Filmkritik «Tár»

Lydia Tár ist eine weltberühmte Dirigentin und Musikerin, die für viele Frauen ein grosses Vorbild ist. Doch da ist noch etwas Dunkles, dass immer mehr den Weg an die Oberfläche sucht und sie zu verschlingen droht.

Bewertung: 4 von 5.

Kinostart: 23. Februar

Bild aus dem Film «Tár»Bild aus dem Film «Tár»

Fazit «Tár»

Es macht richtig Spass, diese stolze, schöne und selbstbewusste Frau kennenzulernen, die sich in einer Männerdomäne durchgesetzt hat. Mit ihrem Humor und Intelligenz begeistert sie ihr Umfeld und dient als Vorbild. Deswegen ist es umso trauriger zu sehen, dass sie genau die männlichen Attribute angenommen hat, von denen sie sich distanziert hat. Der Film wirft dadurch die Frage auf, ob Frauen in einem bis dahin eher männlich geprägtem Beruf, ihre Weiblichkeit zurücknehmen müssen. Cate Blanchett ist dazu die perfekte Besetzung, weil sie gut die weiblichen und männlichen Komponenten, die jeder in sich trägt, rüberbringen kann.

Bild aus dem Film «Tár»

Irgendwie fragt man sich als Zuschauer auch, wieso Vorgesetzte so oft ihre Macht missbrauchen müssen. Ob dies der Preis einer hohen Position ist, dass man seine Werte beiseiteschiebt und nur noch alles dafür tut, an der Spitze zu bleiben. Egal, wer oder was auf der Strecke bleibt. Auf der anderen Seite sieht man auch, wie Männer geradezu verängstigt reagieren, sobald Anschuldigungen über sexuellen Missbrauch im Raum stehen. Weil, wenn man einmal beschuldigt ist, kriegt man das kaum wieder los. Viele Männer sind auch gehemmt indem, was sie überhaupt noch sagen können. Leider wird dies in der Gesellschaft kaum thematisiert.

Bild aus dem Film «Tár»

Es ist faszinierend, wie der Film immer mit den Geschlechterrollen spielt und typische Attribute durch das andere Geschlecht gezeigt werden. Dies bricht die klaren Vorstellungen, die wir von Mann und Frau haben auf, und zeigt, dass jeder Mensch männliche und weibliche Anteile in sich hat und je ausgeglichener diese sind, desto ausgeglichener ist der Mensch. Zum einen brauchen wir das Empfangende und Ruhige, um uns besinnen zu können, damit wir dann ins aktive Männliche gehen können, um auch etwas umsetzen zu können.

Bild aus dem Film «Tár»

Bereichernd ist auch die Arbeit einer Dirigentin zu sehen. Wie man sich auf ein Konzert vorbereitet, wie ein Orchester funktioniert und was alles im Hintergrund abläuft. Das Bewusstsein, dass für diesen Beruf geschaffen wird und welche Wichtigkeit er hat, öffnet die Augen und macht ihn interessant. Der Film spielt mit verschiedenen Vorurteilen und schafft es immer wieder, den Zuschauer eines Besseren zu belehren, ohne dabei besserwisserisch zu sein. So weckt er Neugierde und Sympathie.

Bild aus dem Film «Tár»

Handlung «Tár»

Lydia Tár (Cate Blanchett) hat etwas erreicht, was keine Frau zuvor geschafft hat. Sie ist Chefdirigentin der Berliner Philharmoniker. Bald soll ihre Interpretation von Gustav Mahlers 5. Symphonie aufgenommen werden, was ihre Karriere auf eine noch höhere Ebene heben wird. Bei der Promotion ihres neuen Buchs wird sie von ihrer Assistentin Francesca (Noémie Merlant) begleitet. Sie steht ihr in allen Belangen zur Seite und regelt auch die unangenehmen Dinge, wie das Fernhalten der ehemaligen Arbeitskollegin Krista von Lydia.

Bild aus dem Film «Tár»

Die Aufnahme steht kurz bevor und Lydia ist zurück in Berlin bei ihrer Frau Sharon (Nina Hoss) und ihrer gemeinsamen Tochter Petra. Eine neue Cellistin lenkt sie aber immer wieder von ihrer Arbeit ab und deren Bevorzugung führt zu Spannungen im Orchester. Wäre dies nicht genug, bringt die niederschmetternde Nachricht über Krista ungeahnte Probleme mit sich. Schafft Lydia ihre Aufnahme rechtzeitig fertigzustellen?  

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Besetzung
* Cate Blanchett als Linda Tarr/Lydia Tár
* Nina Hoss als Sharon Goodnow
* Noémie Merlant als Francesca Lentini
* Sophie Kauer als Olga Metkina
* Julian Glover als Andris Davis
* Allan Corduner als Sebastian Brix
* Mark Strong als Eliot Kaplan

Bilder: © 2022 Focus Features, LLC.


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