Ein Sack voll Murmeln

Eine wahre Geschichte für mehr Menschlichkeit!

Filmkritik «Ein Sack voll Murmeln»: Die unvorstellbare Geschichte zweier Buben, die über drei Jahre auf sich allein gestellt auf der Flucht sind durch, das von Nazis besetzte, Frankreich. Der Film basiert auf der Lebensgeschichte und dem Buch von Joseph Joffo. Unglaublich berührend, traurig und auch zutreffend auf die heutige Zeit der Flüchtlingskrise.

Bild aus dem Film: Ein Sack voll MurmelnParis

1941, die jüdische Familie Joffo lebt in Paris und betreibt einen Coiffeursalon. Als die Eltern bemerken, dass die Stimmung gegenüber den Juden immer aufgeheizter wird, beschliessen sie zu fliehen. Damit es weniger auffällt, reisen sie nur zu zweit in die Freie Zone nach Nizza und hoffen sich dort alle wieder zu treffen. Dies ist der Anfang der Reise der jüngsten Brüder Jo und Maurice. Acht und zehn Jahre alt sind die Knirpse, als sie sich auf den Weg machen. Der Vater hat ihnen zuvor noch eingebläut, dass sie niemandem trauen sollen und auf gar keinen Fall sagen dürfen, dass sie Juden sind.

Bild aus dem Film: Ein Sack voll MurmelnNizza

Sie schaffen es tatsächlich alle heil nach Nizza und sind wieder vereint. Der Vater hat erneut einen Friseursalon eröffnet und der kleine Jo betreibt ein bisschen Handel, sogar mit den italienischen Soldaten. Die sind viel weniger schlimm als die Deutschen. Als Mussolini gestürzt wird, wird es aber wieder zu gefährlich für die Familie. So kommen die beiden Knaben in ein katholisches Heim.

Bild aus dem Film: Ein Sack voll MurmelnIm Heim

Natürlich dürfen die Jungs dort auch nicht sagen, wer sie wirklich sind. Sie verbringen die Tage mit Sport, Spielen und helfen beim Essen zubereiten. Weil sie ihre Eltern so sehr vermissen, beschliessen sie eines Tages mit dem Lieferanten nach Nizza zurückzufahren und geraten in einen Hinterhalt. Der Lieferant ist selbst Jude und gehört dem Widerstand an. So verbringen sie ein paar Tage in Gefangenschaft, bis geklärt ist, ob sie wirklich keine Juden sind. Glücklicherweise hilft ihnen ein Priester und stellt gefälschte Taufscheine aus. Obwohl der deutsche Befehlshaber dies nicht glaubt, bekommen sie dennoch die Erlaubnis zu gehen. Ein Freund bringt sie zurück ins Heim, weil es dort am sichersten für sie ist. Im Auto versteckt ist der Vater, das wird das letzte Mal sein, dass sie ihn sehen.

Bild aus dem Film: Ein Sack voll MurmelnDie letzten Tage vor der Befreieung

Mitten in der Nacht werden die Brüder vom Heimleiter geweckt, weil die Mutter am Telefon ist. Sie teilt ihnen mit, dass der Vater verhaftet wurde. Nun ist es auch nicht mehr sicher im Heim und sie müssen erneut fliehen. In einem kleinen Ort finden sie Arbeit und einen Platz zum Schlafen. Jo kommt ausgerechnet bei einer Judenhasser Familie unter. Er verliebt sich in die Tochter, die als einzige anders denkt. In dem kleinen Örtchen bleiben die Knaben, bis endlich die erlösende Nachricht kommt, dass Paris befreit wurde. Endlich können sie nach Hause gehen.

Bild aus dem Film: Ein Sack voll MurmelnRückkehr nach Paris

Die letzte Reise mit dem Zug nach Paris tritt Joseph alleine an. Er hofft, sein Mädchen mitnehmen zu können. Leider verpasst er sie knapp, weil sie nun fliehen muss wegen der Taten ihrer Familie.
Es ist eine sehr bewegende Szene als Jo zum Coiffeursalon in Paris kommt und zuerst auf seine beiden erwachsenen Brüder trifft. Dann kommen die Mutter und Maurice dazu. Es ist Maurice, der ihm die traurige Nachricht sagt, dass der Vater gestorben ist. Er wurde nach Auschwitz deportiert und ward nie mehr gesehen. Alle weinen zusammen und es bricht einem fast das Herz, weil man sich den Schmerz kaum vorstellen kann.
Besonders schön im Abspann ist, dass der Zuschauer erfährt, dass die Brüder die Familientradition bis heute mit ihren Kindern und Enkelkindern weiterführen und einige Coiffeurläden in Paris besitzen.

Bild aus dem Film: Ein Sack voll MurmelnFazit

Es ist eine sehr berührende Geschichte, vor allem wenn man eine persönliche Verbindung zum Holocaust hat. Wie viel Angst müssen diese Menschen gehabt haben, auf der Flucht oder im Versteck. Es ist kaum vorstellbar, wie sie das ausgehalten haben. Aber wir müssen gar nicht soweit zurückblicken, denn die Flüchtlinge heute können uns sicher eine ähnliche Geschichte erzählen von Leid und Angst. Vielleicht werden sie nicht in ein Konzentrationslager gesteckt, aber zuhause wartet trotzdem der sichere Tod auf sie. Dies erzählt auch Joseph Joffo im Interview zum Film: « Momentan hallt meine Geschichte besonders laut wider. Aufgrund des Terrorismus müssen auch heute noch Kinder fliehen. Wie wir vor 50 Jahren sind sie vollkommen allein und auf sich gestellt unterwegs. Ich hoffe, der Film bringt uns alle dazu, über das Schicksal dieser Kinder und der zerrissenen Familien nachzudenken».

Der Titel bezieht sich auf die ständige Begleiterin von Jo – eine blaue Murmel. Obwohl er seinen Judenstern-Aufnäher mit einem Mitschüler gegen einen ganzen Sack von Murmeln getauscht hat, ist sie die einzige, die er mitnehmen konnte. Sie wird zu seinem Glücksbringer und seiner Erinnerung an sein Zuhause.

Trotz der Traurigkeit des Films ist sein Thema sehr wichtig. Es zeigt nicht nur die grausame Wahrheit des zweiten Weltkriegs, sondern hilft auch die aktuelle Situation der Flüchtlinge zu verstehen und hoffentlich ein bisschen mehr Empathie aufzubringen.

Besetzung
* Dorian Le Clech als Joseph
* Batyste Fleurial als Maurice
* Patrick Bruel als Roman
* Elsa Zylberstein als Anna
* Bernard Campan als Amboise Mancelier
* Kev Adams als Ferdinand
* Christian Clavier als Doctor Rosen
* César Domboy als Henri

Bilder: © Ascot Elite Entertainment Group. All Rights Reserved.


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