Interview mit Rebecca Cappelli

Rebecca Cappelli (41) ist eine französische Filmemacherin und Tierrechtsaktivistin. Seit sieben Jahren lebt sie vegan und wohnt mittlerweile in der Schweiz. Im Rahmen der Schweizer Premiere ihres Films «Slay», die am 26. Oktober stattfindet, stellte ich ihr vorab ein paar Fragen.

Bild von Rebecca Cappelli

Wann und wieso hast du angefangen, dich für Tierrechte einzusetzen?
Ich habe schon immer Tiere verteidigt und schon als Kind versucht, sie zu befreien. Ich lebte zehn Jahre in China und adoptierte einen Hund, der als Hundefleisch enden sollte. Von diesem Moment an, rettete ich immer Streuner, habe aber noch in der Dissonanz gelebt. Vor sieben Jahren bin ich praktisch über Nacht Veganerin geworden. Habe aber schnell realisiert, dass dies nicht genug war und wurde Aktivistin. Ich habe Referate an Schulen und Arbeitsplätzen gehalten. Seit vier Jahren fokussiere ich mich aufs Filmemachen.

Was war der Grund, dass du einen Film über das Tierleid in der Fashionwelt gemacht hast?
Fashion ist sehr populär in unserer Kultur und jedem ein Begriff. Wenn es aber zu ethischer oder nachhaltiger Mode kommt, werden die Tiere komplett aussen vorgelassen. Ich wollte das ändern und die Ansicht anfechten, dass Tierhaut ein Stoff ist.

Bild aus dem Film «Slay»

Was bedeutet dir Mode?
Fashion ist ein grossartiges Werkzeug, um sich selbst darzustellen, manchmal sogar für den künstlerischen Ausdruck. Wir müssen uns aber auch über die Auswirkung unseres Einkaufs auf die Menschen, den Planten und die Tiere bewusst sein. Ich wünsche mir von der Fashionindustrie, dass sie die Produktion runterfährt und am besten nur noch Kleidungstücke wiederverwendet.

Was ist dein Lieblingsfashionalternativprodukt?
Dieser Sektor entwickelt sich so schnell weiter und es gibt wahnsinnig viele Alternativen. Für Leder ist es Apfelleder, Kaktusleder von Desserto oder Pilzleder mit Mylo von Bolt Threads. Ich bin total fasziniert von Mirum, weil es komplett plastikfrei ist. Weganool ist aus erneuerbarer Baumwolle und Blumen. Ecopel entwickelt einen tollen tierfreien Pelz auf Biobasis. 

Bild aus dem Film «Slay»

Welcher ist dein Lieblingsbrand?
Ich habe ein paar. Natürlich Stella McCartney, weil sie sich schon immer für die Tiere eingesetzt hat und nie Leder benutzte. Ich liebe ihre Taschen und wie sie jede neue Saison auf noch mehr Nachhaltigkeit pusht. Für den täglichen Gebrauch mag ich die Schuhe von Bhava, weil sie super bequem und von grossartiger Qualität sind. Wenn es spezieller sein soll, dann empfehle ich die Marke Piferi. Das italienische Label Miomojo stellt Handtaschen aus Alternativmaterialien her.

Was braucht es, um Tierprodukte aus der Fashionindustrie zu verbannen?
Zuallererst Bewusstsein. Die Informationen müssen von unabhängigen Quellen kommen und nicht von der Industrie, die von der Ausnutzung und Abschlachtung der Tiere profitiert. Es braucht eine Gemeinschaftsarbeit von den Fachkräften aus der Fashionindustrie, den Konsument*innen und ganz besonders von den Aktivist*innen, die diese Veränderung anführen. 

Bild aus dem Film «Slay»

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Moby für den Soundtrack?
Der Soundrack von «Slay» beinhaltet sowohl Originalmusik als auch den Hit «Cloudbusting» von Kate Bush und «Rescue Me» von Moby. Er hat sich den Tierrechten vollkommen verschrieben. Es war seine Idee diesen Song zu kreieren, Apollo Jane an Bord zu holen und Bildmaterial von «Slay» zu verwenden. Moby schrieb dieses Lied extra, um den Film zu promoten. Er weiss, wie schwierig es für solche Dokumentarfilme ist, überhaupt gesehen zu werden. Ich bin ihm für diese Unterstützung für immer dankbar!

Welche Botschaft sollen die Zuschauer mit nach Hause nehmen?
Das Ziel von «Slay» ist den Leuten bewusst zu machen, dass Tierhaut kein Stoff ist. Hinter diesen begehrten Fashionobjekten steht ein unermessliches Leid und schreckliche umweltliche und menschliche Auswirkungen. Wir von «Slay» unterstützen die Haltung einer kollektiven Fashionjustiz, die ein komplettes, ethisches Fashionsystem befürwortet, das freundlich zu Menschen, dem Planeten und den Tieren ist.

Ich hoffe, die Menschen verstehen auch, dass wir zuerst die Kleidungsstücke benutzen, die wir schon haben, sie mit Freunden tauschen oder secondhand einkaufen. Man kann schon heute ganz tolle vegane Sachen secondhand finden.

Bild aus dem Film «Slay»

Was fasziniert dich am Filmemachen?
Ich liebe die Wirkung von Filmen. Während ich schlafe, können Menschen irgendwo auf der Welt meinen Film und seine Botschaft sehen. Ich hatte schon immer eine sehr starke Visionskraft. Für mich ist das Medium Film die beste Möglichkeit, diese auszudrücken, weil es Bilder, Musik und Informationen miteinander kombiniert und auch Emotionen über Storytelling transportiert.

Kannst du etwas über zukünftige Projekte verraten?
Nur so viel: Nächstes Jahr werde ich mit neuen Projekten starten und hoffentlich auch mit den Recherchearbeiten in einer anderen Industrie beginnen.

Bild von Rebecca Cappelli

Bilder: Rebecca Cappelli, © SLAY

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