Yesh! Opening Night

Zum fünften Mal finden dieses Jahr die Filmtage «Yesh! Neues aus der jüdischen Filmwelt» statt. Sieben Tage werden in den Kinos Arthouse Le Paris, Uto und Houdini jüdische Filme gezeigt. Von der Komödie bis zu provozierenden Dokumentarfilmen ist alles dabei. Taucht ein in Geschichten, die auch nichtjüdischen Kinoliebhabern nicht so fremd sind, wie vielleicht vermutet.

Bild aus dem Film The Other Story, Yesh Opening Night

Direktor Michel Rappaport erzählt mir an der Opening Night am Donnerstag, 14. März im Mascotte in Zürich, wie die Filmtage ins Leben gerufen wurden und nach welchen Kriterien sie die Filme auswählen.

Wie bist du auf die Idee gekommen, die jüdischen Filmtage zu starten?
Die Idee zu Yesh entstand vor fünf Jahren aus unserem erfolgreichen Filmclub. Wir wollten ihn noch toppen, weil er bei immer mehr Menschen Anklang gefunden hat. Zuerst haben wir mit einem Wochenende gestartet. Heute sind es sieben Filmtage mit 31 Filmen und 110 Vorführungen.

Wow, kol ha kavod! Nach welchen Kriterien sucht ihr die Filme aus?
Sie brauchen einen Kontext zur jüdischen Kultur oder Gesellschaft, müssen aber nicht von jüdischen Regisseuren sein. Wir sind da sehr offen. Natürlich kommt ein grosser Teil aus Israel, aber wir haben Filme aus der ganzen Welt.

Dieses Jahr zeigt ihr unter anderem den Film «M», der von Missbrauch innerhalb der orthodoxen Gemeinschaft berichtet. Besteht da nicht die Gefahr, anzuecken?
Wir wollen bewusst auch anecken. Wenn alle Filme so smooth durchgehen, ist das langweilig. Es sind Filme darunter, die provozieren und andere weniger – so gleicht es sich wieder aus.

Bild von der Yesh Opening Night
Regisseur Michael Steiner und Michel Rappaport

Der Eröffnungsfilm wird in Anwesenheit von Regisseur Avi Nesher (66) gezeigt und heisst «The Other Story». Im Film geht, es um einen Vater, der seine Tochter vor dem schlimmsten Fehler ihres Lebens bewahren soll.

Wie kamst du zu dieser Geschichte Avi?
Es sind zwei wahre Geschichten, die in diesem Film gezeigt werden. Der Psychologe, der mit seiner Tochter Probleme hat, hat mit mir das Drehbuch geschrieben. Die zweite Geschichte stammt von einem Mann, den ich kenne. Er hat sofort zugestimmt, als ich ihn fragte, ob ich sie verwenden darf. Es ist ihm sehr wichtig, sie zu zeigen. Ich verwende am liebsten wahre Geschichten in meinen Filmen.

Was bedeutet es dir, dass dein Film der Eröffnungsfilm ist?
Es ist immer schön, an einen neuen Ort zu kommen und den Film einem Publikum zu zeigen, dass ihn noch nicht gesehen hat. Ich mag jüdische Festivals sehr. Sie haben ein Talent, das Schöne der israelischen und jüdischen Filmkultur sowie von Israel zu zeigen. Dass wir weit mehr können, als zu kämpfen (lacht).

Bild aus dem Film The Other Story, Yesh Opening Night

Was hast du für Feedback zum Film bekommen?
Dass der Film zum Nachdenken anregt, egal ob es jüdische oder nichtjüdische Zuschauer waren. Der Plot handelt von der Familie, die Beziehung zwischen Eltern und Kindern, von Menschen allgemein, da kann sich jeder damit identifizieren.

Weisst du schon, was dein nächster Film sein wird?
Das weiss ich nie. Aber ich bin in ein Projekt involviert, dass von einer wahren Geschichte handelt, die in der Schweiz in den 30ern passiert ist. Kann gut sein, dass ich diese verfilme.

Bild von der Yesh Opening Night

Fazit «The Other Story»

Der Film ist typisch israelisch, ich habe viele Situationen wiedererkannt. Oftmals hört man von jungen Menschen, die aus der orthodoxen Gemeinschaft austreten, aber nicht eintreten. Für liberale Eltern ist dies sehr beängstigend, deswegen setzen die Eltern von Anat (Joy Rieger) alles daran ihre Tochter vor der Heirat zu bewahren und ihr die Augen zu öffnen. Weil aber vor allem die Bedürfnisse der Mutter im Vordergrund stehen, drohen sie am Ende Anaz zu verlieren. Das ist eine der wahren Geschichten, die es schon in sich hat. Die Zweite ist ähnlich und handelt um einen Sorgerechtsstreit, bei dem die Mutter sich einer Art Sekte angeschlossen hat, die die Weiblichkeit verehrt. Der Vater macht sich nun grosse Sorge, um den kleinen Jungen, weil er eine Junge ist.

Manchmal ist der Film ein bisschen überspitzt und mit fast zwei Stunden etwas zu lang. Aber die beiden wahren Geschichten sind sehr interessant und ich war bis zum Schluss gespannt, wie sie ausgehen.  

Bild aus dem Film The Other Story, Yesh Opening Night

Bilder: Yesh! und Daphne Chaimovitz

1 Kommentar

  • Silvia 17/03/2019 at 11:05 am

    Spannend und wirklich authentisch – hoffe ich kann den einen oder anderen Film sehen.

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