Am meisten überrascht hat mich die israelische Schauspielerin Rotem Zisman-Cohen (34). Ich hatte eine typische Israelin erwartet, vielleicht sogar ein bisschen vorlaut. Doch Rotem ist ganz anders. Sehr warmherzig und nett und mit einer Denkweise, die mich tief beeindruckt hat.
Ich warte auf sie im ersten Stock ihres Hotels und begrüsse sie auf Hebräisch. Sie ist ein wenig perplex, damit hat sie natürlich nicht gerechnet, aber freut sich sehr. Nachdem ich ihr erzählt habe, warum ich Hebräisch kann, verblüffte sie mich gleich mit der Antwort auf die erste Frage.
Ist es schwierig in Israel Schauspielerin zu werden?
Nein, ich glaube, dass es nichts im Leben gibt, dass schwierig ist. Wenn du entscheidest, dass es schwer wird, dann wird es das auch. Man muss einfach die Denkweise ändern. Anstatt zu denken, dass ich es eh nie schaffe, stecke ich meine Kraft und meinen Willen in die Möglichkeiten, das Geschenk, das ich erhalten habe der Welt zu zeigen.
Wie haben deine Eltern reagiert, als sie erfahren haben, dass du Schauspielerin werden willst?
Es kam ja nicht aus dem Nichts, dass ich Schauspielerin werden wollte. Seit ich klein bin, machte ich Ballette, spielte im Schultheater und nähte die Kleider für die Theaterstücke. Ich war eine One-Man-Show seit ich ein kleines Mädchen bin. Es war deswegen ganz klar, dass ich drei Jahre meine Ausbildung an der Schauspielschule machte. Ich wusste, dass ich im Schauspiel gut bin. Meiner Meinung nach ist es gut zu wissen, in was man gut ist (lächelt).
Ist es dein Ziel einmal in Hollywood zu spielen, wie zum Beispiel Gal Gadot?
Wir sind gleich alt by the way (lacht). Das Leben wird es zeigen. Es ist nicht etwas Unmögliches in Hollywood zu spielen. Von dem her, wir werden es sehen. Jede Arbeit, die ich bekomme, ist toll. Ich habe auch schon ein paar Sachen im Ausland gemacht.
Welche Rolle würdest du am liebsten spielen? Und bei welchem Regisseur?
Bei Regisseur Michael Haneke, ich schätze ihn sehr als Regisseur und mir gefallen seine Filme gut. Egal welche Rolle, Hauptsache bei ihm.
Bei Yesh! den jüdischen Filmtagen stellst du zwei Filme vor. Welcher hat dir mehr Spass gemacht zu drehen und wieso?
Naja, der eine ist eine Komödie der andere ein Drama. Das ist sehr schwierig zu sagen. Bei der Komödie konnte ich alles bis aufs äusserste ausreizen, die Kleidung, der ganze Style von Reli war übertrieben. Und das bin überhaupt nicht ich. Aber es hat sehr Spass gemacht, mal so eine Person zu spielen.
Auf der anderen Seite beim Film «Avinu» war es so cool mit meinem Mann zu spielen. Es gab viele Szenen, die gar nicht im Film gezeigt wurden, weil sie manchmal so echt und kraftvoll waren. Aber es hat auch sehr viel Spass gemacht.
Wie du siehst, waren beide Filme auf ihre Art toll.
Wie du gerade gesagt hast, spielst du beim Film «Avinu» mit deinem Mann Moris Cohen ebenfalls ein Ehepaar. War es einfacher, weil ihr euch so gut kennt oder das Gegenteil?
Es war super. Ich denke ja nicht so, oh mein Gott jetzt drehen wir. Es ist für mich einfach ganz natürlich eine Rolle zu spielen, wie mit jedem anderen Mann auch.
Dann würdest du wieder einen Film mit ihm drehen?
Ja, unbedingt! Es ist viel einfacher mit ihm zu drehen. Wir müssen uns nicht zuerst noch kennenlernen, sondern können gleich loslegen.
Du spielst eine religiöse Jüdin. Wie stehst du zum Glauben?
Ich bin sehr gläubig und lerne auch seit Jahren Kabbala in Tel Aviv. Das gibt mir die Kraft in meinem Leben. Ich halte auch den Shabbat ein. Viele sehen das als eine Art Bestrafung, aber für mich ist es eine Auszeit, ohne Computer, Handy, Gedanken und Gespräche über die Arbeit. Es ist eine Auszeit für das Hirn. Meine besten Ideen kommen am Samstag. Man muss sich um nichts kümmern, das Essen ist bereit und man hat einfach diese unglaublich schöne Stille. Ich warte immer auf den Shabbat.
Welchen Rat gibst du Menschen, die auch unbedingt ein Kind haben möchten, denen es aber schwer fällt schwanger zu werden?
Ich arbeite sehr mit der visuellen Vorstellungskraft. Diesen Tipp gebe ich jedem. Als ich schwanger werden wollte, habe ich mir immer vorgestellt, wie es ist einen dicken Bauch zu haben, einen Kinderwagen durch die Gegend zu schieben, wie glücklich ich sein würde mein Kind in den Armen zu halten. Und natürlich alles auszuprobieren, was möglich ist. Keine Angst zu haben.
Wieso war es dir wichtig in diesem Film mitzuspielen?
Mir gefielen die Rolle, das Drehbuch, der Regisseur und vor allem die Möglichkeit mit meinem Mann zu spielen.
Im Film «Zinuk baalia» spielst du genau das Gegenteil. Eine Frau, die lautstark ihre Meinung vertritt und sich durchkämpft. Hat es Spass gemacht diese Rolle zu spielen?
Es hat etwas sehr Befreiendes, jemand zu spielen, den du nicht bist. Ich spiele oft dunkle, dramatische Rollen, dabei denke ich, dass ich sehr lustig bin. Diese Rolle erinnerte mich an die von Penélope Cruz im Film «Vicky Cristina Barcelona». Die Rolle Reli ist sehr lebendig, eine Kämpferin mit viel Pfeffer.
Was war das Lustigste, das an einem Set passiert ist?
Oftmals, wenn wir drehen, sind alle sehr ernst. Man ist sehr konzentriert, dann heisst es «Action» und ich bekomme einen Lachkrampf und kann mich kaum erholen. Das passiert mir sehr oft (lacht).
Drehst du schon den nächsten Film?
Noch bevor ich schwanger wurde, hatte ich begonnen Regie zu führen und Drehbücher zu schreiben. Das war auch schon immer etwas, das ich machen wollte. Ich führte bei zwei Filmen Regie. Der eine ist ein Kurzfilm und der andere ist über meine Familie, halb Dokumentar und halb Fiktion. Bald drehe ich meinen nächsten Film.
Du hast auch in Serien mitgespielt, was sagt dir mehr zu?
Ganz klar Kinofilme. Serien sind meistens nur im Fernsehen. Das ist klein. Aber Kinofilme, die sind gross und international (strahlt).
Was war die schönste Reaktion, die du auf einer deiner Filme bekommen hast?
Das war gerade beim Film «Avinu». Viele Frauen fragten mich, wie ich schwanger wurde und ob ich Tipps hätte. Das war sehr schön. Vor allem zu sehen, dass ich diesen Menschen Hoffnung geben konnte.
Bilder: Daphne Chaimovitz, United King Films, Transfax Film Productions
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