Tabubruch mit der Krankheit Alkoholismus und warum es so schwerfällt, sich einzugestehen, wenn man ein Problem hat. Wichtige Thematik, die in diesem Film gut dargestellt und transportiert wird.
Kinostart: 26. Oktober
Fazit «One for the Road»
Suchtkrankheiten sind in unserer Gesellschaft immer noch ein Tabuthema. Man erkennt sie oft, aber ansprechen tut man die Person nicht. Oft sind die Angehörigen unbeholfen und wissen nicht, wie sie das Thema ansprechen sollen. Es sind auch Befürchtungen da, dass die Betroffenen mit Wut und Ablehnung reagieren, weil sie sich das Problem nicht eingestehen. Es ist immer eine Gratwanderung. Solange der Suchtkranke das Problem nicht anerkennt, kann der Heilungsprozess auch nicht beginnen. Wenn vom Aussen dazu geraten wird oder gar Vorwürfe gemacht werden, erreicht man schlussendlich nichts. Im Gegenteil, vielleicht kapselt sich die Person noch mehr ab und zieht sich in ihr Schneckenhaus zurück. Somit ist niemandem geholfen. Meiner Meinung nach ist das Beste, was man als Angehöriger einer Suchtkrankenperson tun kann, für sie da zu sein, sie nicht zu verurteilen, aber das Problem auch nicht leugnen.
Zwei Menschen werden porträtiert, die aufgrund unterschiedlicher Geschichten zum Alkohol gekommen sind. Leider ist es so, dass es kaum möglich ist, dass zwei Suchtkranke einander helfen können, wenn sie sich die Krankheit nicht eingestehen oder am Anfang ihres Heilungsprozesses stehen. Denn es besteht einfach keinerlei Kapazität. Wenn man kaum für sich selbst da sein kann, wie will man es zusätzlich für eine andere Person sein. Deswegen braucht es immer einen Coach oder Therapeuten, der einem den Raum halten kann. Sodass man überhaupt beginnen kann, an sich zu arbeiten und das Bewusstsein und die Erkenntnis erlangen, um wieder die Körperpräsenz zu bekommen. Ja, das ist harte Arbeit und es tut weh, aber nur so kann man heilen, die Sucht soweit integrieren, dass sie zwar ein ständiger Begleiter bleibt, aber dass man die Kontrolle behält nicht die Sucht. Denn auch wenn so ziemlich alles aufgrund von Verletzungen aus der Kindheit resultierende Muster sind, heisst es nicht, dass man im Erwachsenenalter nicht die Verantwortung für dafür übernehmen kann und muss. Nur so ist es möglich, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Berlin ist sicher gut gewählt, weil man gut in der Anonymität der Grossstadt verschwinden kann. Es ist jeden Tag möglich, Party zu machen und man muss sich somit nicht mit sich selbst auseinandersetzen. Das bedeutet aber nicht, dass man es nicht kann. Dies zeigt auch das Zusammenspiel zwischen dem Kursleiter Herr Blau (Name ist auch treffend gewählt 😉) und Mark, den er zu Beginn eher belächelt. Dieser Beziehungskonstellation gibt dem Film eine schöne Wärme.
Handlung «One for the Road»
Mark (Frederick Lau) führt ein erfolgreiches Leben als Bauleiter, hat Freunde und geht regelmässig feiern. Als er betrunken Auto fährt, wird ihm der Führerschein entzogen. Um ihn zurückzukriegen, muss er am MPU-Kurs teilnehmen. Dort trifft er auf die Lehrerin Helena (Nora Tschirner). Alle Kursteilnehmer glauben, dass ihre betrunkene Autofahrt nur ein blödes Missgeschick war, und dass sie deswegen den Führerschein verloren haben.
Mark ist davon überzeugt, jederzeit mit dem Alkohol aufhören zu können. Deswegen geht er mit seinem Freund Nadim (Burak Yiğit) die Wette ein, dass er bis zum Kursende keinen Alkohol trinkt. Es beginnt eine herausfordernde Zeit. Schafft Mark es, die Wette zu gewinnen? Oder liegt das Problem vielleicht tiefer?
Besetzung
* Frederick Lau als Mark
* Nora Tschirner als Helena
* Burak Yigit als Nadim
* Godehard Giese als Herr Blau
* Friederike Becht als Anja
Bilder: © 2023 Sony Pictures Releasing Switzerland GmbH
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Sehr spamnemd…kommt leider viel zu oft vor.
Ja, das ist leider so.