Kimmy Repond (15) aus Basel ist fünffache Schweizermeisterin und amtierende Junioren Schweizermeisterin im Eiskunstlauf. Im Interview berichtet sie mir, was ihr auf dem Eis am meisten Spass macht, welche Ziele sie noch erreichen möchte und wie ihr Alltag so aussieht.
Wolltest du schon als kleines Mädchen Eiskunstläuferin werden?
Nicht wirklich, ich habe mich eher auf das Klavier konzentriert, damit Preise gewonnen und auch Konzerte gegeben.
Kannst du dich noch erinnern, wie es war, das erste Mal auf dem Eis zu stehen?
Klar, da hat meine Schwester Jeromie die Show «Lady Gaga» einstudiert, und ich stand auf dem Eis und versuchte mit den Armen sie zu imitieren. Ich konnte aber nicht verstehen, warum das alle so lustig fanden.
Was macht dir am Eiskunstlauf am meisten Spass?
Die Sprünge, Wettkämpfe und grosse Shows.
Hast du ein Idol?
Nicht wirklich, aber ich bewundere Eiskunstläuferinnen wie Liza Tuktamysheva. Sie ist eine Läuferin, die nicht bereits mit 16 wieder von der Bildfläche verschwunden ist. Richtige Bewunderung habe ich aber für Roger Federer. Er ist für mich ein Symbol eines Athleten, welcher uns zeigt, wie sehr er diesen Sport liebt.
Wie bringst du Schule, Eiskunstlauf und dein Privatleben unter einen Hut?
Das ist schon ein echter Challenge! Corona hat mir da tatsächlich geholfen. In diesen zwei Jahren konnte ich zwei Jahre Schule überspringen. Nun ist es etwas lockerer. Nächstes Jahr bin ich dann fertig mit der Matura.
Beeindruckend, dass du gleich zwei Klassen übersprungen hast! Willst du später auch mal studieren oder einen weiteren Beruf neben dem Eiskunstlauf erlernen?
Ja, ich werde Medizin studieren.
Wie sieht dein Alltag aus?
Ich stehe um 5:20 Uhr auf und trainiere. Um 8:30 Uhr beginnt die Schule. Um 11:45 Uhr fange ich mit dem Einturnen und dann Training, Fitness, Schule und Hausaufgaben. Danach habe ich etwas Zeit für mich.
Hast du Zeit mal spontan Freunde zu treffen?
Ja, am Wochenende.
Wie unterscheidet sich dein Leben zu einem «normalen» Teenager?
Ich mache alles ein wenig gezielter, bewusster und halt nicht so viel wie andere Altersgenossen. Unter Athleten lebe ich tatsächlich wie ein normaler Teenager. Ich hänge auf den Social Media ab, auf Instagram habe ich 137’000 Followers! 🙂 Ich liebe shoppen, chatte, treffe mich mit meinen älteren Schwestern und einer Freundin. Freue mich schon sehr auf zwei Städtereisen diesen Frühling.
Du bist fünffache Schweizermeisterin und amtierende Junioren Schweizermeisterin mit 15 Jahren! Unglaublich! Gratuliere. Was möchtest du noch erreichen?
An der Weltmeisterschaft will ich unter die Top 6 und an Olympia unter die Top 10.
Wie ist es für dich, vor Publikum deinen Eiskunstlauf zu zeigen?
Ich liebe es! Einfach alles daran, den Eiskunstlauf und die Musik. Ich möchte dem Publikum zeigen, wie schön Eiskunstlaufen ist.
Wo würdest du am liebsten einmal auf dem Eis stehen?
An der Olympiade in Milano 2026.
Was rätst du jungen Eiskunstläufer*innen, die noch ganz am Anfang stehen?
Früher hätte ich klar gesagt, verwirklicht eure Träume, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Ehrlich gesagt, ist mir dieser Traum heute etwas genommen worden, durch den Entscheid an der Olympia.
Was genau meinst, du wegen dem Entscheid an der Olympia?
Ich meine damit das, was zurzeit mit dem Doping der russischen Läuferin Kamila Walijewa abgeht. Dass sie dennoch fahren darf, ist doch ein Schlag ins Gesicht für alle «sauberen» Athleten. Ich kenne andere Sportler (aus der Zeitung oder von Social Media), die mit dem Nachweis genau dieser Substanz sofort gesperrt wurden.
Ich finde es hochgefährlich, dass Kinder sich überhaupt solche Mittel zuzuführen, welche Nebenwirkungen wie Parkinson haben können. Die ganze Thematik macht mir irgendwie Angst, bis heute dachte ich immer, Eiskunstlauf ist ein Sport, bei dem man sich ehrlich messen kann und alle mit denselben Möglichkeiten antreten (wenn wir das ganze Schulsystem mal weglassen). Heute wird mir vor Augen geführt, dass dem nicht so ist. Es nimmt wohl jedem Sportler etwas Motivation und Liebe zu diesem Sport.
Dass nun die Zeremonie nicht stattfindet, finde ich ein sehr trauriger Entscheid für alle Athleten die vier Jahre dahin gearbeitet haben. Ich verstehe aber den Entscheid der IOC. Nachdem sie die Läuferin nicht sperren konnten, ist das eine richtige Schlussfolgerung, für alle Athleten die mit der Einnahme dieser Substanz sofort gesperrt wurden. Sie setzen auch ein Zeichen, dass man diese Entwicklung im Sport nicht goutiert. Ich finde es eine super traurige Geschichte, weil Eiskunstlaufen jetzt in so einem Licht erscheint, mehr möchte ich zu diesem Thema nicht mehr sagen.
Bilder: Kimmy Repond
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