Filmkritiker mit Leib und Seele

Interview mit Filmkritiker Benny Furth

Benny Furth ist einer der ältesten Filmkritiker aus Zürich. Im Bistro des Kinos Riffraff erzählt er mir über den Wandel des Filmgeschäfts, welchen Interviewpartner er nie vergessen wird und was ihn an Filmen fasziniert.

Bild vom Filmkritiker Benny Furth beim Interview

Was fasziniert dich so an Filmen?
Früher hiess es Filmkunst und jeder Film hat dem Zuschauer etwas mitgegeben. Es wurde sehr darauf geachtet ein Meisterwerk zu kreieren. Heutzutage ist es leider nicht mehr so. Jetzt wurde aus der Filmkunst die Filmindustrie. Viele Filme dienen einem rein kommerziellen Zweck. Es ist nur noch das Geld und die Unterhaltung wichtig. Aber ich mag Filme viel zu sehr, als dass ich deswegen nicht mehr ins Kino gehen oder als Filmkritiker arbeiten würde.

Wann hat dies geändert?
Meiner Meinung nach mit «Star Wars» in den 70er Jahren. Da hat das Umdenken in Hollywood angefangen, dass man viel Geld einnehmen muss mit einem Film, da er sonst nichts wert ist.

Wie viele hast du bis heute gesehen?
Ich habe sicher über 30’000 Filme gesehen und darüber geschrieben. Für viele bin ich eine Art Lexikon. Ich erinnere mich nicht an alle 30’000 aber an sehr viele. Nicht nur an den Inhalt, sondern auch an die Schauspieler und Regisseure, einzig mit dem Erscheinungsjahr habe ich ein bisschen Mühe (lacht).

Wann warst du zum ersten Mal im Kino?
Mit 14 habe ich den Sohn des Kinobesitzers Sihlbrücke kennengelernt. Sie haben gegenüber dem heutigen Kino Metropol nur französische Filme gezeigt. Das war für Zürich sehr speziell. Mit 15 durfte ich dann den ersten Film für Personen über 18 Jahre (damals) von der Vorführkabine aus ansehen.

Wann hast du angefangen zu schreiben?
TTP hat mich entdeckt. Sie veröffentlichten die Seite «Treffpunkt Kino» im Baslerstab. Zuerst war ich für ein Jahr angestellt, daraus wurden dann 23. So fing alles an und irgendwann war ich unter den angeblich besten Filmkritikern in der Schweiz.

Wann war das?
Etwa vor 25 Jahren, also im letzten Jahrtausend (lächelt).

Bild vom Filmkritiker Benny FurthHast du einen Lieblingsfilm oder ein Lieblingsgenre?
Das ist natürlich sehr schwierig für einen Filmkritiker, der so viele Filme gesehen hat. Aber sicher «Citizen Kane» von Orson Welles oder «The Great Dictator» von Charlie Chaplin. Sonst sind es eher die Regisseure oder die Drehbuchautoren, die für mich einen guten Film ausmachen, wie Hitchcock, Woody Allen oder Quentin Tarantino.

Auf welchen Film freust du dich in diesem Jahr noch besonders?
Leider auf fast keinen. Es sind eh alles nur Remakes oder Teil 2 oder 3 oder gar noch mehr. Originaldrehbücher gibt es praktisch keine mehr. Es geht nur ums Geld, das ist sehr schade. Früher gab es eine sogenannte Kinokultur, da sind wir am Sonntag mit Krawatte ins Kino gegangen und es war ein Highlight. Heute ist der Film mehr ein Nebendarsteller und dient vielfach nur der Unterhaltung bei einem Treffen mit Freunden.

Als Filmkritiker hast du auch Interviews geführt. Welche Person hat dir in einem Interview besonders imponiert?
Ganz klar Alfred Hitchcock beim Interview 1976. Ich bereitete für ein Interview jeweils 12- 13 Fragen vor. Er hat mir in einer Stunde genau meine erste Frage beantwortet. Zu mehr kam ich nicht. Aber es war äusserst interessant, was er zu erzählen hatte. Er nahm sofort Bezug auf die Stadt Zürich und wieso er immer selbst im Film auftaucht.

Filmkritiker Benny und Alfred HitchcockWolltest du nie selbst einen Film machen?
Ich habe tatsächlich mal einen Kurzfilm gemacht, aber der war fürs Fernsehen und nicht fürs Kino.

Wenn du einen weiteren Film machen könntest, von was für einem Thema würde der Film handeln und mit welchen Schauspielern, welchem Regisseur wäre er?
Ganz klar über das Immigranten-Problem. Nicht Asylsuchende sondern die Immigranten aus Europa. Das Schicksal dieser Menschen, wieso sie hierhin kommen, wie sie hier aufgenommen werden. Viel wichtiger als Regisseur und Schauspieler ist ein guter Drehbuchautor. An dem steht oder fällt der Film.

Wie ist es für dich mit jüdischem Hintergrund, Filme wie «Denial» oder «Schindlers Liste» zu sehen?
Es betrifft mich natürlich schon mehr, wenn man eine persönliche Geschichte hat. Ich habe auch Familie in Israel. Erstaunlicherweise kam «Schindlers Liste» gar nicht so gut an bei der jüdischen Gemeinschaft. Dafür war er in Deutschland ein voller Erfolg. «Denial» wurde leider viel zu wenig promotet.

Bilder: Benny Furth, Daphne Chaimovitz


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2 Kommentar

  • Furth Benny 28/08/2017 at 7:55 am

    P.S.: Die Filmkritiken von B.F. finden auch heute noch täglich im Facebook unter ‚Movie-Eye‘ und im Internet unter ‚MeinKino‘ statt! 🙂

    Reply
  • Furth Benny 28/08/2017 at 7:58 am

    Kritiken von B.F. finden übrigens auch heute noch täglich im Facebook unter ‚Movie-Eye‘ und im Internet auf ‚MeinKino.ch‘ statt 🙂 !

    Reply

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