Der Schweizer Schauspieler Joel Basman (28) aus Zürich spielt im Film «Wolkenbruch» den orthodoxen Juden Motti, der sich in eine Schickse verliebt. Wie er zur Rolle gekommen ist und was eines der eindrücklichsten Komplimente war, die er für eine Darbietung bekommen hat, erzählt er im Interview.
Hast du den Roman «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse» gekannt, als du die Rolle angenommen hast?
Ja, als das Buch erschien hat mir mein Vater gesagt, lies es, du musst da mitspielen.
Was hat dich an der Rolle am meisten gereizt?
Ich bewege mich ja nicht so in Komödien. Den Humor rüberzubringen, der das Buch auch ausmacht. Das war die Herausforderung.
Wie bist du an die Figur herangegangen?
Da gab es verschiedenes. Zum einen habe ich zwei, drei Monate vor Drehbeginn angefangen Jiddisch zu lernen. Da hat mir ein Freund geholfen, den ich durch den Dreh kennengelernt habe. Er ist aus einer orthodoxen Familie ausgetreten und wusste genau, wann was gesagt wird und wie die Gebetsabläufe sind.Hast du noch etwas Neues erfahren über das Judentum?
Ja, vieles. Es war mir alles auch fremd auf diesem Level. Oft gab es Momente, in denen ich realisiert habe, ah das macht man deswegen so. Aber auch Kleinigkeiten, dass man zum Beispiel den Vornamen der Mutter nicht unbedingt sagt. Deiner Mutter sagst du «Mame».
Was war das Schwierigste an der Rolle?
Die grösste Herausforderung war klar das Komödiantische. Dennoch aber auch eine gewisse Authentizität beizubehalten und für die zu kämpfen, sowie ein Minimum an Drama reinzubringen, was es auch braucht. Schlussendlich nach 33 Drehtagen mit Perücke, angeklebtem Bart und einem Anzug, in dem du nach zwei Minuten schwitzt, habe ich mich sehr auf die Szene gefreut, wo ich mir den Bart rasieren konnte.
Was war für eine Stimmung am Set?
Eine gute, wir hatten ein hohes Pensum und haben viel gedreht an einem Tag. Es war sicher anstrengend, aber wir hatten die besten der besten der Schweiz.
Ist das normalerweise nicht so, dass man so ein hohes Pensum hat?
Es ist schon eher so. Oft werden drei bis acht Szenen am Tag gedreht inklusive Locationwechsel. Dann merkst du irgendwann schon, dass es dir an die Substanz geht.
Was sind Parallele von dir zu Motti?
Es gibt immer irgendwelche Punkte, an denen du anknüpfen kannst. Banale Sachen, wie, dass wir beide männlich und etwa gleich alt sind. Ich gebe diesem Geist einen Körper. Probleme bei der Entscheidungsfindung hatten wir alle schon mal. Ich kenne es einfach nicht, dass einem die Eltern so einen Druck machen. Nicht mal unbedingt von der Religion, es kann auch ein Studium sein oder dass jemand einen Betrieb übernehmen muss.Wann war für dich klar, dass du Schauspieler werden wolltest?
So mit elf, zwölf habe ich im Schultheater und mit Workshops angefangen. So richtig losgings mit der TV-Soap «Lüthi und Blanc».
Wie suchst du dir deine Rollen aus?
Das Drehbuch ist sehr ausschlaggebend. Anschliessend wie man sich beim Casting mit der Regie versteht. Wenn du ein gutes Buch hast, dann ist es egal, wie lange du drehst. Du bist einfach Teil dieser schönen Geschichte, die erzählt wird.
Gibt es eine Traumrolle, die du unbedingt mal spielen möchtest?
Immer mal wieder der Spruch, der Bond Bösewicht. Das ist sicher ein Thema. Schlussendlich finden dich die Traumrollen. Ich hatte schon ein paar Mal das Glück, dass mir ein Drehbuch geschickt wurde und die Regie mich in dieser Rolle haben wollte.
Erinnerst du dich an ein schönes Kompliment, dass du für eine Darbietung bekommen hast?
Ich hatte eine Rolle im Film «Picco». Er beruht auf einer wahren Geschichte, bei der in einer Gefängniszelle ein Mithäftling zu Tode gefoltert wird. Harte Kost. Irgendwann kam ein ehemaliger Häftling zu mir auf der Strasse und hat mir erzählt, dass dieser Film einer von dreien war, die er im Knast zur Auswahl hatte und er hatte ihn immer wieder angeschaut. Ich sehe ihn noch öfters und er ruft mir immer zu: «Hey Picco alles klar?». Für das machst du Filme. Das ist das ehrlichste Feedback, dass du bekommen kannst.
Bilder: Daphne Chaimovitz, © 2018 DCM Schweiz
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