TransFARMation bedeutet die Umstellung von einem konventionellen auf einen nachhaltigen Landwirtschaftsbetrieb ohne Tiernutzung. Denn nach den Tieren und der Natur sind die nächsten die unter der Tierindustrie leiden, die Bäuer*innen! Schliesslich müssen sie tagtäglich dieser Arbeit nachgehen und ihr Herz verschliessen. Wie ein TransFARMationsprozess abläuft, wie viele Bauernhöfe bereits umgestellt haben und was die schönsten Rückmeldungen waren, berichtet Projektleiter TransFARMation Florian Sisolefski (31) im Interview.
Wie kam es zur TransFARMation?
Die Geschichte der TransFARMation ist eng mit der Geschichte des Hof Narr verbunden.
Die Anerkennung des Hof Narr als landwirtschaftlichen Betrieb auf dem Lebensmittel produziert werden und wo Tiere auf Augenhöfe mit dem Menschen zusammenleben, hat bei vielen Landwirt*innen für Aufsehen gesorgt. Hatten Landwirt*innen von Nutztierhaltungsbetrieben früher oftmals nur die Optionen «Aufgeben» oder «Weitermachen» gesehen, kam durch den Hof Narr die Option des «Anders machen» hinzu. Im Jahr 2017 kam die erste Anfrage von einem Landwirt eines Milchbetriebs. Mittlerweile sind es knapp 150 landwirtschaftliche Betriebe (die Nachfrage ist steigend), welche eine Transfarmation gemacht haben und sich für eine wirklich zukunftsfähige und friedliche Landwirtschaft entschieden haben.
Wie läuft ein TransFARMationsprozess ab?
Ein TransFARMationsprozess ist immer sehr individuell und dauert in der Regel ein bis zwei Jahre.
Am Beginn steht immer die Kontaktaufnahme durch die Landwirt*innen selbst, zumeist durch eine kurze E-Mail oder einen Anruf. An der Stelle tauschen wir erste Informationen aus, um uns für den anschliessenden Besuch ein erstes Bild machen und erste Vorbereitungen treffen zu können.
Vor Ort schauen wir uns die Infrastruktur an und sprechen mit den Betreibenden möglichst frei und losgelöst von Beschränkungen über ihre Wünsche, Kompetenzen und Kapazitäten. Hier entsteht die erste konkrete Vision des Betriebs nach der TransFARMation. Nach dem Treffen arbeiten beide Parteien weiter an dieser Vision und konkretisieren diese im engen Austausch miteinander. Parallel dazu werden die Jahresabschlüsse des Betriebs analysiert, der Kapitalbedarf ermittelt und die finanziellen Szenarien des neuen Konzepts modelliert.
Wenn Klarheit über die Vision des Betriebs und des Wegs dorthin herrscht und die finanziellen Analysen besprochen wurden, startet der Umstellungsprozess. Wie dieser genau aussieht, hängt von vielen Faktoren ab und kann u.a. Tierplatzierungen, Umbaumassnahmen, Weiterbildungen, Aufbau von Homepage/Social Media, Maschinenanschaffungen, Anbahnung von Anbau- und Abnahmeverträge usw. beinhalten.
Was sind die grössten Hindernisse im TransFARMationsprozess?
Die meisten Menschen vermuten häufig, dass die finanzielle Machbarkeit die grösste Hürde innerhalb einer TransFARMation darstellt. Es stimmt natürlich, dass tierische Produkte finanziell leider immer noch verhältnismässig stark bevorteilt werden bzw. wir weit weg von einer Kostenwahrheit sind. Nichtsdestotrotz sind es aber insbesondere die sozialen Aspekte (intrapersonelle und interpersonelle), welche wir immer wieder als grösste Hürde ausmachen. Eine Abkehr von der Nutztierhaltung bringt häufig Konflikte oder Ängste vor Konflikten mit sich – seien es nun mit der eigenen Familie, welche bspw. schon seit mehreren Generationen den Betrieb so führen oder aber auch weiter gefasst mit dem sozialen Milieu, welches stark vom Beruf des/der Landwirt*in konstituiert ist. Die eigene Identität und Gruppenidentität sind eng mit entsprechenden Faktoren verknüpft.
Wird diese soziale Hürde genommen, steht in den allermeisten Fällen einer TransFARMation wenig im Wege. Zudem spiegeln uns die Landwirt*innen nach einer TransFARMation immer wieder, dass die Reaktionen häufig viel positiver ausgefallen sind als sie erwartet hatten und dieses Gefühl stark überwiegt.
Was waren die schönsten Rückmeldungen nach einer Transfarmation?
An sich gibt es zu jeder einzelnen TransFARMation eine schöne Rückmeldung und Geschichte.
Viele haben gemein, dass sich im Zuge einer TransFARMation immer wieder Betriebe aus der unmittelbaren Nähe finden, welche davon gehört haben und sich ebenso für eine Umstellung interessieren. Dieses Multiplikatorenpotenzial ist unfassbar bereichernd und ermutigend.
Darüber hinaus gibt es viele Landwirt*innen, welche vor den Umstellungen über zig Jahre hinweg tagtäglich mit ihrer Arbeit gehadert und gesundheitliche (physisch und psychisch) Probleme entwickelt haben. Die TransFARMAtionen waren in diesem Zusammenhang ihre Chance endlich wieder mit Freude und einer Vereinbarkeit ihrer Arbeit nachzugehen, mit einer entsprechend positiven Entwicklung ihres Gesundheitszustands. TransFARMationen sind also nachhaltige Heilungsprozesse auf allen Ebenen – für sich selbst, für die Tiere und für die heutige und zukünftige Welt.
Bilder: TransFARMAtion, Florian Sisolefski, Daphne Chaimovitz
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