Interview mit Charles Wessler

Charles Wessler (64) aus New York ist Filmproduzent und gewann 2019 mit «Green Book» den Oscar für den besten Film. Im Interview erzählt er mir, wieso es ihm so wichtig war diesen Film zu produzieren, was ihn an der Geschichte berührte und was ihm der Oscar bedeutet.

Bild von Charles Wessler

Aufgrund der Corona-Pandemie sind auch seine künftigen Projekte on hold. Welche das sind, erfährst du weiter unten. Dieses Interview ist eines meiner absoluten Highlights in dieser Krise. Vielen Dank lieber Charles!

Herzliche Gratulation zum Riesenerfolg mit dem Film «Green Book»!! Was bedeutet dir der Oscar für den besten Film?
Es ist eine sagenhafte Ehre. Es bedeutet, dass eine riesige Mehrheit der Wähler der Academy für unseren Film, als besten des Jahres gestimmt hatten. WOW! Es gibt nur eine kleine Anzahl von Filmen auf dem Planeten, die als bester Film ausgezeichnet wurden. Ich bin glücklich einer dieser Oscars zu haben. Eine gewaltige Ehre.

Wie hoch ist der Druck für den nächsten Film nach diesem Grosserfolg mit «Green Book»?
Ich kann den Oscar nicht meine Gefühle beeinflussen lassen. Ich produziere gerade den Film «Palmer», bei dem Fisher Stevens Regie geführt hat. Wir haben gerade abgedreht, aber diese Pandemie zwingt uns, dies vorübergehend auf Eis zu legen. Eine super süsse Geschichte. Fischer vollbrachte eine hervorragende Arbeit. Dieser Film bringt dich zum Weinen oder es kann sein, dass dir das Herz fehlt. Ich liebe den Film.

Bild aus dem Film Green Book

Hast du vorher schon vom Green Book gehört?
Nein. Die Drehbuchautoren fanden es während ihrer Recherche. Ganz, ganz wenige Amerikaner wussten, was Green Book war, mich eingeschlossen. Ich kaufte eins auf Ebay und weinte praktisch auf jeder Seite. Es ist verstörend zu wissen, dass dieses Buch für Afroamerikaner notwendig war, wie ganz simple in eine andere Stadt zu fahren.

Was löste die Geschichte bei dir aus?
Die Freundschaft berührte mich. Diese Typen hätten unterschiedlicher nicht sein können. Ich mochte, dass Doc Shirley sich die Zeit und Mühe nahm, Tony zu lehren, ein besserer Mensch zu sein. Und, dass Tony jemanden lieben lernte, den er normalerweise ignoriert hätte. Es ist die Liebe in der Geschichte, die mich berührt.

Was waren für dich die Gründe, dass du diesen Film produzieren wolltest?
Nachdem sie den ersten Entwurf fertiggestellt hatten, gab mir der Regisseur Peter Farrelly das Drehbuch und sagte mir: «Geh verdammt nochmal nach LA und produzier dieses Ding». Ich liebte den ersten Entwurf. Es brachte mich zum Weinen, Lachen und Erschaudern. Ich stoppte in Atlanta und New Orleans und wählte dann letzteres als einen der Hauptdrehorte aus.

Denkst du, dieser Film hilft speziell in den USA gegen Rassismus?
Ich hoffe wirklich, dass es die Herzen jener erreicht, die immer noch rassistische Gedanken hegen und sie aufweckt.

Bild aus dem Film Green Book

Ab welchem Zeitpunkt war dir klar, dass der Film ein Hit wird?
Offen gesagt, ich wusste, dass die Menschen ihn mögen würden. Ich hatte aber keine Ahnung, dass wir in der Jagd für den Oscar waren, bis wir den Film mit zwei Screenings getestet hatten und ein noch nie dagewesenes Ergebnis von zweimal 100% erzielten! Ich wusste nicht einmal, dass dieses Resultat möglich war. Am Screening des Toronto International Film Festival (TIFF) bekamen wir eine Standing Ovation und alle applaudierten. Pete schrieb und führte Regie bei diesem grossartigen Film und alle liebten «Green Book».

Hast du während dem Dreh mit diesem Erfolg gerechnet?
Nein, nie. Ich wusste das «Verrückt nach Mary» erfolgreich sein wird. Aber auch nicht so erfolgreich, wie der Film dann geworden ist. Wir arbeiten einfach sehr hart daran, einen Film zu produzieren, der uns glücklich macht und schicken ihn dann hinaus in die Welt.

Bild von Charles Wessler

Wolltest du schon als Kind Filmproduzent werden?
Komischerweise ja. Aus irgendeinem Grund wusste ich mit vier, dass ich Filme machen wollte. Viele Eltern meiner Freunde waren Schauspieler, Regisseure oder Produzenten. Ich hatte keine Ahnung, wie sie das genau machten. Aber sie verdienten ihr Geld damit, also war es ein Job.

Was sind deine nächsten Projekte?
«Handbook for Superheroes» ist ein lustiger Kinderfilm, der in Zusammenarbeit mit Patrik Forsberg von Stiller Studios, einem coolen Partner aus Stockholm, realisiert wird. Ein weiterer Film wird in Israel mit NUTZ Productions gedreht. Eine romantische Komödie. Ich freue mich riesig auf dieses Projekt.

Bild von Charles Wessler

Bilder: Charles Wessler

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