Silvia Frey (55) aus Reitnau ist Meeresschutzbiologin und Geschäftsleiterin bei KYMA. KYMA sea conservation & research wurde am 17. Juli 2019 von Fiona Trachsel, Sandra Ludescher, Michael Stünzi, Andreas Zgraggen und ihr in Zürich gegründet. Wieso Silvia Meeresschutzbiologin wurde, was KYMA für wichtige Arbeit leistet und wieso der Schutz der Meere signifikant ist, berichtet sie mir im Interview.
Wieso bist du Meeresschutzbiologin geworden?
Ich war bereits als Kind der Natur und Tieren sehr verbunden und mir wurde daher früh bewusst, dass ich im Umwelt- und Tierschutz arbeiten möchte. Familiär bedingt bestand auch eine grosse Nähe zum Meer und diese Mischung führte mich dann zu meiner Tätigkeit als Meeresschutzbiologin.
Woher kommt die Liebe zum Wasser und zu den Tieren?
Ich glaube, dass dies einerseits sehr intrinsisch ist. Ich war immer schon gerne am und im Wasser. Andererseits waren wir als Familie sicher einmal im Jahr am Meer, unsere Verwandten und Bekannten besuchen, die dort lebten.
Mit meiner Liebe zu den Tieren verhält es sich ähnlich. Schon als kleines Mädchen interessierten mich Tiere sehr und ich empfand stets eine grosse Verbundenheit mit ihnen. Meine Eltern waren auch sehr tierlieb und meine Mutter hat in einem Tierheim ehrenamtlich mitgearbeitet.
Wieso wurde KYMA gegründet?
Gewisse von uns waren bereits seit längerer Zeit im Meeresschutz engagiert und wollten noch mehr bewegen. Mit KYMA können wir gemeinsam Projekte umsetzen, die wir als sinn- und wirkungsvoll für den Meeresschutz erachten.
Was sind die Kernaufgaben von KYMA?
KYMA hat zum Ziel, das Leben im Meer zu schützen. Wir gehen dabei auf verschiedenen Ebenen vor. Einerseits geht es darum, Menschen, Kinder und Erwachsene, zu sensibilisieren, ihnen mehr Wissen über die Meere und ihre Ökologie zur Verfügung zu stellen und sie zum Handeln und Nachdenken zu bewegen. Gerade die junge Generation steht vor grossen Herausforderungen im Umweltschutz und wir möchten ihnen Unterstützung mit auf den Weg geben. Andererseits lancieren oder unterstützen wir vor Ort Forschungs- und Schutzprojekte. Nur wenn genügend Wissen über die Meerestiere, ihre Verbreitung und ihr Verhalten sowie ihre Gefährdung besteht, können auch adäquate Schutzmassnahmen gefordert werden. Schliesslich möchten wir auch die rechtlichen Voraussetzungen im Meeresschutz verbessern. Das tun wir im Verbund mit anderen Organisationen.
Wieso ist der Schutz der Meere so wichtig?
Ohne vitale Ozeane gibt es kein gesundes Leben an Land. Die Ozeane bilden auf verschiedenen Ebenen die Grundlage allen Lebens auf der Erde. Wenn wir sie also zerstören, dann gefährden wir also nicht einfach Hunderttausende von Meerestierarten, sondern schlussendlich auch uns selbst.
Was kann jeder einzelne Mensch zum Schutz der Meere tun?
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten. Im Grunde genommen geht es darum, unsere Konsum- und Wertehaltungen kritisch zu hinterfragen und daraus auch Handlungen abzuleiten. Das fängt an bei den Nahrungsmitteln, die gewählt werden, denn hier liegt ein grosser Hebel im Umweltschutz und der Nachhaltigkeit. Meerestiere sollten in der Schweiz nicht konsumiert werden. Es liegt zudem so viel Spannendes im Entdecken von tierfreien Nahrungsmitteln und gleichzeitig kann dabei der Natur so viel Gutes getan werden. Auch die Wahl von Produkten, die nicht in Einwegplastik verpackt sind oder selbst Einwegplastik sind, hilft enorm mit, die Meere zu schützen. Aber auch die Wahl der Transportmittel im Alltag oder für die Fahrt in die Ferien kann klimafreundlich und damit auch gut für die Meere sein. Wir haben einige Tipps für einen meeresfreundlichen Alltag zusammengestellt (die Liste ist nicht abschliessend).
Wieso ist die Fischerei schädlich?
Schädlich für die Meere und ihre Lebewesen sind die industrielle Fischerei, die industrielle Fischereimethoden sowie die illegale Fischerei. Es gibt dabei zahlreiche Aspekte wie die Überfischung, die Zerstörung des Lebensraums durch Grundschleppnetze, die Verschmutzung durch Geisternetze und -leinen, die Verletzung und der Tod von Millionen von Meerestieren, die gar nicht zu den Zielspezies der Fischerei gehören (so genannter Beifang) sowie das Tierleid. Gerade letzteres erhält noch viel zu wenig Beachtung. KYMA führt eine Informationskampagne zum Thema Fischerei und Fischkonsum unter dem Namen «Pause für die Meere». Wir haben diverse Broschüren erstellt, die über die verschiedenen Gefährdungsaspekte aufklären.
Was gibt es für Möglichkeiten bei euch aktiv zu werden?
KYMA führt alljährlich Forschungsexpeditionen durch, an denen Interessierte teilnehmen können und aktiv mithelfen, Daten über die Verbreitung von Meerestieren zu sammeln. Wir führen auch Kampagnen durch. Aktuell ist es eine Petition und Informationskampagne zum Thema Ökozid. Je mehr Menschen wir damit erreichen, desto besser! Wir sind dankbar, wenn Menschen aktiv mithelfen, die Petition und das zugehörige Infomaterial weiterzuverbreiten.
Wie kann man euch unterstützen?
KYMA ist ein gemeinnütziger Verein und daher sind wir auf Spenden angewiesen, um Schutzprojekte umsetzen zu können. Jede Spende, egal ob klein oder gross, ist dabei unglaublich wichtig.
Bilder: KYMA, Ursula Meisser
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