Interview mit Martin Skalsky

Martin Skalsky (42) wurde vom rumänischen Strassenhund Cody ausgesucht, der sein Leben komplett veränderte. Doch das geschah nicht etwa in Rumänien. Dahin zog es Martin, als er von Codys Lebensgeschichte erfuhr und ihn bei sich aufnahm. Daraus entstand ein Dokfilm, der tief berührt und dem Zuschauer bewusst macht, dass wir nur gemeinsam etwas für die Tiere erreichen können. «Cody – the dog days are over» ab Donnerstag, 24. Oktober im Kino!

Bild aus dem Film Cody von Martin Skalsky

Bei diesem Film ist Martin Regisseur, Produzent und Hauptprotagonist. Eine grosse Herausforderung, die er bravourös meistert. Ich habe selten einen Film gesehen, bei dem dies der Fall und der so gut aufgebaut und die Geschichte stimmig und in sich geschlossen ist. Wie es zum Film über den Streuner Cody kam, erzählte Martin mir im Interview.

Bild aus dem Film Cody von Martin Skalsky

Wie kamst du auf die Idee, diesen Film zu drehen?
Ich wusste nicht genau, wie ich mit Cody aufgrund seiner Vergangenheit umgehen sollte. Ich war kein Hundemensch. Deswegen bin ich nach Rumänien gereist. Das war natürlich auch ein menschlicher Gedanke, wenn ich sehe, wo und wie er gelebt hat, weiss ich mehr über den Hund. In diesem Fall war es tatsächlich so, dass Cristina, die Cody von der Strasse geholt hatte, mir etwas über ihn erzählen konnte. Als ich die Geschichte von ihm und Blanche gehört habe, ist ein romantischer Gedanke bei mir durchgebrannt. Ich wollte die zwei Hunde wiedervereinen und viele Menschen in meinem Umfeld wollten bei der Zusammenführung unbedingt dabei sein. Weil ich gemerkt habe, dass viele Leute diesem Thema zugänglich sind und es spannend finden, entstand die Idee zu diesem Film. Zuerst wollte ich das Projekt mit einem Regisseur und einer Produktionsfirma machen, doch es liess sich nicht finanzieren und der Regisseur hatte gerade einen anderen Job. Dann stand ich vor dem Projekt und wusste, entweder mach ich es auf meine Art oder es wird nicht realisiert. Heute sind wir zwei Wochen vor dem Kinostart.  

Wie hast du von Cody erfahren?
Das war reiner Zufall. Ich war oft in Berlin, weil ich da auch ein Studio hatte, um Filmmusik zu komponieren. Ein Freund kam mich besuchen und wir gingen auf den Mauerpark Flohmarkt, weil er dort mit einer Kollegin abgemacht hatte. Sie kam mit drei Hunden und einer davon war der Zwischenpflegehund Cody. Er hat sich zu mir gesetzt und wich mir nicht mehr von der Seite. Nach zwei, drei Wochen Bedenkzeit haben wir uns dann entschlossen, Cody in die Schweiz zu nehmen.

Bild aus dem Film Cody von Martin Skalsky

Was hat das Thema mit dir gemacht? Wie hat es dich verändert und berührt?
Es hat mich extrem verändert, was auch Thema im Film ist. Früher habe ich osteuropäisch geprägt, sehr fleischlastig gegessen. Heute bin ich als Vegetarier auf dem Weg zum Veganer. Ich bin mit meiner Familie aufs Land gezogen und wir führen einen ruhigeren Lebensstil. Es ist natürlich völlig klar, dass mich die Situation in Rumänien sehr berührt. Ich weiss jetzt, wie das Zusammenleben mit einem Hund ist, der dies erlebt hat. Aber nur weil ich Cody gerettet habe, geht es den Hunden dort nicht besser. Dies wird erst der Fall sein, wenn sich genügend Menschen inspirieren lassen, Verantwortung zu übernehmen.

Was müsste sich in Rumänien ändern, damit es die Hunde besser haben?
Das Streunerproblem müsste gelöst werden, was durch unterschiedliche Gründe von den Menschen verursacht wurde. Einerseits gibt es den Vorwurf an die rumänische Regierung, dass über die vollen Tierheime von der EU Geld gefordert werden kann. Anderseits scheint es teilweise auch ein Mentalitätsproblem zu sein. Cristina versucht seit Jahren Hundebesitzer eine gratis Kastration ihrer Hunde schmackhaft zu machen. Sie lehnen aber ab, weil er dann nicht mehr ein «richtiger» Rüde ist. Das Problem wird sich erst über einen grossen, gesellschaftlichen Druck lösen. Es geht mir auch nicht darum Rumänien schlecht darzustellen, in jedem Land werden Tiere unwürdig behandelt. Mir ist es einfach wichtig Bewusstsein zu schaffen und die Menschen zu informieren.

Bild aus dem Film Cody von Martin Skalsky

Engagierst du dich noch anderweitig für den Tierschutz?
Mir wurde gesagt, dass ich mit diesem ganzen Filmprojekt schon viel für den Tierschutz leiste. Oft werde ich auch gefragt, wie Cristina unterstützt werden kann. Ich unterstütze gerne Menschen, die sich für Tiere einsetzen und bin hier mit vielen Tierschutzorganisationen in Kontakt. Es ist vor allem wichtig Bewusstsein zu schaffen. Aufgrund des Films ist es mir gerade nicht möglich regelmässig Geld an eine Organisation zu spenden, aber ich werde mich mein Leben lang für den Tierschutz einsetzen.

