Steven Epprecht (29) aus Zürich ist Model, Blogger und Influencer. Noch während er meine erste Frage beantwortet, fällt mir auf, wie natürlich er ist. Überhaupt nicht abgehoben oder eingebildet. So erzählt er mir, wie er zum Modeln kam, was es mit James Bond auf sich hat und welche Botschaft er mit seinem Blog vermitteln möchte. Dies mit so viel Humor – selten habe ich so viel gelacht während eines Interviews!
Wie kamst du zum Modeln? Wurdest du entdeckt?
Ich habe auf der Bank gearbeitet und berufsbegleitend Wirtschaft studiert. Vor sieben Jahren habe ich angefangen nebenbei zu modeln und bin seit dreieinhalb Jahren selbständig. Während meinem Studium habe ich einen Sprachaufenthalt auf Hawaii gemacht und wurde dort am Strand von einem Modelscout angesprochen. Bis dahin hatte ich nie die Idee zu modeln. Fitness und Ernährung hatten mich auch nicht wirklich interessiert und ich war auch zehn Kilo schwerer. Das Angebot habe ich mir gut überlegt, wollte dann aber doch meinen Sprachaufenthalt geniessen. Ab dem Zeitpunkt habe ich angefangen gesünder zu essen und mehr Sport zu treiben, ich ging immer vor der Schule joggen. Ich bin wohl einer der wenigen, die leichter von Amerika zurückgekommen sind (lacht). Zurück in der Schweiz habe ich mich bei Agenturen beworben. Am Anfang waren es sehr wenig Aufträge. Als ich dann bei den Mister Schweiz Wahlen 2012 teilgenommen habe, kamen immer mehr rein. Je länger man dabei ist, desto mehr Leute kennt man, dies hat mir sicher auch geholfen. Weil das Modelbusiness sehr kurzfristig ist, habe ich mich 2014 dann entschieden das Modeln hauptberuflich zu machen.
Welches Ereignis während eines Shootings wirst du nie vergessen?
Eines ist sicher das Shooting für den Lipton Ice Tea Sparkling. Ich sollte diesen Sparkling-Moment symbolisieren. Dazu haben sie mich an einem Klettergurt und Seilen für so zwei Stunden aufgehängt. Mit der Zeit hat es mir immer mehr in die Haut eingeschnitten, so dass ich richtige Abdrücke hatte danach. Es war wirklich anstrengend und vor allem schmerzhaft. Aber ich komme auch an viele coole Locations, wie zum Beispiel für eine Schuhmarke in die österreichischen Berge.Von welchem Fotograf würdest du gerne einmal abgelichtet werden?
Mit Mario Testino würde ich wahnsinnig gerne einmal zusammenarbeiten.
Und für wen über den Catwalk laufen?
Armani! Da war ich sogar schon mal beim Casting in der letzten Runde. Oder eine Kampagne für Calvin Klein wäre natürlich auch sehr cool.
Was sind deine Lieblingskleider?
Sehr casual, wie du siehst (lacht). Privat bin ich wirklich eher sportlich, casual unterwegs mit Jeans, T-Shirt und einer Lederjacke zum Beispiel. Ich ziehe mich aber auch gerne schick an und schmeisse mich in einen schönen Anzug.
Wann hast du angefangen zu bloggen?
Die Idee hatte ich schon länger. Aber wenn ich etwas mache, dann will ich es richtig machen. Gestartet habe ich dann im Frühling 2016.
Ist dir das Schreiben schon immer gelegen?
Ja, sehr. In der Schule habe ich immer lange Aufsätze geschrieben, wobei ich bei den Blogpost schaue, dass sie nicht zu lang sind. Ich schreibe sehr gerne und das Umsetzen von kreativen Sachen macht mir viel Spass. Als Model bist du wie eine Puppe, die etwas umsetzt, was der Auftraggeber vorgibt. Mit dem Blog, dass kennst du ja selbst, bist du dein eigener Creative Director. Ich will das noch viel mehr weiterentwickeln. Denn mit einem Blog hast du wie ein eigenes Unternehmen, wo du alles machen kannst. Ich arbeite auch sehr eng mit meiner Kollegin Diana Kottmann zusammen. Sie macht die Fotos /Videos, ist für das Management zuständig und kümmert sich somit um alle administrativen Belangen sowie neue und bestehende Kooperationen. Ohne ihre Unterstützung wäre dies, in diesem Umfang, gar nicht möglich, da bin ich ihr sehr dankbar.Welche Botschaft möchtest du mit deinem Blog vermitteln?
