intensiven und ausgiebigen Einsätzen gut gebrauchen kann. Wenn ich im Ausland spiele, habe ich meistens einen Chauffeur, dann trinke ich gerne auch mal ein Glas Champagner und stosse auf das Leben an.

Was steht bei dir in naher Zukunft noch an?
Am 26. Mai ist der Release meiner neuen Single «Hope». Da freue ich mich darauf. Bin gespannt, wie sie ankommt!

Bild neuer Single Hope von Tanja La Croix

Bilder: Ellin Anderegg, Oskar Moyano, Jeremy Kohlen

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