Filmset-Besuch «Friedas Fall»

Es ist immer magisch in ein Filmset einzutauchen, insbesondere, wenn die Geschichte vor 120 Jahren spielt. Die Kostüme, Haar und Make-up sowie die ganze Ausstattung sind der Hammer, genauso wie Frieda Kellers Geschichte.

Bild vom Filmset-Besuch «Friedas Fall»

Wir waren live dabei, als die allererste Szene im Film «Friedas Fall» gedreht wurde. Nicht einmal der strömende Regen hielt uns davon ab! Tatsächlich hätte das Wetter für diese Szene nicht besser sein können, weshalb siehst du dann im Film ab Herbst 2024 im Kino.

Bild vom Filmset-Besuch «Friedas Fall»

Die vier Hauptdarsteller Rachel Braunschweig, Max Simonischek, Julia Buchmann und Stefan Merki sowie Regisseurin Maria Brendle konnten wir in der Drehpause interviewen. Besonders berührt hat mich diese strahlende Freude von Julia, die als Frieda Keller ihre erste grosse Hauptrolle spielt. «Es ist ein mega Geschenk, weil ich aus Herisau komme, was nahe bei St. Gallen ist. Ich habe die letzten zehn Jahre in Deutschland gearbeitet und es fühlt sich so an, wie nach Hause zu kommen. Diese tolle Rolle ist so bunt und vielschichtig, was für eine Schauspielerin ein Segen ist.»

Bild von Daphne Chaimovitz und Julia Buchmann am Filmset-Besuch «Friedas Fall»

Ein Auszug aus der Synopsis des Films:
Als Opfer einer Vergewaltigung bringt die 25-jährige Näherin Frieda Keller im Jahr 1904 ihren Sohn Ernstli, das Kind des Peinigers, um und verscharrt den Körper des Fünfjährigen im sankt-gallischen Hagenbuchwald. Kurz darauf wird die Leiche gefunden und die verzweifelte Mutter, Opfer und Täterin zugleich, gesteht das Verbrechen. Nebst den Behörden und der eigenen Familie richtet sich auch das frauenfeindliche Gesetz von damals gegen sie.

Bild von Max Simonischek am Filmset-Besuch «Friedas Fall»

Der Film ist harte Kost, die genauso gut heute in gewissen Teilen der Welt hätte passieren können. Aus folgenden Gründen wollte Maria unbedingt Regie führen: «Dieses Thema, diese Frau und ihre Geschichte sind total faszinierend. Diese Zweideutigkeit eines Menschen, wie es mir auch persönlich in der Recherche erging, weil man durch das Kennenlernen der Person auf einmal Verständnis hat, aber immer wieder ins Bewusstsein kommt, dass Frieda ihren fünfjährigen Sohn umgebracht hat. Diese Ambivalenz fand ich sehr spannend». Als besondere Herausforderungen bei einem historischen Dreh nennt sie die Kleinigkeiten bei Locations wie Lichtschalter, Steckdosen und Heizkörper. Es ist Wahnsinn, auf was alles geachtet wird und werden muss!

Bild vom Filmset-Besuch «Friedas Fall»

Friedas Anwalt Arnold Janggen spielt Max Simonischek. Für Max ist das Besondere an diesem Film: «Es ist ein relativ modernes Thema und zwar die Gleichheit vor dem Gesetz. Juristisch gesehen haben wir heute eine Gleichheit, aber gesellschaftlich noch lange nicht. Die historische Aufarbeitung dieses Themas, das bestenfalls bei den Zuschauern aus einer Distanz bewertet wird und sie die Brücke zu heute selber schlagen, macht diesen Film so speziell.»

Bild von Daphne Chaimovitz und Max Simonischek Filmset-Besuch «Friedas Fall»

Rachel Braunschweig spielt Erna, die Ehefrau des Staatsanwalts Walter Gmür, der von Stefan Merki verkörpert wird. Das Ehepaar ist eher ein modernes Paar, weil Erna zumindest Zuhause recht viel zu sagen hat. Wenn es damals erlaubt gewesen wäre, hätte sie sicher selbst Jura studiert. Rachel ist selbst Mutter und ich habe sie gefragt, wie sie mit diesen zwei schwerwiegenden Taten umgeht. «Wir drehten eine Szene in der Kirche, wo meine Figur Erna es Frieda ermöglicht, sich von ihrem Sohn zu verabschieden. Dies war für mich ein sehr emotionaler Moment, der mich tief berührt hat. Es ist eigentlich egal, ob ich Mutter bin oder nicht, die Tatsache, dass eine Frau an einen Punkt der Verzweiflung kommt, wo sie ihr eigenes Kind umbringt, ist enorm erschütternd, neben der Grausamkeit des Mordes an sich. Zusätzlich auch diese Trauer von Frieda, um diese verlorene Mutterschaft und, dass man sie nie wirklich Mutter sein liess. Dies hat enorm viel auch mit unserer heutigen Gesellschaft zu tun, wie wir mit Themen wie Abtreibung, Ver- und Beurteilung von Menschen umgehen.»

Bild von Rachel Braunschweig am Filmset-Besuch «Friedas Fall»

Bei Stefan Merki interessierte mich, ob er Friedas Geschichte schon gekannt hat. «Ich kannte ihrer Geschichte nicht. Bemerkenswert finde ich, dass heute noch im Jurastudium dieser Fall diskutiert wird. Ich wusste vorher auch nicht, wann in der Schweiz die Todesstrafe abgeschafft wurde. Das war erst mit der Einführung des Schweizerischen Strafgesetzbuchs am 1. Januar 1942.»

Bild vom Filmset-Besuch «Friedas Fall»

Was für ein wundervoller Tag! Während wir Journalisten auf die einzelnen Talents gewartet haben, verwöhnten uns die beiden Produzentinnen Susann Henggeler und Marianne van der Kooi von Condor Films mit Kaffee und Wasser. Sie erzählten uns so viel Wissenswertes, wie es zu diesem Filmprojekt kam und auf was sie alles Wert legen, dass die Wartezeit wie im Flug verging. Ich freue mich schon sehr, die Umsetzung von Frieda Kellers berührender Geschichte im Kino zu sehen.

Bild von Daphne Chaimovitz und Rachel Braunschweig Filmset-Besuch «Friedas Fall»

Bilder: Daphne Chaimovitz

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