Filmkritik «Treasure»

Für eine ist es eine Entdeckungsreise ihrer Herkunft, für den anderen die Konfrontation mit der Hölle der Vergangenheit. Dieser Film zeigt, wie wichtig die Aufarbeitung der Vergangenheit ist, damit sie nicht die Gegenwart und Zukunft belastet.

Bewertung: 5 von 5.

Kinostart: 12. September

Bild aus dem Film «Treasure»

Fazit «Treasure»

Wie ist es, wenn man gar keine Erinnerungsstücke von seiner Vergangenheit hat? Kein Bild, kein Brief, kein Schmuckstück, kein Dokument. So erging es den überlebenden Juden nach dem Zweiten Weltkrieg. Viele Kinder und Enkelkinder möchten wissen, woher sie kommen. Als Enkelin von Holocaust-Überlebenden bin ich wahnsinnig froh, dass mein Grossvater sich ein Jahr vor seinem Tod geöffnet hat und seine Geschichte meinem Vater auf meinen Wunsch erzählte. Gemeinsam seine Heimat zu besuchen, haben wir leider nicht geschafft. Zum einen bedaure ich es, zum anderen bin ich glücklich, dass er den Krieg überlebt und ein neues Zuhause in Israel gefunden hatte (wie im Film Edek in New York). Solche Filme sind deswegen so wichtig, weil sie viele Menschen in der westlichen Welt (in der, der Antisemitismus schon vor dem jetzigen Krieg wieder angestiegen ist) gar nicht vorstellen können, wie es sich anfühlt, sein Zuhause zu verlieren und gehasst zu werden, nur aufgrund der Religion. Je mehr, die Menschen ins Fühlen kommen, als immer nur mit dem Ego zu (ver-)urteilen, desto eher wird ein Miteinander möglich. Dafür braucht es viel Selbstarbeit und viel Empathie gerade mit sich selbst.

Bild aus dem Film «Treasure»

Diese Filme sollten unbedingt an Schulen gezeigt werden, damit schon früh das Bewusstsein über die dramatischen Folgen auch erkannt werden. So viele Überlebende schweigen, können einfach nicht darüber sprechen. Dieses Schweigen beeinflusst dann die Beziehung zu ihren Kindern und ihr ganzes Leben. Es beeinträchtigt das ganze Leben und blockiert die Heilung. Dies zeigt «Treasure» eindrucksvoll. Edek spielt immer alles runter, alles scheint nicht so wichtig, er macht Witze darüber. Doch welche Auswirkungen dies auch auf das Leben seiner Tochter hat, merkt er erst durch die gemeinsame Reise. Selbstverständlich ist sie selbst für die Aufarbeitung ihrer Themen verantwortlich. Ihre gemeinsame Geschichte zeigt aber, was an Heilung möglich ist, wenn sich beide ihrer Vergangenheit stellen.

Bild aus dem Film «Treasure»

Die gerade sprachliche Leistung von Stephen Fry ist super beeindruckend. Er geht wirklich komplett als Pole durch. Lena Dunham und er harmonieren auch super als Vater-Tochter-Gespann. Gerade der Humor und das Unterhaltungstalent von Edek lockern den Film extrem auf und machen die ganze Thematik weniger schwer, ohne dass dabei ihre Wichtigkeit und der Ernst der Situation bagatellisiert wird.

Bild aus dem Film «Treasure»

Handlung «Treasure»

Ruth (Lena Dunham) hat ihren Polentrip minuziös geplant. Sie will wissen woher ihre Familie kommt. Dass ihr Vater Edek (Stephen Fry) sie nun doch begleitet, freut sie zunächst, doch dann scheint es so, als ob er alles torpedieren würde. Ihre Vater-Tochter-Beziehung ist sowieso schon nicht gerade einfach. Doch Ruth bleibt standhaft und so zeigt ihr Edek, wo er als kleiner jüdischer Junge aufgewachsen ist, bevor seine Familie deportiert wurde.

Bild aus dem Film «Treasure»

Der Wunsch nach Erinnerungsstücken ist für Ruth so gross, dass sie auch Risiken eingeht. Was Edek wiederum fast wahnsinnig macht, als er es erfährt. Doch weiterhin erzählt er nur das Nötigste von damals. Erst als sie Auschwitz besuchen, beginnt er ein bisschen zu erzählen. Schafft es diese Reise, die Verbindung zwischen Ruth und Edek zu stärken oder entfremden sie sich noch mehr voneinander?

Bild aus dem Film «Treasure»

Besetzung
* Lena Dunham als Ruth
* Stephen Fry als Edek
* Zbigniew Zamachowski als Stefan
* Robert Besta als Hotel Manager
* Oliver Ewy als Witek

Bilder: © 2024 Ascot Elite Entertainment. All Rights Reserved.


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