Interview mit Dominique Devenport

Dominique Devenport (27) ist eine schweizerisch-amerikanische Schauspielerin. In der neuen SRF-Serie «DAVOS 1917», die diesen Sonntag, 17. Dezember um 20.05 Uhr auf SRF 1 startet, spielt sie die Hauptrolle der Krankenschwester Johanna. Was sie an Johanna faszinierte und wie sie sich auf die Rolle vorbereitet hat, berichtet sie mir im Interview.

Bild von Dominique Devenport

Was hat dich am meisten an der Rolle gereizt, als du das Drehbuch gelesen hast?
Von Beginn war ich sehr begeistert von der Geschichte und Johanna. Es geschieht enorm viel mit dieser Figur und sie entwickelt sich auch wahnsinnig spannend. Es ist eine starke Frauenrolle in einer Erzählung, die ich so noch nie gesehen habe. Sie handelt von zwei Frauen in einer historischen Spionage-Geschichte.

Die Serie ist inspiriert von wahren Begebenheiten. Weisst du, ob Johannas Figur jemandem nachempfunden ist?
Ja, es gab mehrere Vorbilder für Johannas Figur. Zum Beispiel lehnt sie sich an Tagebüchern von Krankenschwestern des Roten Kreuzes an.  

Wie war der Casting-Prozess für dich?
Der Casting-Prozess war recht umfassend, es gab mehrere Casting-Runden. Mein erstes Casting war nur mit Regisseur Jan-Eric Mack. Später kamen noch die verschiedenen Figuren hinzu, die von unterschiedlichen Schauspielern gespielt wurden, bis dann der definitive Cast stand.

Bild aus der SRF-Serie «DAVOS 1917»

Ist dir der Bündner-Dialekt schwergefallen?
Ja, ich gehöre leider nicht zu den Schauspielern, die einen Dialekt gleich perfekt sprechen können. Ich hatte eine Coachin, mit der ich die Sätze immer wieder durchgegangen bin. Es gibt auch unterschiedlich starke Bündner-Dialekte. Meiner ist eher angehaucht, weil sich das für mich in der Sprache natürlicher angefühlt hat.

Was hat dich erschüttert, als du das Drehbuch gelesen hast?
Für die Vorbereitung habe ich mich intensiv mit Frauen aus dieser Zeit auseinandergesetzt. Was durfte die Frau, was nicht, was konnte sie von ihrem Leben erwarten. Dann im Speziellen das Leben von Krankenschwestern, die für das Rote Kreuz an der Front gearbeitet haben. Irgendwie habe ich das auch gewusst, dennoch hat es mich sehr erschüttert, dass der Vater bis zur Heirat als Vormund fungierte.

Wie hast du dich gerade auch auf die Operationen vorbereitet?
Wir hatten eine Ärztin am Set, die uns instruiert hat. Zuerst ging es darum, wie der Tag einer Krankenschwester damals überhaupt ausgesehen hat. Welche Rolle und Aufgaben bei einer OP übernommen wurden, wie der genaue Ablauf ist. Das Kurhaus in der Serie ist auf Tuberkulose spezialisiert, da hat sie uns den genauen Krankenverlauf und die Behandlungsmöglichkeiten geschildert. Wir konnten auch an Übungskits ausprobieren, wie man eine Wunde zusammennäht. Mein grosses Glück ist, dass ich mit Medizinern zusammenwohne und aus ihren Erzählungen extrem viel mitnehmen konnte.

Bild aus der SRF-Serie «DAVOS 1917»

Wie viel hast du vorher von den Ereignissen in Davos im Ersten Weltkrieg gewusst?
Überhaupt nichts. Über den Ersten Weltkrieg weiss ich das, was wir in der Schule gelernt haben. Das Basiswissen, das so ziemlich jeder hat. Mir war klar, dass die Schweiz schon damals neutral, aber dennoch involviert war. Über die Schweizer Verhältnisse und wie die Menschen damals lebten, wusste ich nichts. Davos ist ja heute noch ein wichtiger Zusammenkunftsort mit dem WEF, aber dass dort so viel abgegangen ist, war mir nicht bekannt.

Genau, die Serie könnte auch heute spielen. Leider zeigt die Geschichte, dass die Menschheit nicht wirklich lernt. Was wünscht du dir, worüber die Zuschauer nachdenken sollen?
Wie viel durch eine Serie angestossen werden kann, ist natürlich schwierig zu sagen. Wenn man sich für solche Themen interessiert, gibt es sicher ein Wiedererkennungsprozess. Meine Hoffnung ist, dass obwohl in dieser Serie so viel passiert, die Zuschauer sich emotional auf Johanna einlassen können.

Wie war die Zusammenarbeit am Set?
Es hat mega viel Spass gemacht. Ich finde es immer am aufregendsten, wenn man mit Schauspieler*innen, mit denen man noch nie gedreht hat, die erste Szene dreht. Sehr schön ist auch gegen Ende des Projekts, wenn man die gemeinsam aufgebaute Dynamik spürt. Alle haben ihre Rolle sehr mutig ausgefüllt. Es war eine grosse Wertschätzung untereinander am Set.

Wie war das Zusammenspiel mit Jeanette Hain, die die Gräfin Ilse von Hausner verkörpert?
Wir hatten sehr viel Spass an der Frage, wie die beiden Figuren zueinanderstehen. Wie du zuvor gesagt hast, scheint sich die Geschichte immer zu wiederholen. Dies liegt vielleicht auch daran, dass wir Menschen gewisse Grundinstinkte haben. Dieses unsichere Verhältnis zwischen den Beiden, ob sie nun Feinde oder Verbündete sind und wie man mit dem Altersunterschied um geht. Dies ist bei jeder Firma ein Thema, wenn eine jüngere Mitarbeiterin hinzukommt und es schon eine ältere Mitarbeiterin gibt. Dieser Austausch mit Jeanette war sehr bereichernd.

Bild aus der SRF-Serie «DAVOS 1917»

Was rätst du angehenden Schauspieler*innen?
Es gibt super viele Ratschläge und Leute, die dir sagen, du sollst es genau so machen. Leute, die dir sagen, wie schlecht oder gut du bist. Schauspiel hat für mich immer ein bisschen etwas, mit Kind sein zu tun. Du brauchst den Mut, zu spielen und dich auf Dinge einzulassen. Damit ich dies kann, brauche ich ein starkes Privatleben und ein starkes Selbst. Ich muss mich immer auf mich selbst zurückbesinnen können.

Wie tankst du Kraft?
Beim Dreh ist es Reizüberflutung pur! Es sind lange Drehtage, es ist sehr viel los, du bist in deinem Kostüm und lernst super interessante Menschen kennen. Für mich helfen dann enorm die «einfachen» Dingen, wie mit einer Kollegin zu telefonieren oder einen Kaffee trinken zu gehen.

Was sind deine nächsten Projekte, die du verraten darfst?
Meine Kollegin vom Rostocker-Theater und ich schreiben gerade unser Stück fertig, dass im Dezember Premiere feiert. Ende Oktober beginnen die Proben.

Bild von Dominique Devenport

Bilder: Daphne Chaimovitz, SRF/Pascal Mora

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