Interview mit Reto Stalder

Wir kennen Reto Stalder (32) aus Jegenstorf (BE) bestens als Fabio Testi aus der Serie «Der Bestatter». Doch hast du gewusst, dass er kurzfristig eine Lehre als Konstrukteur angefangen hatte, weil er nicht ins 10. Schuljahr wollte? Kommt er wohl auch so geschminkt wie Fabio zum Interview? Und welche Rolle will er unbedingt einmal spielen, vielleicht schon beim nächsten Job?

Bild von Reto Stalder

Ich treffe Reto in einem Kafi in Zürich. Los geht’s mit all meinen Fragen. Und ja, vielleicht bekommen wir auch irgendwann mal etwas zu trinken. Geschminkt ist er also überhaupt nicht, denn Fabio ist nur eine Rolle.

War die Schauspielerei schon immer dein Traumberuf?
Eigentlich gar nicht, ich habe zwar sehr früh angefangen Theater zu spielen, hatte es aber nie als Berufswunsch. Ich komme auch aus einer Familie, bei der die Schauspielerei nicht die erste Berufswahl gewesen wäre. Deswegen kam auch bei mir der Wunsch relativ spät. Als ich nach der Sek nicht wusste, was ich machen wollte, war für mich nur eines klar: Auf keinen Fall das 10. Schuljahr, für das ich schon angemeldet war (lacht). Der Berufsberater hat mir geraten, eine Lehre als Konstrukteur zu machen. Die habe ich auch absolviert. Erst dann habe ich wieder angefangen Theater zu spielen. Es hat mich so gepackt, dass ich es professionell versuchen wollte.

Wie bist du zur Serie «Der Bestatter» gekommen?
Im ersten oder zweiten Studienjahr kam die Casting-Zuständige von «Der Bestatter» bei uns vorbei und hat projektunabhängig mit uns Interviews geführt, um uns kennenzulernen. Für die SRF Serie «Tag und Nacht» bekam ich dadurch einen Drehtag. Danach kam das Email, ob ich Interesse habe, ans Casting für die Rolle des Fabio bei «Der Bestatter» zu gehen. Ich wollt natürlich. Während ich noch am Master war, haben die Dreharbeiten zur Serie begonnen.

Wie war es für dich, als bekannt wurde, dass die Serie abgesetzt wird? Ich bin schon traurig, dass heute die letzte Folge ausgestrahlt wird.
Nach jeder Staffel wussten wir nicht, ob es weitergeht. Ich war froh, dass es schon vor den Dreharbeiten verkündet wurde und nicht erst im Februar nach dem Staffelfinale.

Weisst du etwas über die Gründe des Serienaus?
Es kam wohl schon auch von Mike, dass es auch mal genug sei. Es kostet viel Geld so eine Serie zu produzieren, da war der Wunsch vom SRF aber auch von uns Schauspielern da, für etwas neues Platz zu schaffen.

Wie suchst du dir deine Rollen aus?
Ich muss mich dafür interessieren und es muss ein Anknüpfungspunkt zu mir geben. Essentiell ist auch die Zusammenarbeit mit dem Cast und der Crew. Wenn es da harzt, kann die Rolle noch so cool sein, es wird nur mühsam. Beim Bestatter hatte ich sehr Glück, dass das Hauptensemble super funktioniert hat.

Was wäre deine absolute Traumrolle?
Bis jetzt stand ich nur auf der guten Seite. Die andere Seite zu spielen, wäre sehr cool, so etwas gemeines (lacht).

Bild von Reto Stalder

Wow, nach 15 Minuten Interviewzeit wurden wir tatsächlich bedient. Als wir Kaffee und Tee bestellten, fragte sie ganz entsetzt: «Ist das alles?». Als sie ausser Hörweite war, mussten wir laut lachen und ich habe die Bestellung um vier Liter Wasser und zwei Steaks ergänzt. Wobei Reto die zwei Steaks alleine hätte essen müssen, weil ich Veggie bin. 😉 So weiter mit dem Interview. 

Gibt es jemanden mit dem du unbedingt einmal zusammenarbeiten möchtest?
Ich hatte schon das Glück mit so vielen tollen Menschen zusammenzuarbeiten. Mit Matthias Gnädinger durfte ich zweimal vor der Kamera stehen. Er wird mir immer in Erinnerung bleiben.
Früher habe ich sehr gerne Tatort geschaut und wollte unbedingt einmal in einem mitspielen. Doch die Serie hat sich so gewandelt, dass jeder Kommissar einen Knacks und ein spannenderes Privatleben als der Fall an sich hat. Deswegen schaue ich den Tatort gar nicht mehr.

Hast du Vorbilder?
Ich hatte nie Plakate in meinem Zimmer hängen. Es gibt schon Schauspieler, die ich sehr gerne mag. Aber keine Karriere, die ich genauso haben möchte.

