Fischotter

Leider gehören auch die putzigen Fischotter zu den gefährdeten Tierarten, deswegen ist die Wiederansiedlung des Europäischen Fischotters in der Schweiz das Ziel. Doch wieso geht sie nur schleppend voran? Und hat er überhaupt eine Chance wegen des Menschen?

Bild eines Fischotters im Zoo Zürich

Charaktereigenschaften des Fischotters

Tom und Cleo aus dem Zoo Zürich sind Europäische Fischotter und als solche vor allem dämmerungs- und nachtaktiv, aber gelegentlich auch tagsüber anzutreffen. Fischotter sind Einzelgänger und leben in Revieren. Dabei kann sich das Revier eines Männchens mit denen mehrerer Weibchen überschneiden. Markiert wird mit Kot oder mit «Ottergelee». Dieser Kot ist schleimiger und gallertartiger als die üblichen Ausscheidungen und er enthält keine Überreste von Fischschuppen oder -gräten. Sein Geruch ist einzigartig: Süsslich-fischig mit einem Hauch von Moschus. «Ottergelee» dient einzig der Markierung von Territoriumsgrenzen, der festere «normale» Kot auch um beispielweise Paarungsbereitschaft mitzuteilen.

Bild des Kots des Fischotters im Zoo Zürich

Der Fischotter besitzt das dichteste aller Felle. Auf einem Quadratzentimeter finden sich beim Otter 50’000 bis 70’000 Haare! Zum Vergleich, beim Menschen sind es etwa 200 Haare pro Quadratzentimeter oder um noch bildlicher zu werden – da wo beim Menschen ein Haar wächst, wachsen beim Otter 350! Das Fell ist also extrem dicht, es ist kurz und unzählige Talgdrüsen machen es quasi wasserdicht. Am öligen Deckhaar perlt das Wasser ab, die seidenweiche Unterwolle ist die perfekte Isolation gegen Kälte. Weil sein Fell sein Kapital ist, verbringt ein Fischotter täglich bis zu eine Stunde Zeit mit Putzen und Pflege.

Bild des Fells des Fischotters im Zoo Zürich

Langsame Rückkehr des Fischotters

Im Jahre 1952 gab es schätzungsweise noch 150 Fischotter in der Schweiz, weshalb diese Tierart damals unter Schutz gestellt wurde. Vor allem der Fischerei war er lange Zeit lästig, galt als Schädling und Konkurrent und wurde intensiv bejagt. Durch Gewässerverbauungen nahm sein Lebensraum zudem kontinuierlich ab. Der letzte Nachweis eines Fischotters in der Schweiz war 1989, danach galt er als ausgestorben.

Bild eines Fischotters im Zoo Zürich

Inzwischen sind einzelne Tiere über verschiedene Flüsse wieder in die Schweiz eingewandert und seit 2009 gibt es immer wieder Nachweise seiner Anwesenheit. Diese finden sich vor allem im Tessin, an Aare, Hinterrhein, Rhone und Inn. Um die Rückkehr des Fischotters in die Schweiz zu fördern, wurde gemeinsam mit und im Zoo Zürich 1997 die Stiftung Pro Lutra gegründet. Diese überwacht und dokumentiert die Bestände des Fischotters in der Schweiz, informiert und sensibilisiert die Öffentlichkeit und setzt sich für den Erhalt ihres Lebensraums ein.

Bild eines Fischotters im Zoo Zürich

Damit der Fischotter wieder ausgewildert werden kann, muss der Nachwuchs das Jagdverhalten bei den Eltern lernen. Deswegen ist in diesem Fall die Lebendfütterungen von Fischen erlaubt. Die Vorgabe für Lebendfütterung in diesem Fall sind Rückzugsmöglichkeiten für die Fische wie Ritzen und Höhlen, die für die Fischotter unerreichbar sind. Allerdings sind Fischotter im Wasser sehr geschickte und flinke Jäger, so dass sie die bestens versteckten Fische früher oder später doch erwischen.

Bild eines Fischotters im Zoo Zürich

Wo würde der Fischotter in der Schweiz ausgewildert werden? Gibt es überhaupt genügend Lebensraum wegen dem Menschen? 
Zoo Zürich: Die Entwicklung der Fischotter-Population verläuft aber seit Jahren sehr schleppend, obwohl genügend Lebensraum vorhanden wäre. Die Gründe sind nicht ganz klar. Es ist aber zum Beispiel so, dass der Fischotter als dämmerungs- und nachtaktives Tier über den Tag gerne schläft – und dass er dabei oft von Menschen (und Hunden), welche sich auch gerne an Flüssen aufhalten, gestört wird. Auch der Strassenverkehr stellt eine ernste Gefahr für die wandernden Tiere dar.
Eine Auswilderung wäre am ehesten am Inn oder am Hinterrhein denkbar. 

Bild eines Fischotters im Zoo Zürich

Wie versteht er sich mit dem Biber? Können sie am selben Ort leben?
Das dürfte kein Problem sein. Die Tiere konkurrenzieren sich weder um Schlaf- noch um Jagdplätze, da der Biber Vegetarier ist. 

Nach dem Wolf will die Politik ja auch u.a. dem Biber an den Kragen. Wie kann man dann sicherstellen, dass der Fischotter dann auch verschont bleibt?
Das ist eine schwierige Frage! In unseren Nachbarländern, in denen der Fischotter häufiger anzutreffen ist, wurde das Jagdverbot wieder gelockert. So hat gerade letztes Jahr Bayern (D) die Bejagung wieder erlaubt. Auch in Österreich ist eine gewisse «Entnahme» erlaubt.
Es braucht guten Informationsaustausch, Schutz der Fischteiche und den Willen, den Tieren einen gewissen Platz zu geben. Dann ist ein MITEINANDER möglich. Da liegt aber noch viel Arbeit vor uns.

Bild eines Fischotters im Zoo Zürich

Bilder: Daphne Chaimovitz

4 Kommentar

  • Silvia 24/06/2024 at 7:10 pm

    Hoffen wir, dass der Otter wieder ein grösseres Gebiet belebt.

    Reply
  • Marcel Rother 27/06/2024 at 9:24 pm

    Ich liiiebe Fischotter! Mir war schon mehrmals in Alaska vergönnt, Amerikanische Fischotter beim Fischen zu beobachten, dass heisst dabei, wie sie sich immer wieder eifrig ins Wasser stürzen und wieder voller Freude mit einem Fisch an Land kommen und ihn essen. Wieso sie in der Schweiz nicht Fuss fassen können, weiss ich auch nicht. Ich habe sie auch schon im Yellowstone Nationalpark in recht tiefen und reissenden Flüssen gesehen, die laut Lehrmeinung als Fischgrund nicht ideal wären.

    Reply
    • Daphne Chaimovitz 28/06/2024 at 9:46 am

      Das ist ja ein tolles Erlebnis! Bin gespannt, ob es hier mit der Ansiedlung besser klappen wird in Zukunft.

      Reply

Kommentar verfassen