Futterküche des Zoo Zürich

Im Zoo Zürich leben über 5400 Tiere, die rund 375 Arten angehören. Alle diese Tiere brauchen etwa 500 Tonnen Futter pro Jahr. Zentraler Dreh- und Angelpunkt für die Beschaffung, Lagerung, Verarbeitung und Verteilung dieses Futters ist die Futterküche des Zoo Zürich. Sie befindet sich im Betriebszentrum und wird von einem vierköpfigen Logistik-Team des Zoos betrieben. Die Futterpalette für die Tiere im Zoo ist dabei so vielfältig wie die Tierarten selbst. Sie reicht von Grünfutter, einheimischem Obst und Gemüse über exotische Früchte, verschiedenes Fleisch und Fisch bis hin zu Insekten, Himbeersirup und sogar Popcorn.

Bild der Futterküche im Zoo Zürich

Was beinhaltet die Futterküche alles?

Die Futterküche umfasst mehrere Kühl- und Tiefkühlräume (bis -20° Celsius), ein Heu- und Strohlager, acht Silos und ein Sacklager. Mit Arbeitsbeginn täglich um 5 Uhr – auch am Wochenende – gehören die Futtermeister zu den Frühaufstehern im Zoo. Sie stellen die verschiedenen Futterrationen täglich frisch zusammen und liefern sie anschliessend im ganzen Zoo aus. In den Revieren übernehmen die Tierpfleger*innen die Nahrung und verfüttern sie an die Tiere. Die Kosten für das Futter der Zootiere belaufen sich auf rund 815’000 Franken pro Jahr. Das ist nicht wenig, im Verhältnis zu den grössten Ausgabenposten des Zoos – Personalkosten und Unterhaltskosten für Gebäude, Garten, Anlagen und Energie – aber immer noch ein relativ moderater Anteil.

Bild der Futterküche im Zoo Zürich

Pflanzenfresser, Fleischfresser, Allesfresser

Wenn es um die Ernährung im Tierreich geht, unterscheidet man grundsätzlich zwischen drei Arten von Tieren: Pflanzenfresser (Herbivore), Fleischfresser (Karnivore) und Allesfresser (Omnivore). Pflanzenfresser ernähren sich von Pflanzen. Fleischfresser fressen andere Tiere respektive tierische Bestandteile. Allesfresser haben beide Optionen offen und können sowohl pflanzliche als auch tierische Kost zu sich nehmen und verdauen. Der Mensch ist ein Beispiel für einen Allesfresser. Das menschliche Gebiss und der Verdauungstrakt können sowohl pflanzliche als auch tierische Nahrung verarbeiten und die für den Körper lebenswichtigen Nährstoffe daraus ziehen. Dadurch stehen dem Menschen viele Ernährungsoptionen offen und er kann sich bewusst dafür entscheiden, auf tierische Nahrungsmittel.

Bild des Schneeleoparden im Zoo Zürich

Pflanzenfresser und Fleischfresser haben diese Möglichkeit nicht. Ihr Gebiss und ihr Verdauungssystem haben sich im Verlauf der Evolution darauf spezialisiert, pflanzliche respektive tierische Kost effizient fressen und verdauen zu können. Einen Elefanten kann man nicht mit Fleisch ernähren und einen Löwen nicht mit Gras. Der Zoo muss deshalb dafür sorgen, dass jede Tierart das richtige Futter erhält.

Bild der Elefanten im Zoo Zürich

Tonnenweise Grünfutter

Den weitaus grössten Verbrauch hat der Zoo Zürich beim Grünfutter (Heu, Luzerne, Frischgras, Futteräste). Davon braucht er rund 190 Tonnen pro Jahr. Auf Platz zwei der Futtermengenrangliste folgen Früchte und Gemüse mit rund 120 Tonnen pro Jahr.

Das Gemüse und die Früchte werden dreimal pro Woche vom Grosshandel angeliefert. Der Zoo kann die Liefermengen so bei Bedarf schnell anpassen. Wo immer möglich bezieht der Zoo Früchte und Gemüse aus regionaler Herkunft. Die Rüebli dürfen auch mal unförmig oder die Äpfel fleckig sein. Grossen Wert wird auf die Frische gelegt, denn die Tiere mögen auch kein verschimmeltes Essen! In den Sommermonaten liefert ein Bio-Bauer aus der Nähe dreimal pro Woche frisch geschnittenes Gras. Von verschiedenen Institutionen in der Region erhält der Zoo zudem Äste von Baumschnitten. Seinen Jahresbedarf an Maisstängeln kann der Zoo auf Feldern im Umkreis frisch schneiden und einfrieren

Bild der Futterküche im Zoo Zürich

Woher kommen die tierischen Produkte?

Viele Tierarten im Zoo sind darauf angewiesen, dass sie mit Fleisch (wenn immer möglich das ganze unverarbeitete Tier) oder mit anderen tierischen Bestandteilen oder Produkten (wie Eier) gefüttert werden. Fleischfresser sind dabei nicht nur die grossen Raubkatzen wie Löwe und Tiger, sondern auch viele Vogel- und Reptilienarten. Pro Jahr verfüttert der Zoo rund 14 Tonnen Fleisch, rund 17 Tonnen Fisch und rund zwei Tonnen Insekten wie zum Beispiel Grillen, Mehlwürmer oder Heuschrecken. Auch hier versucht der Zoo, Fleisch, Süsswasserfische und Insekten wo immer möglich regional zu beziehen. Meeresfische, wie sie zum Beispiel die Pinguine zwingend brauchen, kommen aus der Nordsee und sind MSC-zertifiziert.