Zurzeit stehst du gerade im Theaterstück «Willkommen» auf der Bühne. Was machst du lieber Theater oder Drehen?
Nachdem das eine abgeschlossen ist, habe ich Lust aufs andere. Die Abwechslung machts aus.

Bild von Reto Stalder

Was ist die grössere Herausforderung?
Die Herausforderungen sind einfach unterschiedlich. Ich bin sehr froh, dass ich beides machen kann.  Beim Bestatter haben wir zum Beispiel an einem Tag alle Szenen im Institut gedreht. Da springt man zwischen den Folgen hin und her. Ich muss dann vier Wochen später noch wissen, wie ich aus der Szene herausgegangen bin, was ich anhatte, welches Wetter war etc. Die Vorbereitungszeit ist bei der Serie viel intensiver.
Theater probt man vier bis sechs Wochen. Dieses Stück spielen wir 30 Mal. Da habe ich die Anforderung an mich, dass es jedes Mal wie die Premiere ist. Das Publikum bezahlt schliesslich und dafür soll es auch meine beste Performance bekommen.

Wieso wolltest du bei «Willkommen» mitmachen?
Er ist zwar kein böser, aber alles andere als einfühlsam. Das absolute Gegenteil von Fabio. Der zweite Grund war Regisseur Andrea Zogg. Ich traf ihn auf einen Kaffee, weil er Vorsprechen als Schauspieler selber hasst. Ich habe ihm noch im Kafi zugesagt. Er wollte mir nach zwei Wochen Bescheid geben. Während ich noch im Zug nach Hause sass, kam dann schon das Telefon mit der Zusage. Das war super. Zudem kannte ich auch schon zwei Schauspieler von früher und auch mit dem Rest vom Team verstehe ich mich gut. Das ist enorm wichtig, denn von November bis Ende Februar ist schon eine lange Zeit.

Bild von Reto Stalder

Wie tankst du Kraft?
Schlaf ist mir sehr wichtig. Vor jeder Vorstellung mache ich noch ein Powernap. Ich nehme etwas in die Hand und lege mich hin, sobald es aus der Hand fällt, stehe ich wieder auf. Das Privatleben leidet natürlich ein wenig, wenn ich am Wochenende arbeite. Ich brauche auch Zeit für mich selbst, wo ich nichts mache oder Netflix schaue (lacht).

Was hilft dir, wenn es gerade nicht so rund läuft?
Ich arbeite ja immer noch als Konstrukteur, dass gibt mir sehr viel Sicherheit. Ich gehe viel ruhiger an ein Casting, wenn ich weiss, dass ich meine Miete etc. bezahlen kann, auch wenn ich den Auftrag nicht bekomme. Wenn es in der Produktion harzt, ist es schon schwieriger. Schlussendlich ist es aber immer ein tolles Gefühl auf der Bühne zu stehen, Applaus zu bekommen und das Publikum lachen zu hören. Das ist meine Motivation.

Was rätst du gerade jungen Schauspielern?
Eine staatliche Ausbildung hilft einem sehr, weil man dadurch schon mit den richtigen Leuten in Kontakt kommt. Es gibt auch ganz furchtbare Sachen während der Ausbildung. Als Schauspieler bist du selbst ein Stückweit die Materie. Es wird mit dir gearbeitet und das ist nicht immer angenehm. Natürlich gehört auch immer eine gute Portion Glück dazu.

Bild von Reto Stalder

Was sind deine nächsten Projekte?
Nächsten Herbst spiele ich im Bernhard Theater in der «Niederdorfoper». Schon wieder Theater (lacht). Ich glaube es sind 70 Vorstellung, mit der Option auf mehr (grinst). Genau das Doppelte des jetzigen Stücks, also eine gute Vorbereitung. Sonst habe ich noch Sprechaufträge, aber noch nichts Konkretes. Film/Fernsehen habe ich zurzeit keine Aufträge, aber die sind oftmals viel kurzfristiger als Theater.

Was sind deine nächsten Projekte?
Nächsten Herbst spiele ich im Bernhard Theater in der «Niederdorfoper». Schon wieder Theater (lacht). Ich glaube es sind 70 Vorstellung, mit der Option auf mehr (grinst). Genau das Doppelte des jetzigen Stücks, also eine gute Vorbereitung. Sonst habe ich noch Sprechaufträge, aber noch nichts Konkretes. Film/Fernsehen habe ich zurzeit keine Aufträge, aber die sind oftmals viel kurzfristiger als Theater.

Dann drücke ich die Daumen, dass bald Angebote aus Deutschland eintreffen und Reto auch sonst wieder auf der Kinoleinwand oder im Fernsehen zu sehen ist. Das Interview war super lustig. Es ist für mich immer einfacher, wenn Interviewpartner denselben Humor haben.

Bilder: © Sava Hlavacek, SRF/Sava Hlavacek, Willkommen/ JUST4FUN ENTERTAINMENT

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