Filmkritik «May December»

Ein wahnsinnig starkes Frauenduo über Macht, Manipulation und sexuellen Missbrauch. Schockierend, dass wenn eine Frau die Täterin ist, man von Verführung und Liebesgeschichte spricht!

Kinostart: 22. Februar

Fazit «May December»

Ich finde es erschreckend, wie akzeptiert, es ist, dass Gracie wegen Verführung Minderjähriger verurteilt wurde, als ob es ein Bagatelldelikt ist. Es scheint schlimmer zu sein, weil sie eine ältere Frau ist und ihre Familie betrogen hat. Das es sich hier ganz klar um Vergewaltigung und sexuellen Missbrauch eines Kindes handelt, wird abgetan, weil Joe und sie sich ja lieben. Doch Pädophilie und sexueller Missbrauch egal in welchem Alter haben nie etwas mit Liebe zu tun! Gerade Jungen und Männern fällt es noch viel schwerer, über sexuellen Missbrauch zu sprechen. Dieser Fall suggeriert, dass es noch cool ist, von einer älteren Frau verführt zu werden. Das finde ich sehr, sehr bedenklich. Es ist sehr wichtig, dass diesem Thema, dass Frauen auch sexuellen Missbrauch begehen, Aufmerksamkeit geschenkt wird. Selbst im Film kommt Joe zu dem Punkt, an dem er bemerkt, dass er eben nicht entscheidungsfähig war und es deswegen eine Straftat ist! 

Natalie Portmann und Julianne Moore gemeinsam auf der Leinwand zu sehen, ist natürlich ein Highlight. Sie spielen die beiden Frauen hervorragend, so dass man sich zuweilen fast ein bisschen fremdschämt, wenn man sieht, was sie da teilweise abziehen. Diese manipulative Art die Gracie an den Tag legt, jeden und alles um sie zu kontrollieren und dazu zu bringen, alles so zu machen, dass es für sie stimmt, ist wahnsinnig mit anzusehen. Genauso hat auch Elizabeth dieses Verhalten in sich und man erkennt einfach, dass Joe immer noch die Schachfigur ist, die hin- und hergeschoben wird. Logischerweise, da er sich nie mit dem Missbrauch und der ganzen Thematik auseinandergesetzt hat und deswegen nicht gewachsen ist. Er ist immer noch das Kind, nur mittlerweile in einem erwachsenen Körper.

Handlung «May December»

Vor Jahren gab es diesen Skandal, dass eine ältere, verheiratete Frau mit einem 13-jährigen beim Sex erwischt wurde. Sie kam ins Gefängnis. Doch schlussendlich heirateten Gracie (Julianne Moore) und Joe (Charles Melton), als er volljährig war. Da sich diese Geschichte wunderbar für einen Film eignet, will die berühmte Schauspielerin Elizabeth (Natalie Portman) den Part von Gracie spielen. Sie versucht, so viel Zeit wie möglich mit ihnen zu verbringen, um sie so gut wie möglich porträtieren zu können. 

Sie bekommt natürlich nicht nur die vermeintlich grosse Liebe zwischen den Beiden mit, sondern auch die Wut der ersten Familie von Gracie, die es bis heute nicht verkraftet, dass ihre Mutter sie verlassen hat. Doch wie gross ist die Liebe zwischen Gracie und Joe wirklich? Und kann Joe sich ewig davor verschliessen, und wird es Gracie jemals einsehen, dass sie ihm als unschuldiges Kind grosses Unrecht angetan hat? 

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