Interview mit Andrew Garfield

Andrew Garfield (34) wurde in Los Angeles geboren und wuchs in Epsom, England auf. Viele kennen ihn aus Filmen, wie «The Amazing Spider-Man» oder «The Social Network». Interviewt habe ich ihn zu seiner Rolle als Robin Cavendish in «Breathe».

Bild von Andrew GarfieldWährend des ganzen Interviews zeigte sich, wie tief in die Geschichte von Robin bewegt hat. Die Dreharbeiten mussten eine sehr intensive Zeit gewesen sein, denn er ist immer noch voll in der Geschichte drin. Es ist schön zu sehen, wie bewusst er über den Film und sich spricht. Er hat sein Ziel definitiv erreicht, durch seine Arbeit noch mehr zu sich selbst zu finden.

Hast du dich von Anfang an in dieser Rolle wohl gefühlt?
Ja, ich war sehr erfreut, als ich das Skript gelesen habe. Ich dachte: «Oh Gott, ich muss das machen». Es war so schön zu lesen. Ich zögerte nur ein wenig, weil es doch eine grosse Verantwortung ist, so jemanden zu verkörpern. Es ist nicht ein kleines Leben, dass Robin und Diana gelebt haben. Sie bedeuten vielen Leuten sehr viel. Es war mir unglaublich wichtig, ihrem Leben gerecht zu werden. Aber ich war und bin sehr stolz, ein Teil dieser Produktion gewesen zu sein.

Wurdest du angefragt diese Rolle zu spielen oder war es umgekehrt?
Sie haben mich gefragt. Ich wusste vorher nichts über ihr Leben oder das Drehbuch. Sie haben mir das Drehbuch geschickt und ich war so verliebt in die Geschichte. Ich habe geweint und gelacht, während ich das Drehbuch las. Jonathan sagt immer, dass er sich nach 90 Sekunden für mich entschieden hatte. Es ist für mich eine grosse Ehre, die Rolle seines Vaters zu spielen.

Du hast schon andere reale Menschen verkörpert. Wie gehst du mit solchen Rollen um, im Gegensatz zu fiktiven Charakteren?
Es ist anders. Du hast andere Ressourcen. Aber für mich ist es der gleiche Prozess. Ich will den Charakteren und der Geschichte gerecht werden. Aber der Unterschied eine reale Person zu spielen ist sicher, dass du viel mehr Informationen hast. Bei Robin konnte ich viele Bücher über ihn lesen, Leuten treffen, die ihn gekannt haben und Bilder und Videos von ihm anschauen. So viele Informationen zur Verfügung zu haben, war super.

Was war dein erster Eindruck von Robin?
Er war ein Mann, der unbedingt leben wollte. Selbst diese Tragödie konnte dieses Verlangen nicht brechen. Ich war sehr fasziniert, wie er es schaffte, sich so ein Leben aus dem Verlust zu kreieren.Bild aus dem Film BreatheDu spielst auch Theater, was magst du lieber?
Ich mag beides. Im Theater sind nur du und das Publikum. Es ist sehr intim und es entsteht eine tiefe Verbindung. Aber es kommt immer auch auf das Stück und die Schauspieler an. Wenn es funktioniert ist es super, sonst kann es richtig schmerzhaft sein. Auf diesen Film bezogen: Hätte ich nicht Claire Foy als Schauspielpartnerin gehabt, wäre es sehr hart gewesen. Aber der Fakt, dass wir uns hatten und wir uns mögen, auch als Schauspieler, gab uns eine Sicherheit, um diese Geschichte richtig darzustellen. Es hängt von so vielen Elementen ab, so viele Dingen können schiefgehen. Aber wenn es funktioniert, bist du so dankbar!

War das Training für diese Rolle härter, um alle Gesichtsausdrücke und die Stimme zu lernen?
Die Stimme war sehr schwierig. Darüber musste ich viel nachdenken. Physisch, musst du dir Grenzen setzen und schauen, was passiert. Wohin gehen alle Impulse im Körper, wenn du ihn nicht mehr bewegen kannst. Natürlich finden sie sich alle im Gesicht und den Augen wieder. Du limitierst zum Beispiel deine Stimme und schaust was passiert. Es ist alles eine Frage der Übung. Wenn du niemanden umarmen oder auf die Schulter klopfen kannst, musst du all diese Ausdrücke in deiner Mimik wiedergeben. Dies passiert ganz natürlich.

