Interview mit Berni Wagner

Der österreichische Comedian Berni Wagner (34) war anlässlich der STAND UP! Mixed Show im Bernhard Theater in Zürich. Dank Instagram habe ich von ihm und seinen witzigen Vergleichen von veganer und nicht veganer Ernährung erfahren. Ob er selbst Veganer ist und wie er zur Comedy kam, erzählt er mir auf den Treppen vor dem Opernhaus.

Bild von Berni Wagner

Wann hast du deine Liebe zum Humor entdeckt?
In der Volksschule war ich schon gerne im Mittelpunkt und ich war auch im Schultheater. Ich weiss nicht, ob das Ziel war, unbedingt lustig zu sein. Aber es hat sich relativ schnell abgezeichnet, dass ich das am besten konnte. Als Kind wollte ich entweder Biologe oder Schauspieler werden. Und jetzt bin ich fast beides. Wirklich professionell, bin ich es nach der Schule angegangen. So ab 19, 20 hatte ich das Gefühl, das wäre was, wo ich gerne versuchen würde, eine Karriere für mich rauszuschlagen. Was zum Glück gelungen ist.

Wieso hast Biologie studiert und promoviert?
Ich habe Biologie studiert, weil ich ein grosses Interesse an Tieren habe. Im Endeffekt habe ich Kognitionsbiologie gewählt, weil ich nie Tiere töten oder invasive Sachen an ihnen machen wollte. Bei der Kognitionsbiologie interagiert man mit den Tieren und versucht ihnen, etwas beizubringen und dadurch Fragen zu stellen. Dieses Fachgebiet hat mich neben der Comedy immer interessiert.

Bild von Berni Wagner

Wie kommst du auf deine Sprüche?
Ich schreibe eigentlich immer mit, wenn mir irgendwie Ideen kommen. Spezifisch die Nummern zu veganer oder vegetarischer Ernährung, sprich die Sachen zu Fleischkonsum im Endeffekt, sind alle während des Corona-Lockdowns entstanden. Ich habe begonnen, alles zu den Themen Umwelt, Klima, Biodiversität und Umweltzerstörung aufzuschreiben. Habe viel dazu recherchiert und gelesen. Da kommt man sehr schnell an die Information, dass den Fleischkonsum zu reduzieren, das Beste ist, was man als Einzelperson machen kann. Und dann habe ich gedacht, dazu würde ich gerne was schreiben dazu.

Ich bin es recht strategisch angegangen. Alle Leute, die vegan sind, wissen, sobald man erwähnt, dass man kein Fleisch isst, gibt es ganz viele Leute, die direkt in eine Schutzhaltung gehen und komplett zumachen. Die ganze Idee an dieser Nummer war, den Leuten die Möglichkeit zu nehmen, der Logik zu widersprechen. Sie so weit offen zu halten, dass sie akzeptieren müssen, dass es das bessere Argument ist. Es erfordert, dass es nicht predigend ist, sondern dass es den Link über den Humor macht. Für den humoristischen Effekt ist es natürlich immer besser, wenn es krasser ist. In dem Fall der Vergleich mit der Entzugsklinik.

Bist du Veganer?
Nein, ich esse noch selten Käse. Tatsächlich bin ich durch die Arbeit an dem Comedy-Programm Vegetarier geworden.

Was liebst du an der deutschen Sprache? Also findest du, sie eignet sich gut für humoristische Sachen?
Es gibt Leute, die sagen, Deutsch ist eine schlechte Sprache für Comedy und Englisch sei viel besser. Dies aufgrund der Art, wie die Grammatik funktioniert, weil bestimmte Wörter eher am Ende stehen und die Pointe auch am Ende stehen soll. Ich finde gerade das schön an der deutschen Sprache, dass man sie biegen kann. Als Dialektsprecher versuche ich selbst, wenn ich Hochsprache spreche, die Grammatik so zu verbiegen, dass sie meinen Zwecken dient. Mir gefällt auch, dass sie recht barock ist und eine gewisse Wuchtigkeit bietet. Das mag ich schon gern.

Bild von Berni Wagner

Was bringt dich zum Lachen?
Boah, ganz vieles. Ich lache über dieselben Sachen wie andere Leute, also Blödsinn, dumme Videos, gute Videos, ich lache über schlaue Witze und über blöde Witze und ich lache, wenn jemand auf die Schnauze fällt oder so. Also ich lache sehr viel und ich bin generell nicht so der Komiker, der nie über was anderes lacht. Was vielleicht ungewöhnlich ist, ich lache einfach generell, wenn ich das Gefühl habe, ich sehe was, was ich jetzt nicht direkt verstehe oder wo ich das Gefühl habe, da gibt es was zu begreifen, was ich aber nicht begriffen habe. Mein klassisches Beispiel ist, dass ich oft im Museum stehe und wegen moderner Kunstsachen lachen muss. Nicht, weil ich es auslache oder mir denke, was ist das für ein Blödsinn, sondern ich merke irgendwie, da hat jemand sehr viel Arbeit reingesteckt und ich verstehe es jetzt gar nicht und das kann ich sehr geniessen.

Also in dem Fall bist du aber privat auch eher lustig?
Ich glaube, früher war ich mehr der Unterhalter und jetzt ist es eher so, dass ich die anderen erzählen lasse.

Wo hört für dich Humor auf?
Für mich persönlich gibt es schon Grenzen, diese sind aber eher, wo ich das Gefühl habe, jemand bemüht sich nicht, es ist irgendwie ein abgelutschtes Klischee oder jemand macht das jetzt aus irgendeinem anderen Grund als aus der spontanen Magic raus. Ich kann im Prinzip einiges verzeihen, wo man sagen wird, das geht zu weit. Ich bin ja auch meistens nicht direkt betroffen. Ich finde schon, dass es da Grenzen gibt, wo ich sage, das muss man nicht machen. Zugleich ist es halt so, dass Kunst auch davon lebt, dass nicht immer alles eindeutig ist. Humor kann zwei Sachen. Humor kann entweder uns zusammen- und uns irgendwie einander näherbringen und wir lachen quasi gemeinsam, weil wir das Gefühl haben, ah ja, voll, das kenne ich auch. Und Humor kann aber, das kennen wir alle aus der Schule, irgendwie verurteilend sein und herabwürdigend. Humor kann wehtun und dazu dienen, Leute zu massregeln oder irgendwie in ein Korsett zu zwängen. Für mich ist definitiv die erste Funktion, die bessere.

Bild von Berni Wagner und Daphne Chaimovitz

Bilder: Barbara Maria Hutter, Ernesto Gelles, Christopher Glanzl, Daphne Chaimovitz

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