Interview mit DJ Ray Douglas

Ramon Joss (38) kennt man in den Clubs als Open Format DJ Ray Douglas. Über seinen ersten Gig im Colo, wieso er ein Alles-Abbrecher war und was es für ihn bedeutet aufzulegen, erzählt er mir bei einem Hot Dog am 1. Hot Dog Festival in Zürich.

Bild von Ray Douglas

Woher kommt dein DJ Name Ray Douglas?
Ray ist einfach abzuleiten von meinem Vornamen Ramon. Raymond ist die englische Form davon und Ray die Abkürzung. Douglas ist ein bisschen peinlich. Als Teenager war ich ein glühender Wrestling-Fan. Mit 12 habe ich beschlossen, sollte ich je einen Künstlernamen brauchen, wird er Douglas sein – wie der Nachname von meinem Idol Shane Douglas. Tja, dann habe ich einen gebraucht, und da man sich selbst schlecht belügen kann, wurde er Douglas.

Wie bist du zum Auflegen gekommen?
Als ich zehn war, habe ich auf Kassetten Musik aus dem Radio aufgenommen und versucht sie miteinander zu mischen. Erst mit 21 habe ich mich dann bei einem Kollegen im stillen Kämmerlein an die Plattenspieler gewagt. Es hat mir enormen Spass gemacht und von da nahmen die Dinge ihren Lauf. Aber ich war schon ein Spätzünder.

Hast du zuerst eine «normale» Ausbildung gemacht? Wenn ja welche?
Ich war ein klassischer Alles-Abbrecher. Von der Primarschule bin ich direkt ins Gymi, dort hat es mir aber vom sozialen Umgang her nicht gefallen und ging in die Sekundarschule. Danach wusste ich nicht, was ich machen soll, wie so viele kurz vor dem Schulabschluss. Ich fing eine Lehre als Elektromonteur an, was aber überhaupt nicht mein Ding war. Folglich habe ich das auch abgebrochen. Dann hätte ich eine Lehre als Informatiker beginnen können, doch der Betrieb konnte erst ein Jahr später wieder einen Lehrling einstellen. Das war mein Glück denn schlussendlich bin ich im Verkauf gelandet. Das mach ich seit ca. 17 Jahren. Ich bin der Dienstleistungstyp und nicht der Theoretiker. Wie du siehst, ist trotzdem alles gut gekommen. Für Radio Energy betreue ich zum Beispiel die Clubs als Freelancer.

Was rätst du Jugendlichen, die DJ werden wollen?
Einfach mal machen. Es ist sicher schwieriger geworden schnell DJ zu werden, wenn man kein Produzent ist. Aber man soll einfach seine Passion leben und nicht nur das spielen, was alle gerade spielen. Mutig sein und Genres kombinieren, so seine Skills ausarbeiten.

Wieso diese Musikrichtung?
Bei Open Format kannst du einfach alles miteinander mischen. Muss aber nicht heissen, dass es sogar Schlager wird (lacht). ich kann in jedem Club spielen und so ist kein Abend wie der andere, weil ich auch jede Altersklasse bespielen kann.

Wann und wo hast du zum ersten Mal aufgelegt? Wie war’s?
Das war im September 2001 im Colonial (später Club Amber), eine grössere Bar. Ich durfte ein paar Minuten meinen DJ-Kollegen ablösen und war schrecklich nervös. Dann war es fast zwei Jahre relativ ruhig, bis der damalige Club Indochine einen Ersatz-DJ gebraucht hat. Von da an ging es aufwärts mit meiner DJ-Karriere.

Wo legst du am liebsten auf?
Sehr schwierige Frage, weil ich an so vielen unterschiedlichen Orten spiele. Die Pure 90’s Party im Escherwyss Club, die erste der 90’s Parties hier in Zürich, ist immer noch ein absolutes Highlight. Weil die Leute auch wirklich wegen der Musik in den Club kommen. Ich spiele aber auch sehr gerne im Mascotte und Plaza oder im Trischli in St. Gallen.

Was war der komischste Gig?
Etwas vom bizarrsten habe ich an einem Firmenanlass erlebt. Der Partyraum war ungefähr 100 Meter entfernt vom Speisesaal, aber der Sound war dort auch zu hören. Deshalb blieben alle Gäste dort und ich stand alleine in diesem Räumchen. Der Veranstalter hat sich zum Glück immer wieder per SMS gemeldet, dass die Party voll abgeht. Aber diesen Event werde ich nie vergessen.

Was ist das schlimmste, was bei einem Gig passieren kann?
Das Mühsamste ist, wenn der Sound plötzlich abstellt. Wieso auch immer. Das ist dann der Supergau. Mittlerweile mit der ganzen Erfahrung stelle ich mit dem Ausschlussverfahren fest, wo das Problem liegt. Aber es ist trotzdem immer eine unangenehme Situation.

Wo oder mit wem würdest du am liebsten einmal auflegen?
Ich hatte das Privileg, dass ich schon mit vielen grossen Namen aus den unterschiedlichen Genres auflegen konnte. Sei es Avicii oder Cut Killer. Das Ushuaia in Ibiza oder fast noch lieber Warung Beach in Brasilien wären mega! Und wenn ich mir da noch einen DJ aussuchen dürfte, wäre es schon Solomun oder mein guter Freund Samy von Animal Trainer. Mit ihm habe ich schon lange nicht mehr aufgelegt.

Was war der coolste Moment beim Auflegen?
Die Street Parade Gigs, wo man vor 50’000 Leuten auflegt, die bedingungslos Raven – sind unglaublich!

Was bedeutet es für dich aufzulegen?
Wenn ich merke, dass ich die Partygäste aus ihrem Alltag rausholen und ihn versüssen kann. Der Vibe mit den Menschen, wenn die Stimmung hammer ist, ist die grösste Belohnung, die ich haben kann.

Gehst du privat noch auf Parties?
Ja, es ist sogar fast ein bisschen krankhaft. Ich habe zwar selten am Wochenende frei, aber wenn kann ich nicht zuhause bleiben, wenn es eine halbwegs gute Party gibt. In den Ferien gehe ich sogar extra an Orte, wo das Nachtleben cool ist.

Hast du schon im Ausland aufgelegt? Gibt es Unterschiede zur Schweiz?
Ja, nur heute ist es mir kaum mehr möglich mit allem, was ich sonst noch mache. Es gibt marginale Unterschiede in dem Segment, wo ich auflege. Ich war zum Beispiel letzten November in New York und sehr verwundert, dass nur Mainstream lief. Da sind wir in der Schweiz sogar kreativer unterwegs und wir reden hier immerhin von NYC!

Du hast dieses Jahr den Swiss Nightlife Award gewonnen als bester Open Format DJ. Was bedeutet dir diese Auszeichnung?
Es ist eine sehr schöne Bestätigung für meine Arbeit. Es zeigt mir, dass die Leute wahrnehmen, was ich mache, dass ich es gerne und offenbar gut mache. Das Schönste, was man für seine Leidenschaft und Tätigkeit bekommen kann.

Bilder: Amanda Nikolic

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