Der Regisseur Andy Serkis ist selbst auch Schauspieler, half dir das und wie war es mit ihm zu arbeiten?
Er war sehr fokussiert auf die Geschichte und was die Kamera machte. Er castete Schauspieler, denen er vertraute. Er gab uns viel Interpretationsspielraum. Er gab uns Ratschlägen, wenn wir es wollten oder brauchten, aber sonst liess er uns freie Hand. Das war toll.Bild PK Breathe ZFF mit Andrew GarfieldDie Geschichte von Robin lehrt uns, wie wertvoll jeder Moment ist, die Dinge mit Humor zu nehmen und optimistisch zu sein. Hat dies dein Leben und deine Art des Schauspielens beeinflusst?
Ich hoffe und denke es. Ich hoffe immer, dass ich von meiner Arbeit etwas lerne. Es ist wie, einen grossartigen Roman zu lesen, ein Lied zu hören oder ein Stück zu sehen. Diese Dinge verändern dich, wenn du dich ihnen öffnest. Für mich ist es dasselbe mit dem Schauspielern. Egal von welcher Geschichte ich angezogen werde. Ich möchte, dass sie mich auf irgendeine Art verändert. Mich wacher macht, mehr mich selbst und präsenter sein. Einfach ein Leben möglichst reichhaltiges Leben zu leben.

Wie schaffst du es, die Dankbarkeit für alles, was du hast, in den Alltag mitzunehmen? Weil manchmal vergisst man das ja einfach.
Es ist ein schwerer Kampf. Ich habe Zeiten, in denen fühle ich mich unglaublich dankbar. Mache Übungen, damit ich dankbar bleibe. Und dann gibt es Momente, da bin ich sehr kindisch und nehme das Leben und die Dinge selbstverständlich. Es ist eine schwierige Balance, weil mein Leben sehr wundervoll ist. Wieder: So eine Geschichte erinnert dich, wie viel Glück du hast.

Ich kann mir vorstellen, dass diese Rolle auch ein Challenge war. Weisst du schon, wen du als nächstes spielen wirst?
Es war ein Challenge, aber auch sehr erfreulich. Ich weiss zurzeit nicht, welche Rolle ich als nächstes spielen werde. Ich brauche nun eine Pause um zu reflektieren, wo ich als nächstes hinwill. Das weiss ich gerade noch nicht. Aber ich weiss, es wird anders sein. Ich freue mich, ein bisschen auszuruhen und meine Freunde und Familie zu sehen. Dann werde ich es schon herausfinden.

Es ist eine unglaublich schöne Liebesgeschichte zwischen Robin und Diana. Glaubst du es war nur Glück, dass sie sich gefunden haben, waren sie füreinander bestimmt oder blieb man damals einfach zusammen, weil es sich so gehörte?
Ich denke, sie hätte jederzeit gehen können. Aber sie wollte nicht, sie wollte mit ihm zusammen sein. Sie machte dies nicht aus Mitleid oder Pflicht, sondern weil sie ihn liebte. Sie wollte ihn einfach die ganze Zeit um sich haben. Das ist sehr schön und berührend. Ich denke, es ist für uns alle möglich so eine Liebe zu erfahren. Wer weiss schon das Schicksal, die Liebe oder die Bestimmung der Leute. Ich denke, ihre Liebe war vorherbestimmt und mag diesen Gedanken sehr.Bild aus dem Film BreatheViele Schauspieler versuchen sich nach einer Zeit selbst als Regisseur oder Produzent. Ist das auch eine Option für dich?
Ja, ich habe schon einen Film produziert. Ich mag den ganzen Prozess des Filmemachens. Wenn ich etwas finde, bei dem ich das Gefühl habe, Regie führen zu können, werde ich das machen. Wir werden sehen.

Bilder: Daphne Chaimovitz, © Ascot Elite Entertainment Group. All Rights Reserved.


Filmkritik «Breathe»

Bild aus dem Film Breathe

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