DJ Acee heisst eigentlich Astrid Meier, kommt aus Zürich und hat Psychologie studiert. Doch ihr Herz schlägt für Hip-Hop, deswegen beschliesst sie Scratchen zu lernen und kann seit sieben Jahren vom Auflegen leben. Zum Interview treffen wir uns im Bebek, wo sie mir über ihren ersten Gig erzählt, ihr neues Projekt ein Start-up als Interior-Designer und was ihr DJ-Name bedeutet.
Was bedeutet dein DJ-Name Acee?
Der Name ist durch den Anfangsbuchstaben meines Vornamens entstanden, ist Slang und bedeutet so viel wie «cool».
Wie bist du zum Auflegen gekommen?
Ein Kollege von mir hatte Turntables zuhause und war mega gut im Scratchen. Es hat mich sehr fasziniert, was man mit diesen zwei Plattenspielern machen kann. Dies war mein erster Kontakt. Ich durfte bei ihm dann ein bisschen ausprobieren. Irgendwann hat es mich aber so gepackt, dass ich mit 18 mein ganzes Erspartes, das ich über die Jahre von meiner Grossmutter und Gotte bekommen hatte, in mein Equipment investierte.
Wieso diese Musikrichtung?
Seit ich denken kann, schlägt mein Herz für Hip-Hop. Ich liebe die Musikrichtung und die Kultur.
Wann und wo hast du zum ersten Mal aufgelegt? Wie war’s?
Als ich das erste Mal aufgelegt habe, war ich gerade mal sechs Monate dabei. Damals hatte ich noch Vinyl-Platten, weil es noch keine digitalen DJ-Systeme gab wie heute. Man brauchte viel länger um sein Gehör zu trainieren, damit man überhaupt einen Mix machen konnte. Es war die Geburtstagsparty einer Freundin und ich war schrecklich nervös. Meine Hand hat so gezittert, dass ich kaum die Nadel auf die Platte legen konnte. Es war wirklich schrecklich, weil ich auch viel zu harten Rap für die Leute dort gespielt hatte. Alle waren so schockiert, dass so ein Mädchen so harten Shit dort spielte (lacht). Ich dachte wirklich, dass ich nach diesem ersten Gig nie mehr irgendwo gebucht werde. Aber irgendwie ging es doch weiter und mein erster, bezahlter Gig war im UG in Zürich.
Wie haben deine Familie/ Freunde darauf reagiert, dass du DJane werden wolltest?
Es war nie mein Ziel professioneller DJ zu werden, dass hat sich einfach so ergeben. Schicksal würde ich sagen. Ich hatte einfach sehr Freude an der Sache und lief nie den Gigs hinterher. Ich fand es einfach sehr cool für mich alleine zuhause zu scratchen. Am Anfang habe ich vor allem mehr gescratcht als gemixt, weil man sich da kreativ ausleben kann. Beim Mixen musst du nach Regeln arbeiten. Meine Familie und Freunde fanden das cool und haben mich immer unterstützt.
Hast du noch einen «normalen» Job nebenbei?
Ich bin seit sieben Jahren hauptberuflich DJane. Habe aber Psychologie und Interior-Design studiert und bin seit einem Jahr mit einer Freundin ein Interior-Design-Büro am Aufbauen.
War es sehr schwierig als Frau DJ zu werden und in diesem Musikbereich Fuss zu fassen?
Es hat Vor- und Nachteile als Frau DJ zu sein. Am Anfang hatte ich schon das Gefühl, dass man sich den Respekt hart verdienen muss. Natürlich haben sie mir das nie direkt gesagt, aber ich habe schon mitbekommen, dass Leute das Gefühl hatten, ich hätte die Gigs nur bekommen, weil ich eine Frau bin. Aber wenn du länger in diesem Business bestehen willst, reicht es nicht nur eine Frau zu sein, die gut aussieht. Irgendwann musst du schon beweisen, dass du die Skills hast, sonst bucht dich nach zwei Jahren niemand mehr. Aber sobald du dich bewiesen hast, ist es ein Vorteil, weil es nicht so viele Frauen gibt und es spezieller ist eine Frau hinter dem Mischpult zu haben auf einer Party.
Gibt es heute noch blöde Kommentare?
Mittlerweile überhaupt nicht mehr. Im Gegenteil, ich geniesse einen hohen Respekt, vor allem auch von meinen männlichen DJ-Kollegen. Ich habe es auch mit allen gut, wir haben nicht dieses Konkurrenzdenken.
Woher nimmst du deine Inspiration beim Mixen?
Entweder von den Liedern selbst oder von krassen DJs. Zum Beispiel schaue ich Sets auf Youtube oder ich verfolge die Red Bull Thre3style Competitions, aber auch sonstige DJ-Competitions. Das ist immer sehr inspirierend.
Wo legst du am liebsten auf?
An Orten, wo Menschen sind, die Hip-Hop und guten Sound lieben. Ich mag nicht so die Open Format, kommerziellen Clubs, sondern lieber die kleinen, familiären.
Wo war der speziellste Ort, an dem du aufgelegt hast?
Das sind die grossen Geschichten, die ich in Asien gemacht habe. In Sri Lanka habe ich bereits viermal an einer grossen Outdoor Silvesterparty aufgelegt direkt am Strand vor ca. 3000 Leuten. Oder auch in Tokio, Osaka, Singapore, Kuala Lumpur, Pnom Penh, Saigon, Bangkok: Da merkt man, dass der Vibe in solch Grossstädten schon ganz anders ist.
Was war der schlimmste Gig?
Das sind so Gigs, wo du irgendwo im Nirgendwo gebucht bist und es hat fünf Leute, die sich überhaupt nicht für den Sound interessieren. Dies gibt dir einfach nichts, dann ziehst du professionell dein Set durch und gehst wieder heim.
Wo würdest du am liebsten einmal auflegen?
In den Staaten habe ich noch nie aufgelegt und das ist ein grosser Wunsch von mir. New York oder LA wären sehr cool.
Gibt es Unterschiede zwischen dem Ausland und der Schweiz?
Es gibt schon einen riesen Unterschied in der Schweiz selbst. Die Leute feiern beispielsweise anders in Lausanne als in Zürich. Lausanne ist eine Hip-Hop-Stadt, die gehen voll ab, auch wenn der Club erst aufgegangen ist. Und Asien ist nochmals komplett anders.
Was war der coolste Moment beim Auflegen?
Die Momente, in denen ich die Energie und die Freude der Menschen spüre. Die Leute finden den Sound cool und ich auch. Ich stehe auf der Bühne und wegen meiner Musik, haben die Leute Freude. Da bekomme ich immer Gänsehaut, wie jetzt gerade auch (lächelt).
Was trinkst du am liebsten während dem Auflegen?
Ich trinke nicht sehr viel Alkohol, wenn ich am Auflegen bin. Am meisten Wasser oder Mate-Tee, um mich wach zu halten. Wenn ich Alkohol trinke dann Gin Tonic.
Wie erholst du dich von einer Clubnacht?
Ich schlafe sehr viel, mache Yoga und gehe Reiten.
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Bilder: Adrian Portmann, Ken Laurent
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