Der Schweizer Regisseur Michael Steiner (49) im Interview über seinen Film «Wolkenbruch», die Herausforderungen des Films und seine Freude am Regie führen.
Was war für dich die Herausforderung bei der Umsetzung des Romans?
Verschiedenes. Bei diesem Buch wollte ich recht nah bei der Vorlage bleiben, weil das Buch so gemocht wurde, wie es ist. Den Schluss haben wir verkürzt. Die grösste Herausforderung war aber die Sprache. Ich wollte den Film unbedingt auf Jiddisch in Kombination mit Hochdeutsch machen. Die Produzenten wollten dies zu Beginn überhaupt nicht. Wir hatten dann Berater, die uns dabei halfen, dass Jiddisch so herunterzubrechen, damit man es auch verstehen kann. Nach drei bis fünf Minuten hat sich der Zuschauer so daran gewöhnt, dass er es versteht. Es geht ja um eine Mutter-Sohn-Beziehung und mir war es so wichtig, dass die Muttersprache drin ist.
Hattest du keine Berührungsängste einen jüdischen Film zu machen?
Nein, null. Wir wohnen im christlichen Abendland und das ist für mich derselbe Kulturkreis.
Wie gehst du an einen Film heran?
Ich überlege mir immer die Story und zeichne auch eine Art Comic. Aber es kann sein, dass ich ans Set komme und meinen Plan für die Szene wieder verwerfe, um etwas anderes auszuprobieren.
Nach welchen Kriterien hast du die Schauspieler ausgesucht?
ich schaffe immer mit einer Casting-Agentin zusammen. Ein Kriterium war sicher ein bisschen Jiddisch zu können. So gab es natürlich einen Cast mit sehr vielen jüdischen oder halbjüdischen Schauspielern.Was ist deine emotionalste Szene im Film?
Mhh, ich glaube die Szene, wo Motti alleine im Hotelzimmer ist. Da merkt der Zuschauer, dass es zwar eine Komödie ist, aber die Geschichte trotzdem eine Tiefe hat. Mir war es wichtig, dass der Zuschauer realisiert, dass es kein einfacher Schritt ist, seinen vorgefertigten Weg zu verlassen und mit der Familie zu brechen.
Was war die grösste Schwierigkeit bei diesem Film?
Es war für mich von Anfang an klar, dass es ein Ensemble-Film wird ohne viel technische Mätzchen. Es kommt auf die einzelnen Schauspieler an. Ich finde der Film hat einen super Cast. Weil es so locker gelaufen ist, hat es am Schluss gar keine Schwierigkeiten gegeben, weil sie hervorragende Arbeit geleistet haben.
Wie ist es für dich deinen Film zum ersten Mal auf der Leinwand zu sehen? Kannst du es geniessen oder siehst du dauernd Dinge, die man anders hätte machen müssen?
Für mich ist es mehr eine Kontrolle, um die Reaktion der Zuschauer zu sehen. Bei der Premiere habe ich geschaut, wann das Publikum lacht. Meistens lachen sie dort, wo ich es nicht erwartet hätte. Bei diesem Film war es mir besonders wichtig, ob der Bogen verstanden wird von der Komödie zur Tragik. Das schlimmste wäre, wenn es emotional zu wenig stark gewesen wäre. Es hat funktioniert.Wie war es in Israel zu drehen?
Lustig. Sie haben eine andere Art zu drehen, wie so oft in anderen Ländern. Sie essen zum Beispiel immer zuerst Frühstück am Set und dann beginnen sie zu arbeiten.
Was macht dir am meisten Spass am Regie führen?
Oh, das ist schwierig. Eigentlich alles. Es sind die verschiedenen Phasen. Am meisten Spass macht mir das Drehen. Da hast du alle Sensoren offen und bist am Bauen der Geschichte. Der Schnitt ist auch immer spannend. Am schlimmsten finde ich die Vertonung, weil du dann in einem Tonstudio gefangen bist.
Gibt es einen Schauspieler mit dem du sehr gerne mal drehen möchtest?
Da gibt es viele. Jake Gyllenhaal finde ich sehr interessant, seine Art zu spielen. Oder der beste Schauspieler auf der Welt, Tom Hanks. Es gibt wahnsinnig viele grossartige Schauspieler. Zum Beispiel auch Udo Samel. Es ist beeindruckend, was er kann.
Bilder: Daphne Chaimovitz, © 2018 DCM Schweiz
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