In mein Blog schreibe ich oft über persönliche Dinge aus meinem Leben. Ich möchte andere Menschen inspirieren. Natürlich vor allem Männer, weil er sich auch an Männer richtet. Hier in der Schweiz gibt es sehr wenig männliche Bloggers. Meine Hauptrubriken sind Fashion, Travel und Lifestyle. In jedem Post ist es mir immer sehr wichtig meine Ansichten und Erfahrungen weiterzugeben. Ebenfalls von grosser Bedeutung ist, dass es nicht nur Highfashion ist, sondern auch der normalen Jungen von nebenan eine Style-Inspiration findet. Bei den Bildern lege ich auch grossen Wert, dass sie natürlich sind und nicht Kleidungsstücke zeigen, die sonst nie jemand auf der Strasse tragen würde.
Was würdest du sonst noch gerne machen?
Ich spiele mit dem Gedanken eines Vlogs. Hier ist wieder das gleiche Problem, wie beim Blog. Ich sollte es einfach mal ausprobieren, anstatt alles schon genau durchzuplanen. Das würde mir auch sehr viel Spass machen, weil ich gerne vor der Kamera stehe.
Und die Schauspielerei?
Oh ja. In der fünften, sechsten Klasse wollte ich Schauspieler werden. Als Kind habe ich auch viel Schultheater gespielt und bekam immer die Hauptrollen. Mir fällt es enorm leicht auswendig zu lernen. Ich konnte sogar alle Rollen des Stücks auswendig. Es ist immer noch ein grosser Traum, aber ich müsste auch etwas für ihn tun. Zumindest einen Kurs besuchen. Natürlich am besten ein Hollywood Schauspieler mit einer coolen Villa (lacht).
Dann hoffe ich mal, du kennst mich dann noch.
Klar, ich gebe dir dann wieder ein Exklusivinterview. 😉
Ich erinnere dich dann. 😉 Und welches wäre deine absolute Lieblingsrolle?
James Bond!Laut den sozialen Medien bist du sehr oft unterwegs. Wie bringst du Familie, Freunde, Freundin unter einen Hut?
Ich bin Single, dass macht das Ganze ein bisschen einfacher. Aber sonst würde es auch irgendwie gehen. Es stimmt natürlich schon, dass es schwieriger ist mit dem Privatleben, weil ich viel unterwegs bin. Fast noch schlimmer ist die Kurzfristigkeit, weil ich dann Treffen absagen muss. Heute bin ich in der glücklichen Lage, dass ich mir die Aufträge ein bisschen aussuchen kann. Aber wenn es ein grosser Auftrag ist, kann ich den nicht einfach um eine Woche verschieben, weil ich abgemacht habe. Klar gab es auch schon Sprüche, wie: Steven müssen wir gar nicht fragen, der kann eh nicht. Zum Glück haben meine Familie aber auch die meisten Freunde viel Verständnis und unterstützen mich auch sehr. Meine besten Freunde sind auch gar nicht in diesem Business zuhause.
Hält dich das auf dem Boden?
Ich habe nicht das Gefühl, dass ich abheben würde. Aber ich sehe schon die Gefahr bei Bloggern, die nur mit Bloggern unterwegs sind, dass sie glauben, etwas Besseres zu sein. Meine besten Freunde sagen mir auch ehrlich, wenn sie etwas scheisse finden, dass erwarte ich aber auch von ihnen.
Wie oft und was trainierst du?
Beinahe jeden Tag, wenn es die Zeit zulässt. Hauptsächlich Kraft- und Ausdauertraining. Ich teile die Muskelgruppen auf. Heute waren es Brust- und Schultermuskeln, morgen kommen die Beine dran. So gehe ich sicher, dass die einzelnen Muskeln genügend Erholungszeit haben. Mein Lieblingssport ist aber Tennis. Leider ist es schwierig jemanden zu finden der untertags Zeit hat.
Wie erholst du dich und wo tankst du Kraft?
Ich kann beim Fitness oder Joggen sehr gut abschalten. Ich höre dann meine Musik und kann mich nur auf den Sport fokussieren. Ich gehe auch gerne mal Wellnessen, aber ich brauche nicht viel Zeit für mich alleine. Ich habe es lieber, wenn etwas los ist.
Was motiviert dich, auch an einem nicht so guten Tag aufzustehen?
Ich bin sehr dankbar, weil mein Job meine Leidenschaft ist. Klar, gibt es Dinge, die ich weniger gern mache, aber ich schätze es enorm und so fällt es mir leichter mich zu motivieren. Ich schaue auch immer, dass ich zwischendurch etwas machen kann, was mir sehr gefällt. So eine Art Belohnung.
Welches Feedback über einen Blogpost hat dich besonders gefreut?
Jemand aus Thailand hatte mich angeschrieben, weil er dasselbe Hemd kaufen wollte. Er bekam zwar nicht genau dieses, aber schickte mir voller Stolz ein Bild von sich im gleichen Look. Das bedeutet mit sehr viel, wenn ich andere Menschen inspirieren kann.
Das obligate Selfie durfte natürlich auch nicht fehlen! 😉
Bilder: Diana Kottmann, Steven Epprecht
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