Bild der Pinguine im Zoo Zürich

Beim Fleisch verfüttert der Zoo vor allem Rinds- und Pferdefleisch. Schweinefleisch ist für viele Tiere wegen des hohen Fettgehalts nicht gut geeignet. Einen grossen Teil des Fleisches bezieht der Zoo vom Metzger des Tierspitals Zürich, von Tieren, die aus medizinischen Gründen geschlachtet werden mussten. Von der kantonalen Fischerei- und Jagdverwaltung erhält der Zoo manchmal ein Reh, das angefahren wurde. Auch eigene Tiere verfüttert der Zoo ab und zu, zum Beispiel Antilopen oder Tauben. Nüchtern betrachtet sind diese Tiere hinsichtlich Nachhaltigkeit und Tierwohl die beste Futteroption für die Fleischfresser im Zoo. Ihre Herkunft ist klar und die gute Haltung und artgerechte Ernährung sind sichergestellt. Die Tiere werden vor Ort geschlachtet und es sind keine langen Transporte nötig.

Bild der Säbelantilope im Zoo Zürich

Futter für Nahrungsspezialisten

Während manche Tierarten ein sehr breites Futterspektrum haben, sind andere ausgesprochene Nahrungsspezialisten. Zu letzteren gehört zum Beispiel der Koala. Er ernährt sich nur von Eukalyptus. Wobei Eukalyptus nicht gleich Eukalyptus ist: Pro Tag erhalten die Koalas bis zu vier verschiedene Eukalyptusarten angeboten. Die Pflanzen kommen aus Plantagen im Grossraum Zürich und werden dreimal pro Woche frisch angeliefert. Insgesamt wachsen in den Plantagen rund 6000 Eukalyptuspflanzen rund 30 verschiedener Arten.

Bild von Koalas im Zoo Zürich

Ein anderer Nahrungsspezialist ist die Giraffe. Sie ist auf das Fressen frischer Blätter spezialisiert. Hier ist vor allem die Fütterung im Winter anspruchsvoll, da dann kein frisches Laub vorhanden ist. Der Zoo sorgt deshalb bereits im Sommer für die Winterfütterung vor. Unter anderem bestellt er Futteräste bei einem Händler für Zootierfuttermittel in den Niederlanden. Dieser friert die Äste samt Blattwerk in einem speziell entwickelten Verfahren ein. Zusätzlich bereitet der Zoo intern eine Blattsilage für die anspruchsvollen Blattfresser vor. Daneben erhalten die Giraffen im Winter auch Luzerne und spezielle Blattfresserpellets.

Bild einer Netzgiraffe im Zoo Zürich

Futtermengen pro Jahr
* 190 Tonnen Grünfutter
* 120 Tonnen Früchte & Gemüse
* 68 Tonnen Trockenfutter
* 17 Tonnen Fisch
* 14 Tonnen Fleisch
* 13 Tonnen Vogelfutter
* 3 Tonnen Futtertiere (Mäuse, Hühner etc.)
* 2 Tonnen Insekten
* 8000 Eier
* 850 Kilogramm Reis
* 180 Kilogramm Quark
* 91 Kilogramm Joghurt
* 60 Liter Himbeersirup & Ahornsirup



Zukunftsmusik: Schliessung aller Schlachthäuser

Am 6. November habe ich an der Demonstration zur Schliessung aller Schlachthäuser teilgenommen. Was geschieht, wenn die Menschen die Augen nicht mehr davor verschliessen, dass hinter einem Stück Fleisch ein Lebewesen steckt. Ein Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen und dem Willen zu Leben. Ein Individuum wie du und ich. Wenn die Schlachthäuser zugehen und die Menschheit sich fragt, wie so eine Tötungsmaschinerie überhaupt entstehen konnte. Hat es dann zu wenig Fleisch für die Tiere im Zoo? Oder braucht es dann gar nicht mehr so viel Fleisch, weil die gefährdeten Tierarten nicht mehr in Zoos leben? Wäre der Zoo so fortschrittlich? Fragen über Fragen. Wie immer im Leben: Ein Schritt nach dem anderen. Deswegen ist es enorm wichtig, Bewusstsein für das Leid der Tiere und deren Ausnutzung zu schaffen. Den Menschen das Herz zu öffnen, wieso eine vegane Lebensweise kein Verzichten ist, sondern eine Anerkennung aller Lebewesen als solche.

Bild von Daphne Chaimovitz

Wie immer noch ein paar weitere Impressionen von meinem Zoobesuch

Die Raubkatzen und der Bär

Bild der Schneeleoparden im Zoo Zürich
Bild der Löwinnen im Zoo Zürich
Bild des Tigers im Zoo Zürich
Bild des Pandas im Zoo Zürich

Die grossen Grauen

Rosa Farbtupfer im Novembergrau

Bild der Flamingos im Zoo Zürich

Highlight zum Abschluss: Pinguparade

Bild der Pinguine im Zoo Zürich
Bild der Pinguine im Zoo Zürich und Daphne Chaimovitz

Bilder: Daphne Chaimovitz, Alessandro Benoni

Video: Daphne Chaimovitz

Keine Kommentare

Kommentar verfassen