Wie man Cristina unterstützen kann war auch einer meiner Fragen. Kann man bei ihr als Volontär arbeiten?
Das kann man. Auf meiner Website findest du ihre Angaben unter diesem Link. Ich kann so ein Volontariat jedem empfehlen. Es ist ein grosses Erlebnis, dies einmal mit eigenen Augen zu sehen.

Bild aus dem Film Cody von Martin Skalsky, Cristina

Was sind deiner Meinung nach die Unterschiede zwischen einem Streuner und einem «normalen» Hund von hier?
Für mich besteht der grosse Unterschied darin, dass Streuner ihre Authentizität stärker zeigen. Diese Authentizität darf man ihnen dann auch nicht absprechen, sondern sie so annehmen, wie sie sind. Durch ihr Leben auf der Strasse haben sie Erfahrungen gesammelt, was Cody wohl verhaltensauffällig gegenüber Männern gemacht hatte. Deswegen wurde er auch fünf Monate nicht vermittelt. Heute ist er viel toleranter.

Durch sein Leben in einem Rudel kann Cody super mit anderen Hunden kommunizieren. Es gibt aber Hunde, die die Hundekommunikation nicht richtig gelernt haben. Zudem besteht das Problem bei überzüchteten Hunderassen, wie dem Mops, dass er nicht richtig gelesen werden kann. Dadurch können Konflikte entstehen, wo sich dann auch gleich der Hundebesitzer in die Pflicht gerufen fühlt. Ich empfehle jedem Hundebesitzer sich mit Hundekommunikation zu beschäftigen. Damit er weiss, wann er eingreifen muss und wann nicht.

Würdest du noch weitere Tiere adoptieren?
Diese Frage stelle ich mir oft. Beim Drehen in Rumänien gab es einen Hund, der immer zu mir kam. An ihn denke ich oft. Momentan würde ich aber dem Hund auch nicht gerecht werden, weil wir wieder Nachwuchs erwarten. Aber in Zukunft kann ich mir einen weiteren Hund sehr gut vorstellen.

Bild aus dem Film Cody von Martin Skalsky

Jetzt noch kurz zu deinem Beruf. Wie kamst du zur Filmmusik?
Ich habe schon als Kind immer Musik gemacht und ging auf die Musikhochschule. Für eine Freundin aus Deutschland habe ich für einen Kurzfilm die Filmmusik komponiert. Ich war sofort fasziniert, was aus den Emotionen entsteht zwischen Musik und Bild. Ich war auch in Amerika und habe in grossen Musikstudios gearbeitet. Heute habe ich mit zwei weiteren Komponisten die Firma «Triplet Studios» mit je einem Studio in Zürich und Berlin.

Was bedeutet Musik für dich?
Klassischerweise würde man sagen alles. Aber das stimmt natürlich nicht, Filme machen interessiert mich zum Beispiel auch sehr. Die Musik hat mir sehr viele Wege geöffnet, die mir sonst verschlossen geblieben wären, deswegen hat sie einen besonderen Platz in meinem Leben.

Wie findet Cody Musik?
Ich glaube, ihm ist die Musik relativ egal. Ich habe eine Hundemusik-CD, auf der verschiedene Frequenzen gespielt werden, die für Hundeohren angenehm sind. Aber es wäre sehr vermessen zu sagen, er findet Musik so oder so. Manchmal legt er sich zu einem Stück hin und beim nächsten Mal verlässt er beim selben Lied den Raum (lacht).

Bild aus dem Film Cody von Martin Skalsky

Bilder: FRENETIC FILMS

4 Kommentar

  • Silvia 19/10/2019 at 8:58 pm

    Was passiert mit Blanche?

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    • Daphne Chaimovitz 22/10/2019 at 6:32 am

      Wird nicht verraten, dafür musst du schon den Film schauen 🙂

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  • Jean-Pierre Vogel 21/11/2019 at 7:49 pm

    Madame, Monsieur,
    J’ai apprécié ce film documentaire « Cody -The Dog Days are over ». il permet à nous tous de prendre soin des animaux et de les respecter. Mais une seine particulièrement tragique nous à interpelée :

    Elle montre un grand chien noir dans un chenil public, qui est sauvagement retenu dans un enclos au moment où, les autres chiens sont récupérés pour être placés, probablement dans un refuge privé.
    Ce chien, qui tente de sortir est remis sans ménagement en cage. Il reste seul. Nous l’entendons fortement pleurer. Ensuite, gémissant de détresse, il est sauvagement trainé à l’aide de collier étrangleur et conduit dans une pièce nommée « veterinary ».
    La porte se referme, nous entendons encore brièvement ce chien pleurer et la séquence s’arrête là … !
    – Qu’est devenu ce chien ? Probablement a-t-il été sauvagement tué.
    -Pourquoi n’at-il pas été récupéré avec les autres chiens ?
    – Pourquoi, ceux qui l’ont filmé, ne sont pas intervenus pour sauver ce chien ?
    Aucunes explications des tenants et aboutissants de cette scène particulièrement douloureuse et tragique ne sont donnés dans ce reportage.
    Que peut nous dire le réalisateur sur cet épisode, qui nous a profondément affecté.

    Joelle Knobel et Jean-Pierre Vogel.

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