Nagehan Dobler (33) gründete 2019 das Modelabel «Nana Gotti». Ob sie sich schon als kleines Mädchen für Mode interessierte, mit wem sie gerne einmal zusammenarbeiten möchte und woher sie ihre Inspiration nimmt, verrät Nana mir im Interview.
Woher kommt deine Affinität zur Mode?
Die war eigentlich schon früh vorhanden. Als Jugendliche habe ich mich sehr für Mode und Design interessiert, aber konnte mich aus finanziellen Gründen nie richtig ausleben bzw. meine ersten, konkreten Schritte noch nicht einleiten. Ich war damals weder eine Fashionista, noch rannte ich den neuesten Trends hinterher. Erst mit der Zeit und mit ein paar Fashion Fauxpas wurde ich modebewusster und setze nun meine eigene Mode-Vision in die Realität um.
War für dich schon immer klar, dass du Modedesigner werden wolltest?
Nein, eigentlich nicht. Uns wurde vorgeschrieben, eine richtige Lehre abzuschliessen, sich weiterzubilden und danach einem 08/15 Bürojob nachzugehen. Als kleines Mädchen habe ich im Badezimmer vor dem Spiegel angefangen, die Tücher um mich zu drapieren. Ich habe auch heimlich Fashion TV Shows in meinem Zimmer angeschaut und war verzaubert von der Glamour-Welt. Ich wusste damals schon, dass ich auch dorthin gehöre.
Wie war dein Werdegang?
Nach meinem Lehrabschluss als Coiffeuse besserte ich meine Englisch-Kenntnisse in Südafrika auf. Dann habe ich an der Parsons in New York Mode-Unternehmertum und Marketing studiert. Nach ein paar Monaten hat es mich nach London verschlagen, wo ich ein Stipendium an der Istituto Marangoni erhielt und die Uni mit den zweitbesten Noten abschloss. Danach kam ich zurück in die Schweiz, wo ich als Executive Assistant gearbeitet habe, um mein Label zu finanzieren. 2018/2019 beschloss ich endlich mein Traum zu verwirklichen und gründete offiziell «Nana Gotti».
Wieso hast du den Namen «Nana Gotti» gewählt?
Viele können meinen Namen Nagehan nicht richtig aussprechen. Ich konnte mich damit auch nicht richtig anfreunden. Aus diesem Grund nahm ich die ersten zwei Anfangsbuchstaben und die letzten zwei – so entstand Nana. Gotti stammt von John Gotti, wessen elegantes Auftreten in der Öffentlichkeit ihm den Spitznamen «Dapper Don» gab, was mich damals sehr inspirierte. Somit entstand Nana Gotti, mein «Alter Ego», die selbst- und modebewusster ist.
Wieso hast du dich für das Luxussegment entscheiden?
Ich habe mich für das «Affordable-Luxury-Segment» entschieden. Damit möchte ich Luxuskleider für alle zugänglicher machen.
Wo nimmst du deine Inspiration her?
Inspiration finde ich überall. Wenn ich durch die Stadt laufe, auf Reisen bin, alte Movies und Serien schaue oder auf Pinterest stöbere. Meine Wandtafel im Atelier dient mir als Moodboard. Sobald ich etwas Inspirierendes sehe, wird es an die Wandtafel geklebt. Natürlich gibt es auch Personen, die mich inspirieren.
Welches ist dein Lieblingsmodell und wieso?
Das pinke Azalea Kleid mit den Cut-Outs. Es ist ein Statement-Kleid, damit ziehst du alle Blicke auf dich und jeder wird sich an dich erinnern. Mit der Zeit konnte ich mir mit meinem Label einen Wiedererkennungswert erschaffen. Die Kunden wissen, dass es Nana Gotti ist.
Was bedeutet für dich die Themen Nachhaltigkeit und Umwelt?
Verantwortungsbewusster mit den vorhandenen Ressourcen umzugehen.
Engagierst du dich auch ausserhalb deines Business dafür?
Hauptsächlich engagiere ich mich dafür über mein Business, weil mein Leben mehrheitlich aus meinem Label besteht. Unsere Mitarbeitenden werden fair bezahlt und arbeiten zu guten Bedingungen. Wenn möglich, bestehen unsere Stoffe aus ökologisch sauberen Materialien, ansonsten wird darauf geachtet, dass die Stoffe von lokalen Stoffhändlern stammen und nicht von weit her.
Auf was legst du bei deiner Mode besonders wert?
Ich lege sehr viel Wert darauf, dass die Qualität sowie das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt. Die Mitarbeitenden wissen, dass ich die inneren Nähte am meisten kontrolliere, um zu sehen, ob sauber gearbeitet wurde. Der ganze Service, den ich anbiete, muss für die Endkunden hundertprozentig perfekt sein.
Mit wem würdest du gerne einmal zusammenarbeiten?
Mit Giambattista Valli, einem authentischen Workaholic. Einer der wenigen Designer, der sein Brand ohne Investoren an der Spitze hält. Er erschafft eine unverwechselbare Silhouette und ist ein Meister der Konstruktion.
Was möchtest du mit deinem Modelabel unbedingt erreichen?
Ich möchte es an die Spitze schaffen, mein Label und Angebot erweitern, um in diversen Segmenten präsent zu sein.
Was für Komplimente hast du für deine Kleider erhalten, die dir ein Lächeln auf die Lippen gezaubert haben?
Das mein Label einen hohen Wiedererkennungswert hat.
Was sollen deine Kundinnen fühlen, wenn sie deine Kleider tragen?
Sie sollen sich selbstsicher, mutig und zauberhaft fühlen.
Was rätst du angehenden Modedesigner*innen?
Es ist sicherlich kein 08/15 Job. Man muss für die Mode leben und viel Kritik einstecken können. Die Arbeit endet nie, und es gibt immer Dinge zu verbessern.
Bilder: Nana Gotti
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